St. Paulis Trainer Michael Frontzeck wechselte nach dem 2:2 beim VfL Bochum einmal: Kapitän Boll verdrängte Kringe auf die Bank. Dresdens Übergangscoach Steffen Menze wirbelte sein Team da schon mehr durcheinander: Menz, Schuppan, Koch und Kempe standen im Vergleich zum 0:3 gegen den FSV Frankfurt neu in der Startelf - für Schulz, Susac, Müller und Ouali war kein Platz mehr.
Am Millerntor entwickelte sich rasch ein abwechslungsreiches Duell zweier Mannschaften, die sich beide sichtlich etwas vorgenommen hatten. Die Sachsen hatten aber das Problem, dass sie oft zu hastig agierten und deshalb offensiv lange Zeit nicht in Erscheinung traten. Deutlich besser stellten sich die Kiez-Kicker da schon an: St. Pauli zog ein variables Spiel auf, probierte es sowohl über die Flügel als auch durch die Mitte und sorgte so für erhöhte Betriebsamkeit bei den Gästen.
Der 5. Spieltag
Das Problem der Hamburger war aber, dass sie gute Chancen reihenweise liegen ließen: Gonther (4.), Verhoek (10.), Buchtmann (22.) und erneut Verhoek (22.) stand Glückgöttin Fortuna nicht zur Seite. Fast aus dem Nichts hätte die Dresdner dann getroffen, doch Tschauner - bis dahin völlig beschäftigungslos - war auf seinem Posten und hielt seinen Kasten gegen Aoudia sicher (25.). Etwas später musste der Keeper dann auch bei Menz' Verzweiflungsschuss eingreifen (36.).
Mit zunehmender Spieldauer ließ das Niveau der Partie allerdings nach. Dynamo beschränkte sich weitegehend auf die Abwehr, während die Hanseaten scheinbar ihr Pulver verschossen hatten und fortan kaum noch wirklich für Gefahr sorgten. Erst kurz vor dem Pausenpfiff wurde es aus Sicht der St. Paulianer wieder besser: Weil Thys Dropkick aber knapp an Kirstens Kasten vorbeisegelte, blieb es bei der Nullnummer zur Halbzeit.
St. Pauli kam druckvoll aus der Kabine und drängte nach Wiederanpfiff wieder verstärkt auf die Führung, die durchaus verdient gewesen wäre. Nur wollte das Runde nicht ins Eckige: Halstenberg hatte großes Pech, als sein Freistoß an den Pfosten knallte (48.). Das war dann aber auch schon alles, was von den Kiez-Kickern lange Zeit geboten wurde. Die Hausherren zeigten sich zwar bemüht, hatten klare Feldvorteile und machten viel Betrieb - allerdings sprang viel zu wenig dabei heraus. Immer wieder machten es die Hamburger zu kompliziert und kamen daher nicht entscheidend zu Abschlüssen. Auf der Gegenseite sorgten die Dresdner ab und an für Entlastung und stellten ansatzweise klar, dass mit ihnen doch noch gerechnet werden musste (Dedic, 55.).
Fiel scheitert an seinen Nerven - Maier macht das Millerntor zum Tollhaus
Offensivszenen der Sachsen waren freilich rar gesät, anders St. Pauli, das weiter fleißig Möglichkeiten ungenutzt ließ - Verhoek blockte zunächst Nehrigs Schrägschuss unfreiwillig (61.) und verpasste etwas später um Haaresbreite (68.). Kurz darauf dann der Schock! Bei einer Fiel-Ecke schraubte sich Aoudia im Zentrum hoch und traf per Kopf aus sechs Meter zur überraschenden 1:0-Gästeführung - Tschauner hatte sich den Ball in dieser Szene auch noch halb selbst reingeschaufelt (73.). Die Kiez-Kicker standen also vor einem Scherbenhaufen, zeigten dann aber, dass auch Tore erzielen können: Buchtmann führte einen Freistoß vom linken Strafraumeck kurz aus und schob quer auf Kringe, der mit Kraft aus 14 Metern in den linken Winkel zum 1:1 vollendete (75.).
Die Tore hatten der Partie gut getan, denn auf einmal wurde es ein packendes, offenes und rasantes Duell, das in der 79. Minute den nächsten Aufreger zu bieten hatte: Nehrig kam im eigenen Sechzehner gegen den eingewechselten Ouali zu spät und verursachte so einen Elfmeter. Die große Chancen zur erneuten Führung hatte also Fiel, dessen halbhohen Schuss aufs linke Eck parierte aber Tschauner und hielt die Partie so weiter offen (80.). Für den absoluten Höhepunkt sorgte dann der 19-jährige Maier, der Sekunden nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Ballkontakt einen Freistoß aus 20 Metern direkt verwandelte und seinen Farben damit den vielumjubelten 2:1-Sieg bescherte (88.).
Am Samstag (13 Uhr) gastiert St. Pauli beim 1. FC Union Berlin, Dynamo Dresden empfängt einen Tag später (13.30 Uhr) den FC Ingolstadt.