Bundesliga

Trainerwechsel in Wolfsburg: Schäfers Spagat und der Wandel

Binnen weniger Stunden wickelt der VfL-Boss den Personaltausch ab

Trainerwechsel in Wolfsburg: Schäfers Spagat, Hasenhüttls Sinneswandel

Vorgänger und Nachfolger: Ralph Hasenhüttl (li.) folgt in Wolfsburg auf Niko Kovac, 2017 trafen sie sich als Trainer von RB Leipzig und Eintracht Frankfurt.

Vorgänger und Nachfolger: Ralph Hasenhüttl (li.) folgt in Wolfsburg auf Niko Kovac, 2017 trafen sie sich als Trainer von RB Leipzig und Eintracht Frankfurt. AFP via Getty Images

Monatelang zog sich die Debatte um die Zukunft von Trainer Niko Kovac beim VfL Wolfsburg hin, nachdem sich im neuen Jahr die Sieglosserie von Woche zu Woche fortsetzte, stand der Kroate nahezu an jedem Wochenende auf dem Prüfstand. Wie ist das Ergebnis? Wie tritt die Mannschaft auf? Bis zum 26. Spieltag hangelte sich der erfolglose Coach durch, das 1:3 gegen den FC Augsburg brachte nun das Ende.

Und dann ging es blitzschnell, binnen weniger Stunden wickelten Geschäftsführer Marcel Schäfer und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz den Personaltausch ab: Noch am Samstagabend wurde Kovac, der einen Rücktritt ausschloss, die Entlassung mitgeteilt - alle Abfindungsmodalitäten waren vertraglich geregelt -, schon am nächsten Tag präsentierte der VfL Nachfolger Ralph Hasenhüttl. Weil die Manager vorbereitet waren.

Trainerscouting - der Markt wird auch sondiert, wenn der Coach fest im Sattel sitzt

Boss Schäfer meisterte in den vergangenen Wochen einen komplizierten Spagat. Einerseits stärkte er Kovac trotz zahlreicher Widerstände bis zum Tag der Trennung öffentlich den Rücken, demonstrierte über Wochen, dass dies mehr als nur Lippenbekenntnisse waren, parallel dazu trieb er schon längst die Trainersuche voran. Die bei dem 39-Jährigen schon begann, noch bevor Kovac in die Kritik geriet. Trainerscouting ist das Schlagwort, der Markt wird jederzeit sondiert, Gespräche geführt, selbst wenn der eigene Coach fest im Sattel sitzt.

Mit Hasenhüttl wurde schon vor geraumer Zeit Kontakt aufgenommen, der Österreicher entwickelte sich zum Wunschkandidaten für den Tag X und vollzog offenbar einen Sinneswandel. Nach seiner Zeit beim FC Southampton, die im November 2022 endete, hatte sich der 56-Jährige aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, genoss das Leben als Privatier - und wollte eigentlich nicht mehr zurückkehren auf die Trainerbank.

Hasenhüttl hatte sein Karriereende als Trainer angekündigt

Im Februar 2022 hatte er für die Zeit nach dem Premier-League-Klub - ursprünglich lief sein Vertrag bis Sommer 2024 - sein Karriereende als Fußballlehrer angekündigt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dann noch etwas im Trainerjob machen will", sagte Hasenhüttl. "Und das Nein zu allem anderen ist dann auch ein Ja zu dir selbst, und das möchte ich haben. Das ist der feste Plan, und ich hoffe, dass ich die Kraft habe, diesen auch durchzuziehen."

Nun: Sein Job in Southampton endete schon früher als geplant. Und dann kamen Schäfer und Schindzielorz und überzeugten ihn von der Rückkehr in die Bundesliga. Für wie lange? Der VfL berichtet von einem "längerfristigen Vertrag" des neuen Trainers, der im August 57 wird. Im kicker-Interview betonte der Österreicher, er wolle "auch noch andere Dinge erleben und nicht wie Roy Hodgson mit 74 noch auf der Bank sitzen. Ganz sicher nicht." Bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit ...

Thomas Hiete

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