Bundesliga

Sorgt Alario für den nötigen Eintracht-Punch?

Eintracht-Coach Toppmöller glaubt an den Torjäger

Sorgt Alario für den nötigen Punch? "Es liegt an ihm, es gibt nichts geschenkt"

Bekommt seine unverhoffte Chance bei der Eintracht: Lucas Alario.

Bekommt seine unverhoffte Chance bei der Eintracht: Lucas Alario. IMAGO/Hartenfelser

Nur drei Torchancen in 90 Minuten. Das 0:0 gegen den Sport-Club stand am Sonntagabend exemplarisch für die aktuelle Situation der Eintracht. Die Defensive steht stabil, das Mittelfeld gefällt mit spielerischen Lösungen, doch kaum nähert sich das Spiel dem gegnerischen Strafraum, passiert nicht mehr viel. Einmal Fares Chaibi, zweimal Omar Marmoush, das war's, mehr nennenswerte Abschlüsse kamen nicht zusammen. "Es ist schade, weil der Aufwand nicht belohnt wird. Die Jungs investieren extrem viel, spielen es ordentlich, aber der letzte Punch fehlt im Moment. Es ist für alle unbefriedigend", resümierte Dino Toppmöller am Tag nach dem Spiel.

Während die Startelf vom Sonntag im Kraftraum trainierte, leitete der Coach das Spielersatztraining am Vormittag. Der aktuelle Hoffnungsträger machte dabei einen weiteren Schritt nach vorne: Lucas Alario. "Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis er eine Option sein kann", erklärt Toppmöller, der die Spielform im Training auf den Argentinier zugeschnitten hat: "Wir haben bewusst eine höhere Intensität gefahren und auf einem größeren Feld gespielt, damit die Laufwege größer sind. Das Kleinfeld ist nicht immer so anspruchsvoll, was das Läuferische betrifft. Dass er da gut ist, weil er viele Toraktionen hat, das wissen wir ja."

Alario hat das "Gespür", Toppmöller ein "gutes Gefühl"

Zuletzt stand Alario im April auf dem Bundesligarasen, doch es waren damals und in den Monaten zuvor ausschließlich Kurzeinsätze. Die letzten 90 Minuten spulte der 30-Jährige im Oktober 2022 ab. Nach einer Knie-Operation im Juni ist er jetzt auf der Zielgeraden vor dem Comeback. Dass ausgerechnet Alario der Eintracht die Ladehemmung nehmen soll, hätte vor einigen Monaten wohl kaum einer geglaubt. Sein erstes Jahr in Frankfurt war zum Vergessen. Doch die aus sportlicher Sicht maximal unglücklich verlaufene letzte Augustwoche mit dem Verkauf von Randal Kolo Muani und der Leihe von Rafael Borré hat den Ex-Leverkusener in der internen Rangliste wieder nach oben gespült.

Toppmöller vertraut Alario trotz der fehlenden Spielpraxis zu, eine Soforthilfe sein zu können. "Wenn er eine Chance bekommt im Sechzehner, hätte ich auf jeden Fall ein gutes Gefühl, weil er einfach ein guter Torjäger ist. Das hat man heute wieder gesehen im Training. Dieses Gespür zu haben, wo kann der Ball vielleicht mal hinkommen? Kann er am zweiten Pfosten durchrutschen? Das Gespür siehst du bei ihm", erklärt der 42-Jährige, der genau das bei manch anderem vermisst: "Im Training waren Situationen dabei, da werde ich verrückt, wenn du da nicht stehst als Stürmer, weil es einfach geschenkte Tore sind."

Alario muss die unverhoffte Chance nutzen

"Heute war ein Schritt nach vorne, weil er gezeigt hat, eine hohe Intensität gehen zu können. Wenn er das gut verkraftet und das Pensum weitergehen kann, ist er demnächst eine Option", sagt Toppmöller über Alario. Doch nur weil die Alternativen derzeit rar sind, bedeutet das keinen Freifahrtschein für den Stürmer, der in bisher 146 Bundesligaspielen 43 Treffer erzielt hat. Er muss die unverhoffte Chance nutzen. "Es liegt an ihm. Es ist nicht so, dass wir sagen, wir machen irgendjemandem ein Geschenk. Jeder muss sich beweisen. Fußball ist ein Teamsport. Die Jungs müssen das Gefühl haben, dass er bereit ist, Gas zu geben und für die Jungs mitzuarbeiten", so Toppmöller.

Feuer war in der Trainingseinheit auf jeden Fall drin. Nach einem etwas ruppigen Foul von Jessic Ngankam an Alario musste Makoto Hasebe sogar den Streitschlichter spielen. "Wir wollen Emotionen, Energie, Power, ein Foul gehört mal dazu", spielt Toppmöller die Situation runter. Eine Entschuldigung von Ngankam wäre dennoch angebracht gewesen.

Toppmöller fordert mehr Flanken und Abschlüsse

Doch selbst wenn Alario tatsächlich wieder Fuß in der Bundesliga fassen sollte, gibt es noch ein Problem. Er kann nur Chancen verwerten, die er bekommt. "Wir müssen mit mehr Flanken in die Box und Abschlüssen mehr Situationen erzwingen und Torchancen provozieren", fordert Toppmöller. "Ich fand, dass es gestern schon besser war, wir müssen in der Frequenz noch höher werden, dann hast du mehr Aktionen, die dann gefährlich werden."

Moritz Kreilinger

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