Bundesliga

Streich: "Es muss erstmal einer attraktiver sein als dieser Verein"

Freiburgs Trainer befürchtet kein Auseinanderbrechen des Erfolgsteams

Streich: "Es muss erstmal einer attraktiver sein als dieser Verein"

Auf Kurs, erstmals mit dem SC Freiburg in die Champions League einzuziehen: Christian Streich.

Auf Kurs, erstmals mit dem SC Freiburg in die Champions League einzuziehen: Christian Streich. IMAGO/Jan Huebner

"Ich habe eine sehr untergeordnete Rolle gespielt an diesem Abend. Es gab keine großen Sitzungen, keine Ansprachen", gab Streich am Donnerstag einen kleinen Einblick in den Party-Ablauf nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale am Dienstag in Hamburg (3:1). Im Freiburger Mannschaftshotel kam es zu einem recht seltenen Ereignis: Der eloquente SC-Cheftrainer kam nicht zu Wort. "Ich wollte eigentlich gar nichts sagen, dann habe ich aber gedacht, ich muss doch was sagen. Aber zum Glück haben die Jungs gleich wieder die Musik aufgedreht, dann war ich nach fünf Sekunden fertig. Daher können Sie sich vorstellen, dass es nicht unfröhlich war."

Leichte Trainingseinheiten - Spielvorbereitung vor allem "Kopfsache"

Seine angesichts von drei Siegen in den jüngsten drei Pflichtspielen so erfolgreichen Profis lässt Streich zwischen dem Pokaltriumph beim HSV und dem nächsten richtungsweisenden Bundesligaspiel am Samstag gegen Gladbach weitgehend in Ruhe. Nach Regeneration und Spielersatztraining am Mittwoch, setzte der 56-Jährige auch am Donnerstag nur eine leichte Einheit mit ein paar Abschlussübungen an und verzichtete auf Spielanalyse und Gegnervorbereitung. Die Videositzung soll auch am Freitag kürzer als üblich ausfallen, das erneut leichte Training nur vereinzelte Spitzen zur Aktivierung der Muskulatur enthalten.

Es sei für seine Profis vor allem "Kopfsache", nach dem intensiven Duell mit dem HSV auch gegen die Borussia wieder die zu einem Erfolg nötige Leistung auf den Platz zu bringen. Mit einem weiteren Dreier könnte die Streich-Elf erstmals in dieser erfolgreichen Saison drei Ligaspiele hintereinander gewinnen und die Europacup-Ambitionen weiter zementieren. Streich überhöht dieses realistische Szenario verbal: "Es wäre Wahnsinn und unglaublich, wenn wir gewinnen könnten. Dann würden wir nicht so schlecht dastehen." Bei einem Leverkusener Punktverlust in Fürth wäre es gar Platz 4.

Aber auch unabhängig vom Resultat am Samstag und der Endplatzierung haben die so oft überzeugenden Leistungen der Freiburger Akteure längst Begehrlichkeiten geweckt. Im Falle von Neu-Nationalspieler Nico Schlotterbeck bei den Branchenführern München und Dortmund. Bei einem Angebot im Bereich von 20 bis 25 Millionen Euro spricht viel für einen Verkauf des Innenverteidigers, der nur noch bis 2023 beim Sport-Club angestellt ist. Ist darüber hinaus mit einem Auseinanderbrechen des Erfolgsteams zu rechnen, mit dem Streich und Co. als Überraschungsfünfte im Sommer 2013 umgehen mussten?

"Das beschäftigt mich nicht", gibt sich Streich gelassen: "Die meisten Spieler haben Verträge, fühlen sie sich sehr wohl und sind nicht zuletzt auch deshalb einigermaßen erfolgreich, weil sie in diesem Verein eine gewisse Ruhe im Umfeld und die Betreuung unserer Physios und Mit-Trainer haben. Sie kriegen keine so schlechten Informationen von meinen Mit-Trainern. Daher habe ich keine Bedenken, dass es große Veränderungen geben könnte."

Das eine ist immer das Geld und das andere ist das persönliche Wohlfühlen und die persönliche Perspektive.

Christian Streich

Die selbstbewusste Kernbotschaft des dienstältesten Bundesligatrainers: "Es muss erstmal einer attraktiver sein als dieser Verein, wenn sich die Spieler und Berater den Gesamtrahmen anschauen. Das eine ist immer das Geld und das andere ist das persönliche Wohlfühlen und die persönliche Perspektive, wie kann ich mich weiterentwickeln oder wie kann ich diesen Standard halten." Weiterentwickelt haben sich zuletzt fast alle SC-Profis und dadurch einen Standard gesetzt, der es ihnen im Saisonfinale erlaubt, erstmals in der Klubhistorie die Königsklasse zu erreichen und einen nationalen Titel zu ergattern.

Carsten Schröter-Lorenz