Motorsport

Test: Hyundai Bayon 1.0 T-GDI 48V 7-DCT

Mini-Crossover - Dreizylinder mit 120 PS - Mildhybrid-System - Preis ab 25.250 Euro

Test: Hyundai Bayon 1.0 T-GDI 48V 7-DCT

Hyundai Bayon: Das Crossover-Derivat des i20 hat ein expressives Design bekommen, ohne dabei overstyled zu wirken.

Hyundai Bayon: Das Crossover-Derivat des i20 hat ein expressives Design bekommen, ohne dabei overstyled zu wirken. Hersteller

Wie er aussieht: Als "echten SUV" preist Hyundai den Bayon im Pressetext. Das sind große Worte, nicht nur, weil dem nach der südfranzösischen Stadt Bayonne benannten Modell Allradantrieb abgeht. Die technische Basis liefert der kleine Kompakte des Hauses, der i20 heißt und mit dem Hyundai das getan hat, was, beispielsweise, VW mit der Wandlung des Polo zum T-Cross vorexerziert hat: Mehr Bodenfreiheit spendiert, damit verbunden auch eine leicht höhere Sitzposition, bei den Rundum-Maßen einige Zentimeter draufgepackt, vor allem aber ein grundlegendes Umstyling durchgeführt. Statt SUV würden wir eher die Klassifizierung Crossover gebrauchen, die mancher Kunde - verängstigt vom SUV-Stigma - wohl sowieso als sozialverträglicher empfinden dürfte.

Wohlgelungen ist die Operation allemal: Der 4,18 Meter kompakte Bayon leistet sich ein expressives, aber dennoch harmonisches Design, auf Wunsch (500 Euro) gibt es ein schwarz eingefärbtes Dach, an der Front fallen die vom Rest der Leuchtengrafik separierten, schmalen Tagfahrlichter und der angedeutete Unterfahrschutz auf, am Rücken ein sportlicher Dachspoiler, die pfeilförmigen Rückleuchten und eine optisch verlängerte Heckscheibe.

Hyundai Bayon

Schöne Kombi: Bayon-Cockpit mit digitalem Fahrerdisplay und großem 10,25-Zoll-Touchscreen. Unser Bild zeigt die handgeschaltete Version. Hersteller

Wie er eingerichtet ist: Man könnte den Hang dieses Hyundais zum Hartplastik bekritteln. Uns hat der Kunststoff nicht gestört, weil der Blick eh auf das abwandert, was augenfälliger ist: Auf das Digitalcockpit mit 10,25-Zoll-Display und auf den (beim Navigations-Paket) ebenfalls 10,25 Zoll großen Touchscreen mit schnell verständlicher Menüführung, übersichtlicher Splitscreen-Darstellung und gestochen scharfer Bildgebung. Schön plan angeordnet findet sich darunter eine Leiste praktischer Sensortasten. Die Spracherkennung zeigt die von Hyundai-Kia bekannte Verständnisschwäche, oft haben wir aufgegeben und unser Anliegen dann doch händisch eingegeben.

Noch einmal zum Navigations-Paket: Die Investition von 1480 Euro lohnt deshalb, weil es dafür viel Gegenwert gibt - neben einer geräuschreduzierten Frontscheibe und dem erwähnt großen Touchscreen auch ein Bose-Soundsystem mit acht Lautsprechern und die Bluelink-Telematikdienste, unter anderem mit Echtzeit-Verkehrsinformationen und Last-Mile-Navigation, bei der das Smartphone über die letzten fußläufigen Meter bis ans Ziel führt.

Wie viel Platz er hat: Der Bayon vermittelt ein gutes Raumgefühl, nicht nur vorne, sondern auch auf den Rücksitzen, wo selbst Erwachsene bequem reisen und nicht schon nach wenigen Kilometern um den Ausstieg betteln. Zum Kofferraum muss man wissen, dass seine Aufnahmebereitschaft im Falle des 48-Volt-Hybriden um nicht unerhebliche 77 Liter auf 334 bis 1128 Liter sinkt.

Hyundai Bayon

Gepäckabteil: Nach Umklappen der Rücksitzlehnen tut sich eine nahezu ebene Ladefläche auf. Hersteller

Was ihn antreibt: Der 88 kW/120 PS starke Einliter-Dreizylinder ist der Topmotor im Bayon-Programm. Unterstützung erfährt er grundsätzlich von einem 48-Volt-Mildhybridsystem. Wir würden das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe "DCT" auf die Shoppingliste setzen, es ist gut abgestimmt und schaltet ebenso sauber wie präzise, die erforderlichen 1540 Euro sind gut angelegtes Geld. Wer lieber selbst Hand anlegt, kann dies mithilfe des "intelligenten" Sechsgang-Schaltgetriebes "6-iMT" mit elektronisch geregelter Kupplung tun, das den Motor in bestimmten Fahrsituationen entkoppelt und einen spritsparenden Segel-Modus initiiert, sobald der Fahrer den Gasfuß lupft.

Wie er sich fährt: Gut. Der Bayon meldet sich mit freundlich unaufdringlichem Dreizylinder-Sound zu Wort, lauter wird er erst bei hohem Tempo. Sehr brauchbar spricht der Dreiender an, er bringt den Hyundai-Crossover quirlig und souverän vom Fleck. Dass das Teamwork mit dem Doppelkupplungsgetriebe bestens funktioniert, hat schon Erwähnung gefunden.

Verpflasterter Asphalt und scharfe Querfugen bleiben nicht unbemerkt, dennoch geht der Komfort in Ordnung, insgesamt ist das Fahrverhalten als ausgewogen und kompetent zu beurteilen, der Bayon verträgt auch höheres Kurventempo, ohne in bedenkliche Wankneigung zu verfallen.

Drei Fahrstufen (Eco, Normal, Sport) verändern das Wesen des kleinen Crossovers, die Verkehrszeichenerkennung arbeitet verlässlich, und das aufgeregte Piepsen des übervorsichtigen Spurhalteassistenten ist weniger nervig als inflationär, wir fürchten, dass es der Fahrer/die Fahrerin in einem wirklichen Ernstfall gar nicht mehr wahrnimmt.

Apropos Fahrassistenten: Spurhalte-, Aufmerksamkeits- und Notbremsassistent mit Fußgänger-/Fahrradfahrererkennung sind immer serienmäßig, ebenso wie die Verkehrszeichenerkennung. Ab "Trend"-Ausstattung addiert sich eine Rückfahrkamera hinzu. Ausschließlich dem höchsten Ausstattungslevel "Prime" vorbehalten bleiben leider die Optionen eines navigationsbasierten Adaptiv-Tempomats mit Abstandsregelung (330 Euro) und des Assistenz-Pakets Plus (750 Euro), zu dem dann ein Totwinkelassistent mit Ausparkfunktion, eine Ein- und Ausparkautomatik sowie der sinnvolle Querverkehrswarner mit Notbremsfunktion gehören.

Hyundai Bayon

Hybridisiert: Der Top-Antrieb mit 120 PS wird immer von 48-Volt-Technik unterstützt. Hersteller

Was er verbraucht: Auf die werksseitig angegebenen 5,5 l/100 km sind wir nicht gekommen. 6,4 Liter sind im Alltagsbetrieb mindestens einzukalkulieren, bei zügiger Autobahnfahrt werden daraus schon mal über 8 Liter. Im Schnitt waren wir mit 7,3 l/100 km dabei.

Was er bietet: Die beiden unteren Ausstattungsstufen "Pure" und "Select" sind nicht mit dem 120-PS-Antrieb zu kombinieren. Hier muss es mindestens das "Trend"-Level sein, bei dem unter anderem Ambientebeleuchtung, Digitalcockpit, Lenkrad- und Sitzheizung sowie der kleine 8-Zoll-Bildschirm mit Smartphone-Anbindung (per Kabel) zum Lieferumfang zählen. Die Topausstattung "Prime" macht aus den 16-Zoll-Leichtmetallfelgen 17 Zöller und bringt außerdem Voll-LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera und das Komfort-Paket (u.a. Klimaautomatik, Regensensor, Sitzheizung hinten) mit. Wie es um die Fahrassistenten bestellt ist, haben wir bereits abgehandelt.

Was er kostet: Ab 25.250 Euro. Für das Prime-Modell wird ein Zuschlag von 1830 Euro berechnet.

Was wir meinen: Der Bayon vertritt Hyundai sehr würdig im Konkurrenzumfeld von VW T-Cross, Seat Arona oder Opel Mokka. Er sieht gut aus, bietet multimediale Moderne, geräumige Platzverhältnisse und überzeugende Fahreigenschaften. Allerdings dürfte er etwas weniger durstig sein. Und dass manche sinnvollen Ausstattungsdetails gleich den Zuschlag beim Topmodell erfordern, ist schade.

Ulla Ellmer

Die Daten des Hyundai Bayon 1.0 T-GDI 48-V-Hybrid 7-DCT

Hubraum 998 ccm, Zylinder 3, Leistung 88 kW/120 PS bei 6000/min, max. Drehmoment 200 Nm bei 2000-3500/min, Spitze 185 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 10,4 sec, Normverbrauch WLTP 5,5 l S pro 100 km, Testverbrauch 7,3 l/100 km, CO2-Emission 124 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d, Energie-Effizienzklasse C, Länge 4,18 m, Breite 1,55 m, Höhe 1,50 m, Kofferraum 334-1128 l, Kraftstoff-Tank 40 l, Leergewicht (ausstattungsabhängig) 1145-1255 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1660-1680 kg, Zuladung 425-535 kg, Anhängelast 450 kg (gebremst), 1110 kg (ungebremst). 7-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 15 (KH), 19 (TK), 21 (VK). Preis ab 25.250 Euro.

Hyundai Bayon: Aus Kleinwagen wird Crossover