Champions League

Der BVB freut sich auf das Wiedersehen mit Haaland und sucht nach einem Rezept gegen ManCity

Terzic: "Es geht darum, was du mit den 20 bis 30 Prozent Ballbesitz machst"

Edin Terzic und Borussia Dortmund wollen den Citizens Dinge aufzwingen, die sie nicht mögen.

Edin Terzic und Borussia Dortmund wollen den Citizens Dinge aufzwingen, die sie nicht mögen. IMAGO/PA Images

Das neue Ausgeh-Outfit, das die Profis von Borussia Dortmund am Dienstag auf dem Trip nach England trugen, erinnerte mit seinem Beige-Braun-Ton und den dazu passenden Stoffmützen entfernt an die Ganoven aus der TV-Serie Peaky Blinders. Wie die Gang aus dem Birmingham der 20er-Jahre um ihren charismatischen Anführer Tommy Shelby möchte auch der BVB in der Champions League den Mächtigen ein Schnippchen schlagen - im ganzen konkreten Fall dem Starensemble von Manchester City, auf das die diesmal so modisch-gewagt gekleidete Mannschaft von Trainer Edin Terzic am Mittwochabend im Etihad Stadium trifft.

Haaland gibt den Citizens körperliche Präsenz im Strafraum

Shelby schafft es in der Serie vom Kleinganoven zum einflussreichen Politiker. Durch Brutalität, Gerissenheit, taktisches Geschick. Die vom irischen Schauspieler Cilian Murphy verkörperte Rolle ist also nicht das schlechteste Vorbild, das sich die Dortmunder für das Duell gegen die Citizens nehmen könnten - von den in die Hüte eingenähten Rasierklingen einmal abgesehen. Denn ManCity gehört fraglos zu den derzeit besten Mannschaften der Welt, vielleicht ist sie sogar die Beste, seit sie sich im Sommer mit Dortmunds früherer Tormaschine Erling Haaland verstärkt hat. Neben immenser Finesse am Ball, traumwandlerischer Sicherheit im Passspiel und der Fähigkeit, den Gegner durch hohen Druck wie ein Mühlstein zu zermalmen, ist durch den Norweger nun auch noch eine enorme körperliche Präsenz im Strafraum dazugekommen, die City in der Vergangenheit noch oft abging - und noch größere Erfolge wie etwa den Gewinn der Champions League verhinderte.

"ManCity ist durch Erling noch einmal gefährlicher werden, aber sie hatten auch ohne ihn schon eine enorme Qualität. Für mich seit Jahren ein Favorit auf den Titel", sagt Terzic, der in seiner Zeit als Interimscoach des BVB die Guardiola-Elf zweimal am Rande einer Niederlage hatte (1:2, 1:2), "sie haben im vergangenen Jahrzehnt diese Mannschaft aufgebaut, sie verlieren kaum Spieler, sondern verbessern das Team Jahr für Jahr. Sie bringen alles mit, um diesmal die Champions League zu gewinnen."

Bei allem Lob: Kampflos will der BVB die Punkte nicht in Manchester lassen. Terzic und sein Analyseteam waren in den vergangenen Tagen intensiv damit beschäftigt, nach Mitteln und Wegen zu suchen, den Citizens wehzutun. "Es ist keine Überraschung, dass sie in ihren Spielen auf 70 bis 80 Prozent Ballbesitz kommen", sagt der 39-Jährige, "es geht darum, was du mit den anderen 20 bis 30 Prozent machst." In den Phasen, in denen man selbst am Ball sei, gehe es darum, sich von dem Druck zu erholen - aber auch, den City-Spielern Dinge aufzuzwingen, die sie nicht mögen.

Terzic hofft auf seine Hochgeschwindigkeitsfußballer

Im Champions-League-Viertelfinale 2021 gelang es der Terzic-Elf mehrfach, durch das hohe Tempo des damaligen Youngsters Ansgar Knauff die Tiefe zu attackieren und City dadurch in den Rückwärtsgang zu zwingen. Knauff ist zwar inzwischen nicht mehr beim BVB, sondern spielt auf Leihbasis bei Eintracht Frankfurt. Dennoch dürfte Terzic erneut auf Hochgeschwindigkeitsfußballer setzen. In Karim Adeyemi, Donyell Malen und Thorgan Hazard flogen drei zuletzt fehlende Profis mit, die genau diese Qualität auszeichnet. "Wir hoffen, dass sie am Mittwoch den Daumen heben, so dass wir sie einsetzen können", sagt Terzic, denn: "Geschwindigkeit ist immer wichtig im modernen Fußball. Das hat man am Samstag gesehen."

Da verlor der BVB bei RB Leipzig unter anderem aufgrund fehlenden Tempos mit 0:3 in Leipzig. Es war ein herber Dämpfer für die Borussia, die Vorfreude auf die Reise nach Manchester aber nahm sie nicht. Klar ist jedoch, dass die Aufgabe nicht eben leichter, sondern vermutlich noch ein deutliches Stück schwerer wird als zuletzt gegen RB.

Es wird wichtig sein, dass wir mit und ohne Ball präsent sind.

Jude Bellingham

"Es wird wichtig sein, dass wir immer präsent sind im Spiel, mit dem Ball und ohne den Ball", sagt Jude Bellingham, der - wie die historisch verbrieften Peaky Blinders - ebenfalls aus Birmingham kommt. "Wir müssen alle an einem Strang ziehen. City hat enorme Qualität, da ist es besonders wichtig, dass wir zusammenarbeiten."

Immerhin: Dortmund darf am Mittwoch auf mentale Unterstützung aus der Heimat der Peaky Blinders hoffen: "Birmingham wird auf der Seite des BVB stehen", glaubt Bellingham - der dafür entscheidender sein dürfte als die modische Reminiszenz der Dortmunder bei dieser Reise nach England.

Matthias Dersch