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Wie sich der KFC Uerdingen aus dem Sturm lotsen möchte

Kein Zwangsabstieg bei Insolvenz

"Tanker befindet sich auf rauer See": Wie sich der KFC Uerdingen aus dem Sturm lotsen möchte

Der KFC Uerdingen muss schnellstmöglich 500.000 Euro beschaffen.

Der KFC Uerdingen muss schnellstmöglich 500.000 Euro beschaffen. imago images/Picture Point

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Die Hiobsbotschaft über eine erneut drohende Insolvenz löste bei Marcus John, dem Trainer und Sportlichen Leiter des Niederrhein-Oberligisten KFC Uerdingen 05, keine Panikstimmung aus. Nicht nur der 49-Jährige, den die Nachricht nach seinem Kurz-Urlaub im österreichischen Seefeld erreichte, zeigt sich zuversichtlich, dass der Traditionsklub und DFB-Pokalsieger von 1985 die angespannte Lage in den Griff bekommen wird.

Kein Zwangsabstieg bei Insolvenz

Laut Finanzvorstand Bernd Limberg benötigt der ehemalige Bundesligist so bald wie möglich eine Summe von 500.000 Euro, um den Spielbetrieb bis zum Saisonende aufrecht zu erhalten. "Mit diesem Betrag sind wir in der Lage, durchzukommen und Altverbindlichkeiten zu tilgen", sagt Limberg im kicker-Gespräch. In diesem Fall wären ein möglicher Insolvenzantrag und damit auch weitere Konsequenzen vom Tisch. Laut der aktuellen Spielordnung des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV), die auch für die Oberliga Niederrhein bindend ist, droht dem KFC bei einem erneuten Insolvenzverfahren zwar kein Zwangsabstieg aus der 5. Liga, allerdings ein Neun-Punkte-Abzug (Paragraph 52). Das bestätigte der Fußballverband Niederrhein (FVN) dem kicker.

Ein großer Teil des Fehlbetrages ist auf den Ausfall des ehemaligen Hauptsponsors "dasbob" zurückzuführen, mit dem im vergangenen Frühjahr ein Sieben-Jahres-Vertrag geschlossen worden war. Das Unternehmen aus dem Bereich E-Commerce kam allerdings laut Verein seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach. "Uns fehlen die monatlichen Raten, die im Budget fest eingeplant waren", erklärt Uerdingens Finanz-Chef Limberg.

"Der Tanker befindet sich gerade auf rauer See. Er muss gewendet werden und kriegt dabei Schlagseite."

Finanzvorstand Bernd Limberg beschreibt die aktuelle Lage beim KFC Uerdingen

Um die Finanzierungslücke zu schließen, haben die Krefelder verschiedene Aktionen gestartet. So wurde der Kader durch die Abgänge von Maurice Rene Haar (jetzt SG Wattenscheid 09), Furkan Baydar (SC St. Tönis) sowie Fabio Di Gaetano und Aaron Schreck bereits verkleinert, um Einsparungen zu erzielen. Die Gewinnung neuer Sponsoren sowie die Einrichtung einer neuen Hauptsponsoren-Aktion unter dem Motto "Krefeld" als Kompensation für den Ausfall des bisherigen Hauptsponsors wurde ins Leben gerufen.

Hinzu kommen diverse Solidaraktionen (eigene Spendenaktionen des Vereins, Spendenaktionen durch Fangruppen und Einzelpersonen), allesamt nachzuverfolgen auf dem "Fortschrittzähler", der auf der Homepage des Vereins eigens dafür installiert wurde und aktuell bei 94.000 Euro steht. "Das ist für jeden KFC-Fan eine gezielte Individualansprache, um zu sehen, was bislang erwirtschaftet wurde", betont Limberg - und zeigt sich trotz aller Probleme zuversichtlich, ein erneutes Insolvenzverfahren (es wäre bereits das fünfte beim KFC) noch abwenden zu können. In trockenen Tüchern ist eine mögliche Rettung aber noch längst nicht. "Der Tanker befindet sich gerade auf rauer See. Er muss gewendet werden und kriegt dabei Schlagseite", beschreibt der Finanzvorstand die aktuelle Lage.

Sportliche Ambitionen noch nicht eingestellt

Sportlich bittet Trainer Marcus John, der noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 besitzt, sein Team am Montag zur ersten Trainingseinheit. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in dieser Saison hat sich der KFC, der neun Punkte hinter dem Tabellenführer Sportfreunde Baumberg auf Rang vier überwintert, im Herbst deutlich stabilisiert und damit auch die Hoffnung auf die Meisterschaft und den Aufstieg am Leben gehalten, sofern es nicht zu einem Punktabzug kommt. Auch im Niederrheinpokal wartet mit dem Viertelfinale gegen den Titelverteidiger Rot-Weiss Essen - voraussichtlich im Februar - noch ein weiteres Highlight. "Die Mannschaft hat nach dem ersten Bekanntwerden der schwierigen Finanzsituation Anfang Oktober aus 13 Spielen elf Siege eingefahren. "Dies spricht für sich", lobt Limberg. Bis zum ersten Meisterschaftsspiel bei den Sportfreunden Hamborn 07 (18. Februar) stehen für den KFC sechs Testspiele an, um sich auf die erhoffte Aufholjagd in der Liga vorzubereiten.

Peter Haidinger

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