Bundesliga

Baumgart-Plan geht auf: Wie der 1. FC Köln Hoffnung schöpfte

Baumgarts Schachzüge gehen auf

Standards, Wechsel, Stürmerglück: Wie der 1. FC Köln wieder Hoffnung schöpfte

Eingenetzt: Kölns Angreifer Davie Selke schießt das entscheidende Tor. Marcel Schuhen ist machtlos.

Eingenetzt: Kölns Angreifer Davie Selke schießt das entscheidende Tor. Marcel Schuhen ist machtlos. IMAGO/Jan Huebner

Die Abwehrspieler waren in ihren Einschätzungen etwas realistischer als der Kollege aus dem Sturm. Von einer "großen Erlösung" sprach Kölns Siegtorschütze Davie Selke etwas zu euphorisch nach dem 1:0 bei Darmstadt 98 am Freitagabend.

Linksverteidiger Dominique Heintz war auch nicht unzufrieden, aber im Ton deutlich gesetzter: "Wir haben das gezeigt, was es im Abstiegskampf braucht. Einfachen, aber guten Fußball. Wir haben gekämpft und sehr wenig zugelassen." Sein Nebenmann Timo Hübers gab zu "keinen Fußball-Leckerbissen" abgeliefert zu haben und bremste ebenso: "Wir haben trotzdem noch nicht so viel erreicht ehrlich gesagt."

Die richtigen Schlüsse nach dem Fehler zuvor

Diese Sichtweise war dann wiederum vielleicht etwas zu pessimistisch. Schließlich fuhr der 1. FC Köln endlich den zweiten Saisonsieg ein, blieb nach 20 Spielen mal wieder ohne Gegentor und verließ außerdem das Tabellenende. Am Wichtigsten aber dürfte sein: Der Dreier ließ mal wieder etwas Selbstvertrauen bei den Geißböcken aufkommen.

Das lag auch daran, dass die Schachzüge von Trainer Steffen Baumgart endlich funktionierten. Gegen den FC Bayern (0:1) eine Woche zuvor noch hatte sich der 51-Jährige furchtbar mit einer Dreierkette vercoacht. Nun stellte er notgedrungen eine Viererreihe aus vier gelernten Innenverteidigern auf. Die beiden etatmäßigen Rechtsverteidiger Benno Schmitz und Rasmus Carstensen waren kurzfristig krank beziehungsweise am Arm verletzt gewesen, dafür ließ Luca Kilian auf ihrer Position auf.

Die Wechsel zur Pause funktionieren

Der defensive Ansatz schien auf den ersten Blick nicht gerade mutig, doch die FC-Abwehr bekam die Lilien-Offensive gut in den Griff. Das ging zwar umgekehrt auch zu Lasten des Kölner Angriffspiels, doch Heintz stellte klar: "Ich gewinne lieber so, als dass ich 20 Torchancen habe und mache ihn nicht rein."

Den Grundstein für den Auswärtssieg legte Baumgart dann in der Pause. Der schwache und gelb-gefährdete Kapitän Florian Kainz und Kilian blieben in der Kabine, dafür kamen Luca Waldschmidt und Talent Max Finkgräfe aufs Feld. Der Plan: Finkgräfe sollte vor Heintz die linke Seite beleben, Waldschmidt das Zentrum besetzen und rechts Linton Maina vor dem auf die Rechtsverteidiger-Position zurückgezogenen Jan Thielmann angreifen.

Das haben wir extrem oft trainiert.

Davie Selke über Standardsituationen

"Wir haben in der Pause besprochen, dass wir den Ball ruhiger laufen lassen und viel die Seiten verlagern müssen", verriet Hübers und lobte: "Dadurch sind wir besser in die Räume gekommen und die Jungs die reingekommen sind haben es gut gemacht. Das Tor resultiert dann daraus, weil wir uns festgesetzt und Standards provoziert haben. Das ist vielleicht auch nicht so viel Zufall am Ende."

Die Ecke für den entscheidenden Treffer hatte Waldschmidt geschlagen und damit Baumgart gleich doppelt bestätigt: Der hatte nämlich in den vergangenen Trainingswochen intensiv solche Situationen üben lassen...

Wach geblieben und gejubelt

"Das haben wir extrem oft trainiert. Dass wir so das Tor machen, ist geil", freute sich der überschwängliche Selke, nachdem er in bester Mittelstürmer-Manier im Fünfmeterraum den Ball über die Linie bugsiert hatte. Und so wurde sein Stürmerglück neben den Umstellungen und den Standards am Ende zum dritten wichtigen Faktor für den Sieg, der die Kölner wieder etwas besser schlafen lässt. Denn zuvor hatte Selke nicht gerade Chance an Chance gereiht, vielmehr insgesamt nur 20 Ballkontakte und drei Torschüsse - inklusive des Siegtreffers - abgegeben.

"Aber das", sagte der 28-Jährige routiniert, "ist das Leben eines Stürmers. Du musst immer wach bleiben." Und mit den entscheidenden Toren die Hoffnung des 1. FC Köln auf den Klassenerhalt am Leben halten.

Jim Decker

Steffen Baumgart (Trainer 1. FC K?ln)

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