Bundesliga

So will Hertha gegen Wolfsburg zurück in die Spur

Intensität, Zweikämpfe, Ballbesitzspiel

So will Hertha gegen Wolfsburg zurück in die Spur

Sandro Schwarz will mit Hertha BSC wieder in die Erfolgsspur finden.

Sandro Schwarz will mit Hertha BSC wieder in die Erfolgsspur finden. IMAGO/Nordphoto

Die Mannschaft bringt ein ziemlich gutes Paket mit. "Sehr geschlossen und sehr selbstbewusst" nennt Sandro Schwarz sie und bescheinigt ihr "Spielfreude, Aggressivität, eine hohe Laufbereitschaft und Sprintqualität". Die Eloge von Herthas Trainer galt am Montag nicht dem eigenen Team, sondern dem Gegner am Dienstagabend. Mit dem VfL Wolfsburg gastiert die Mannschaft der Stunde im Olympiastadion, fünf Siege in Serie mit 17:1 Toren dokumentieren eindrucksvoll den sportlichen Turnaround der Elf von Niko Kovac.

Was Hertha Mut macht: Gerade gegen Top-Gegner wie den FC Bayern (2:3), RB Leipzig (2:3), Borussia Dortmund (0:1) und Eintracht Frankfurt (1:1) lieferten die Berliner in dieser Saison bravouröse Fights ab. Klar ist: Nach dem defensiv und offensiv unzulänglichen Auftritt beim VfL Bochum (1:3) wächst der Druck auf den Liga-Siebzehnten. Hertha braucht in allen Komponenten des Spiels eine klare Steigerung.

Vor den Gegentoren haben wir viel zu nachlässig verteidigt.

Fredi Bobic

Intensität: Nach dem Abpfiff in Bochum brachte es Schwarz auf den Punkt, als er sagte: "Für das, was wir uns an Intensität vorstellen, war es zu wenig. Wir haben zu wenig Sprints angesetzt, gerade gegen den Ball." 191 Sprints zogen die Berliner an, weniger waren es zuvor in der laufenden Saison nur gegen Frankfurt (180) und bei der 0:1-Niederlage in Bremen (189). "Das ist nicht unser Anspruch", sagte Schwarz. "Da gilt es, am Dienstag eine Reaktion zu zeigen." Der von Schwarz propagierte Fußball basiert auf hoher Sprint- und Laufbereitschaft. Herthas kollektive Laufleistung betrug in Bochum 110,4 Kilometer. Immer, wenn Hertha in dieser Saison weniger als 111 Kilometer lief, verlor das Team - fünfmal war das der Fall.

Zweikampfführung: In seiner kicker-Kolumne in der Montagausgabe benannte Fredi Bobic, der Geschäftsführer Sport, ein Hauptmanko des Auftritts in Bochum: "Vor den Gegentoren haben wir viel zu nachlässig verteidigt. Da brauchen wir am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg eine ganz andere Zweikampfkonsequenz."  In der Spieltagspressekonferenz am Montag sagte Bobic: "In den entscheidenden Augenblicken waren wir nicht wach. Wir müssen noch zielstrebiger und noch härter in den Zweikämpfen sein."

Vorschau

Bochum nutzte seine einzige Ecke zu einem Tor, die weiteren VfL-Treffer resultierten aus einer Flanke und einem Konter. Hertha, im Herbst auf dem Weg zu mehr Kompaktheit ein deutliches Stück vorangekommen, muss konsequenter zupacken, allen voran die Innenverteidiger Marc Kempf und Agustin Rogel, die in Bochum enttäuschten und gegen Wolfsburg erneut Schwarz‘ Vertrauen erhalten.

Ballbesitzspiel: Zu wenig Ruhe, zu wenig Präzision, zu wenig Tiefe - Herthas Ballbesitzvortrag war in Bochum leidlich unrund. "Die klare Positionierung und Raumaufteilung, die wir besprochen hatten, hatten wir nicht", sagte Schwarz am Montag. Auch das "Verhalten bei zweiten Bällen in unserem Offensivspiel" missfiel ihm. Gerade das zentrale Mittelfeld muss für mehr Struktur sorgen. Dem in Bochum auf der Zehn aufgebotenen Jean Paul Boetius gelang wenig, der Niederländer wirkte in vielen Mikro-Sequenzen schludrig. Womöglich löst ihn gegen Wolfsburg Suat Serdar ab, der in Bochum eingewechselt wurde und in der Schlussphase sein viertes Saisontor erzielte. Boetius‘ bisherige Ausbeute: null Treffer, null Assists.

Wir haben nicht die Durchsetzungsfähigkeit an den Tag gelegt, wie wir sie brauchen.

Sandro Schwarz

Durchschlagskraft: Von den strukturellen Fortschritten im Offensivspiel, die viele im Florida-Trainingslager gesehen haben wollten, war in Bochum nichts zu sehen. Mittelstürmer Wilfried Kanga war von der Versorgungskette weitgehend abgeschnitten. Erst in der zweiten Halbzeit - mit dem eingewechselten und wirkungsvollen Jessic Ngankam - war Hertha im gegnerischen Strafraum gefährlicher. "Wir haben nicht die Durchsetzungsfähigkeit an den Tag gelegt, wie wir sie brauchen", befand Schwarz.

Das soll sich gegen Wolfsburg ändern - mit Rückkehrer Dodi Lukebakio (sieben Tore, zwei Assists), der seine Gelbsperre abgesessen hat. Schwarz, der als Trainer gegen Wolfsburg nach fünf Duellen (drei Remis, zwei Niederlagen mit Mainz) noch sieglos ist, sagte am Tag vor dem ersten Heimspiel des Jahres 2023: "Wir haben ein wichtiges Spiel verloren, keine Frage, aber wir haben jetzt die nächste Aufgabe. Das Fernziel Klassenerhalt, das wir haben, bedeutet auch, die Ruhe zu haben und Zuversicht auszustrahlen." Er lebt es vor.

Steffen Rohr

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