Die Partie am Millerntor war eine Premiere: Erstmals trafen beide Teams auf St. Pauli aufeinander. Während der VfL seinen Pflichtspielauftakt schon unter der Woche im Pokal bei den Bayern (1:2) hatte, stieg der Tabellenletzte mit dieser Partie in das Unternehmen Wunder Klassenerhalt ein. Beide Teams hatten Serien in der Bundesliga zu verteidigen. St. Pauli hatte vor der Winterpause immerhin zwei Mal unentschieden gespielt, Wolfsburg war zuletzt gar fünf Mal in Folge ohne Niederlage vom Feld gegangen. Wölfe-Coach Wolfgang Wolf bot dieselbe Aufstellung wie in München auf, bei St. Pauli feierte Neuzugang Dema Kovalenko sein Debüt von Beginn an. Neu in der Abwehr war die Dreierkette Gibbs-Stanislawski-Amadou, die Stanislawski immer wieder nach vorne verlassen sollte, um so für Überzahl im Mittelfeld zu sorgen. Dies gelang jedoch erst nach einer halben Stunde, nachdem sich die Gastgeber aus der Umklammerung der Wölfe befreien konnten.
Der Versuch der Wolfsburger, der Partie von Beginn an den Stempel aufzudrücken, wurde nach nur 10 Minuten mit dem 1:0 belohnt allerdings unter freundlicher Mithilfe des zuletzt arg kritisierten Jochen Kientz. Der Mittelfeldspieler fälschte eine Maric-Hereingabe ins eigene Tor ab. Nur wenige Minuten später hatte Pauli-Kapitän Stanislawski Glück, dass ihm ähnliches erspart blieb, als er eine Karhan-Flanke zur Ecke klärte. Die Überlegenheit der Gäste zu Beginn des Spiels wurde durch eine Flut an Ecken belegt: Acht in den ersten 25 Minuten.
Mit Wiederbeginn präsentierte sich den hoffnungsvollen Fans plötzlich eine komplett andere St. Pauli-Mannschaft. Vor allem die Hereinnahme von Racanel für den grippegeschwächten Rahn wirkte sich belebend auf das Spiel der Gastgeber aus. Der Ausgleich durch Meggle war das Resultat der offensiveren Marschrichtung der Elf von Dietmar Demuth. Der Spielmacher nutze einen groben Stellungsfehler des später mit Gelb-Rot ausgeschiedenen Karhan aus und köpfte das Leder ins kurze Eck. Nach dem Ausgleich wussten die Paulianer zunächst nicht, ob sie jubeln oder weinen sollten: Erst hatten sie Glück, dass Amadou nicht das zweite Eigentor der Partie erzielte, im Gegenzug vergab Patschinski fahrlässig die Möglichkeit zur Führung. Der Angreifer brachte das Kunststück fertig, den Ball aus weniger als einem Meter am langen Eck vorbei zu köpfen. Nicht erst nach der Gelb-Roten Karte gegen Karhan stellten die Gäste ihre Offensivbemühungen gänzlich ein. Vom hochgelobten Maric war fast über die gesamte Spielzeit nichts zu sehen.
Das Torschussverhältnis sprach im zweiten Durchgang eine klare Sprache zu Gunsten der Gastgeber, verdienter Lohn für die Mühen war die Führung eine Viertelstunde vor Schluss. Gegen Marcaos Flatterball rettete Reitmeier, gegen Raths ersten Nachschuss der Pfosten, doch dann hatte der Fußball-Gott ein Einsehen mit den aufopferungsvoll kämpfenden Hamburgern. Rath vollendete zur Führung. Acht Minuten später machte Bajramovics 3:1 alles klar. In beiden Fällen war es der ebenfalls oft kritisierte Marcao , der mit seinen Vorlagen den Weg ebnete.
Erstmals in dieser Saison konnte St. Pauli ein Spiel nach einem Rückstand noch gewinnen, neue Hoffnung also für die Elf von Dietmar Demuth. Für Wolfsburg endete die Serie ungeschlagener Spiele, weil man es versäumte, aus der drückenden Überlegenheit zu Beginn des Spiels Kapital zu schlagen.
Analyse mit Noten folgt am Sonntagabend