2. Bundesliga

Überflieger Tzolis stürmt Richtung Bundesliga - und zur EM?

Düsseldorfs Topscorer spielt sich in den Fokus

Überflieger Tzolis stürmt Richtung Bundesliga - und vorher zur EM?

Zurück in der griechischen Nationalmannschaft: Fortuna Düsseldorfs Topscorer Christos Tzolis.

Zurück in der griechischen Nationalmannschaft: Fortuna Düsseldorfs Topscorer Christos Tzolis. imago images (2)

Alles fing im Frühsommer 2020 in Thessaloniki an, kurz nach Ende des fast weltweiten Lockdowns wegen der Corona-Pandemie. Vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs der griechischen Superleague holten PAOK-Trainer Abel Ferreira (aktuell Trainer vom brasilianischen Topklub Palmeiras) und der damalige Sportdirektor Olaf Rebbe (aktuell Sportdirektor 1. FC Nürnberg) einen 18-jährigen Talentspieler namens Christos Tzolis, der bei den A-Junioren des nordgriechischen Klubs 19-mal getroffen hatte, dauerhaft in die erste Mannschaft.

Vom Nobody zum Überflieger

Ab dem Moment ging es rasant bergauf für den Wonderboy, wie ihn die griechischen Medien seinerzeit tauften. In den Play-offs schnupperte er rein: neun Einsätze und sein Premierentor in der Liga. Zu Beginn der Saison 2020/21 eroberte er nach der vorzeitigen langfristigen Vertragsverlängerung im Eiltempo alle Herzen. Zeitgleich bekam er als Vertrauensvorschuss von der sportlichen Führung die Wunschnummer 11. Rebbe erinnert sich gern: "Da die Familie eine Zeit lang in Deutschland wohnte (erklärt die Jugendstationen Alemannia Königstädten und Rosenhöhe Offenbach, Anm. d. Red.), hatten wir von Anfang an einen guten Draht zueinander. Sie haben uns vertraut, was in der Phase enorm wichtig auch für Christos war. Der Rest war bei seinen Fähigkeiten eher die logische Folge."

Vier Spiele, zwei Tore in der Champions-League-Qualifikation, darunter zwei Tore und eine Vorlage beim überragenden Spiel gegen Besiktas (3:1). Weitere drei Tore und zwei Assists in der Europa League ließen alle genauer auf den jungen, abschlussstarken Stürmer blicken. In der heimischen Liga stieg er noch in der ersten Saisonhälfte zum Stammspieler bei PAOK auf und wurde immer mehr zum Leistungsträger. Schon Anfang Oktober debütierte Tzolis unter dem heutigen Ajax-Trainer John van’t Schip in der griechischen Nationalmannschaft. Dazu später mehr.

Insgesamt 57 Einsätze kamen in etwas über einem Jahr für PAOK zusammen, 17 Tore und elf Assists brachten ihm nur ein paar Monate später den griechischen Pokalsieg (2:1 gegen Olympiakos) und den Wechsel zum Premier-League-Aufsteiger Norwich City. Für PAOK war der Transfer ein Geldsegen, da der Klub dadurch die Probleme rund ums UEFA-Financial-Fairplay löste.

Doch der Premier-League-Traum hielt für den aufstrebenden Akteur nur eine Saison und war nach 14 zumeist Kurzeinsätzen wieder vorbei. Schon im Herbst wurde Daniel Farke, der ihn als Trainer geholt hatte, gefeuert. Nach und nach ließ der Klub im Abstiegskampf seinen Neuzugang links liegen. Es folgte der Abstieg, ein halbjähriger Abstecher in die niederländische Eredivisie zu Twente und der Weg zurück nach Norwich und in die Championship.

Wiedersehen in der 2. Bundesliga

Die Wege mit seinem einstigen Förderer Olaf Rebbe kreuzten sich schließlich im Sommer 2023 in der 2. Bundesliga wieder. Zwar wollte der FCN-Sportdirektor den heute 22-jährigen Außenstürmer nach Franken holen, musste allerdings akzeptieren, dass der junge Grieche seine Entscheidung zu Gunsten der Fortuna getroffen hatte: "Christos ist ein bescheidener, zielstrebiger Spieler, der fokussiert und immer hart arbeitete. Er braucht aber Rückhalt und Vertrauen, was er nun in Düsseldorf bei den Leuten um Klaus Allofs gefunden hat."

Apropos Klaus Allofs. Dem Sportvorstand der Fortuna ist nicht nur der Coup mit dem sportlichen Überflieger der Zweitligasaison gelungen, sondern auch ein finanzielles Schnäppchen. Sollte die Fortuna mit dem aktuell überragenden Tzolis den Aufstieg in die Bundesliga schaffen, wird die Kaufoption von kolportierten fünf Millionen Euro gezogen. Der Spieler äußerte sich unlängst, dass er im Aufstiegsszenario gerne weiterhin in Düsseldorf bleiben würde. Vielleicht auch deshalb wurde von den F95-Fans eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der bisher über 14.000 Euro für den Verbleib von Tzolis gesammelt wurden.

Sollte jedoch der Aufstieg verpasst werden, kann die Fortuna auch die dann niedrigere Kaufoption ziehen und auf Interessenten warten. Dass das benachbarte Borussia Mönchengladbach an Tzolis interessiert ist, konnte man schon 2021 vor seinem Wechsel nach Norwich registrieren. Zwei weitere Bundesligisten haben ebenfalls angeklopft - gestern kam laut Medienberichten Werder Bremen hinzu. Auch mindestens zwei griechische Klubs haben bei der Fortuna schon angeklopft. Dass sich noch mehr Klubs aus dem In- und Ausland melden werden, scheint sehr wahrscheinlich.

Düsseldorfs Restprogramm

Comeback im Nationalteam

Die 15 Ligatore und neun Assists in der 2. Bundesliga unter Trainer Daniel Thioune haben Tzolis auch zur Rückkehr ins Nationalteam verholfen. Zum richtigen Zeitpunkt, denn am Donnerstagabend (20.45 Uhr) kann sich Hellas in Athen gegen Kasachstan für das Finale um das dritte noch zu vergebende EM-Ticket qualifizieren. Erstmals nach eineinhalb Jahren wieder mit Tzolis an Bord.

EM-Quali Play-offs

Bislang kann der 22-Jährige 13 Länderspiele und ein Tor vorweisen. Jedes weitere könnte ab sofort historisch werden. Dass er froh ist, wieder dabei zu sein, sieht man ihm in jedem Trainingsmoment an. Trainer Gustavo Poyet will mit ihm als Joker die Gunst der Stunde nutzen und den einen entscheidenden Moment vom abschlusssicheren Außenstürmer bekommen. Danach sollte der Sieger aus dem anderen Halbfinale - Georgien gegen Luxemburg - auch kein unmöglicher Auftrag sein.

Doch unabhängig davon wird die Personalie Tzolis im Sommer wohl ihren Zenit am Transfermarkt erreichen. Dann freut sich im Frankenland Rebbe, der gerade am Rekordtransfer bastelt, über sein weiterhin gutes Gespür für 18-jährige Talente, die einschlagen und für teures Geld verkauft werden. Der Deal für Can Uzun könnte zum Beispiel die einstigen elf Millionen für Tzolis sogar übertreffen. Und im Rheinland kann sich der abgezockte Klaus Allofs zurücklehnen und über jeden Anruf freuen. Die ohnehin gute Verhandlungsposition wäre mit einem EM-Teilnehmer Tzolis sicher nicht schlechter.

Georgios Vavritsas

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