Bundesliga

Terzic setzt auf andere Kommunikation als Favre - und hebt Can hervor

BVB-Trainer scherzt beim Thema Reus

Terzic setzt auf andere Kommunikation als Favre - und hebt Can hervor

Lockerer Umgang mit den Medien: BVB-Trainer Edin Terzic.

Lockerer Umgang mit den Medien: BVB-Trainer Edin Terzic. imago images

Große Reden zu schwingen, das ist nicht unbedingt das Ding von Edin Terzic. Der neue BVB-Trainer lässt lieber seine Mannschaft reden, wenngleich seine Ansprachen deutlich länger sind als die seines Vorgängers Lucien Favre. Probleme nicht von oben herab zu benennen, sondern den Spielern selbst die Möglichkeit zu geben, sie zu erarbeiten und zu thematisieren - so lautet die Strategie Terzics, der sich davon erhofft, ein anderes Bewusstsein zu schaffen und so die Sinne seiner Spieler stärker zu schärfen.

Diese Marschroute, erstmals am vergangenen Sonntag angewandt, als er kurz zuvor vom Assistenten zum Cheftrainer befördert worden war, behielt der 38-Jährige auch nach dem 2:1-Erfolg in Bremen bei. Und so ließ er seine Mannschaft am Mittwoch erst einmal darüber sprechen, was beim Sieg in Werder gut und was weniger gut funktioniert hatte. Am Ende stand eine gemeinsame Festlegung: Unabhängig vom ausbaufähigen spielerischen Vortrag bildete der Einsatzwille des Teams auf wie abseits des Rasens den künftigen Maßstab. "Das ist das, was wir jetzt immer haben wollen", sagte Terzic.

"Emre hat die nötige Lautstärke die ganze Zeit vorgelebt"

Mitverantwortlich dafür machte er vor der Mannschaft explizit einen Spieler, der gar nicht in der Startelf gestanden hatte, sondern erst in der Schlussphase eingewechselt worden war: Emre Can. Vor elf Monaten war der Nationalspieler für die Defensive verpflichtet worden. Die Hoffnung, die mit seinem Transfer einherging, lautete, dass er mit seiner kampfeslustigen und ehrgeizigen Einstellung eine Vorbildfunktion einnehmen würde für die vielen jungen Spieler im Dortmunder Kader. Zuletzt gelang ihm das nicht immer, beim 1:5 gegen Stuttgart etwa gelang auch ihm nicht viel. In Bremen aber gab er verbal die Richtung vor. "Emre hat die nötige Lautstärke die ganze Zeit vorgelebt", lobte Terzic, "er hat das super gemacht, hat sich super eingebracht."

Den Mut und Einsatz, den Terzic von seinen Spielern einfordert, fordere er allerdings auch von sich selbst ein, unterstrich er am Donnerstag. Nervosität oder Aufgeregtheit erlaubte er sich vor seiner Premiere am Dienstag ebenso wenig wie Selbstzweifel beim Wechsel vom Assistenz- auf den Cheftrainerposten: "Ich kann nicht nur von Mut reden, sondern muss ihn dann auch vorleben. Deshalb war das für mich gar kein Problem, Anweisungen zu geben, sondern selbstverständlich."

Zorc gefällt Terzics neuer Ansatz

Während Favre vor Spielen meist die Qualitäten des Gegners lobte und davor warnte, rückte Terzic vor der Partie bei Union Berlin am Freitagabend (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) die Stärken seiner Mannschaft in den Mittelpunkt. "Wenn wir vorgeben, wie wir in ein Spiel gehen wollen, dann hat das immer etwas mit der Qualität unserer Mannschaft zu tun. Wenn man daran glaubt, dann ist das zielführend", lobte Sportdirektor Michael Zorc den Ansatz seines neuen Trainers, der ganz konkret auf die zuletzt formschwachen Unterschiedsspieler Jadon Sancho und Marco Reus einging.

So sei Sancho in Bremen "knapp" davor gewesen, "dass der Knoten platzt". Auch Reus habe abseits seines siegbringenden Treffers weitere Chancen gehabt. "Ich finde schon, dass sie eine Reaktion gezeigt haben und torgefährlich waren", bilanzierte Terzic, bevor er sich einen kleinen Scherz erlaubte. Auf die Frage, wann speziell Kapitän Reus wieder zu alter Stärke finden würde, sagte er, er sei nicht als Hellseher verpflichtet worden - "das stand nicht in der Stellenbeschreibung drin" -, und blickte dann zum neben ihm sitzenden Sportdirektor Michael Zorc herüber. Nicht nur darin wurde erkennbar, dass Terzic - nicht allein aufgrund derselben Muttersprache - einen lockereren Umgang mit den Medien pflegt als zuvor Favre.

Hummels wohl fit, Hoffnung bei Meunier und Delaney

Personell kann Terzic voraussichtlich mit allen Spielern planen, die ihm auch in Bremen zur Verfügung gestanden hatten. Also auch mit Abwehrchef Mats Hummels, der vorzeitig ausgewechselt werden musste, weil sein Oberschenkelmuskel zugemacht hatte. "Wir sind guter Dinge, dass wir alle dabei haben", sagte Terzic, der sich außerdem noch Hoffnung auf eine Rückkehr der zuletzt verletzt fehlenden Routiniers Thomas Meunier und Thomas Delaney machen kann. Beide nehmen am Abschlusstraining teil. "Danach entscheiden wir, ob sie bereit sind."

Matthias Dersch

Dreimal Bayer und einmal die Bestnote: Die kicker-Elf des 12. Spieltags