Bundesliga

So nah, so schnell: Terzic mit dem BVB vor dem großen Ziel

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So nah, so schnell: Terzic mit dem BVB vor dem großen Ziel

Eine märchenhafte Geschichte: BVB-Trainer Edin Terzic.

Eine märchenhafte Geschichte: BVB-Trainer Edin Terzic. Getty Images

Es passt zu dieser verrückten Saison, dass ausgerechnet die vom Dortmunder Anhang so ungeliebten Roten Bullen dabei mithalfen, dass der BVB am 33. Spieltag durch einen bemerkenswert souveränen 3:0-Sieg in Augsburg die Tabellenspitze erklimmen konnte. Durch den 3:1-Sieg der vom früheren BVB-Coach Marco Rose trainierten Leipziger hatte sich für die Schwarz-Gelben am vorletzten Spieltag die Tür zur Meisterschaft wieder einen Spalt geöffnet. Doch erst durch ihre eigene starke Leistung am Sonntag beim FCA stießen die Borussen sie sperrangelweit auf.

Ein Schritt noch bis zum Mars

Ein Schritt fehlt jetzt nur noch zum großen Triumph, der im Winter noch so weit weg schien wie der Mars von der Erde. Es ist eine unglaubliche Geschichte, die märchenhafte Züge trägt. Etwa, weil sie mitgeschrieben wird von einem Trainer, der früher als Fan auf der Tribüne stand und heute seinen hart erarbeiteten Traum lebt. Oder, weil sie mitgeschrieben wird von einem bislang ungekrönten Superstar, der ganz am Ende seiner Karriere noch die lang ersehnte Meisterschaft feiern könnte. Oder, weil sie mitgeschrieben wird von einem Mann, der im vergangenen Sommer eine niederschmetternde Krebs-Diagnose erhielt, den Kampf annahm und nun die wichtigen Tore auf dem Weg zum Titel schießt. Oder, oder, oder.

Denn Edin Terzic, Marco Reus und Sebastien Haller sind nur drei Beispiele für diese Mannschaft, die zwölf Monate lang ununterbrochen Achterbahn fuhr und dabei so gut wie jede nur erdenkliche Emotion durchlebte. Die phasenweise am Boden lag, aber immer wieder aufstand. Die mehrfach abgehängt schien, ehe sie sich doch wieder an die Spitze setzte. Die bereits totgesagt wurde, im Endspurt aber - anders als der Konkurrent aus München - quicklebendig ist.

Für was der Sieg in Augsburg alles steht

Noch im Winter schien nach einem Halbjahr voller Verletzungen und Erkrankungen sowie bitterer Niederlagen das in Dortmund zunächst groß bejubelte Projekt mit Terzic bereits vom Scheitern bedroht zu sein. Doch wie schon in seiner Zeit als Interimscoach gelang dem 40-Jährigen, der erkennbar unter den Schwankungen litt, mit viel Empathie und Akribie die Wende. Aus strauchelnden Einzelkönnern formte er ein funktionierendes Team, das beim bislang wichtigsten Saisonspiel in Augsburg zu nahezu jeder Zeit an die eigene Stärke glaubte. Obwohl zuvor vier Auswärtsspiele in Serie nicht gewonnen werden konnten. Obwohl der Druck immens war nach der Münchner Niederlage. Obwohl es nicht das erste Mal in dieser Saison gewesen wäre, dass der BVB eine durch den FCB gewährte Chance nicht hätte nutzen können.

Spiele von Borussia Dortmund

Diesmal nutzte die Terzic-Elf ihre Chance. Und diesmal nutzte sie sie überzeugend. So überzeugend und meisterwürdig gar, dass der Weg nun geebnet scheint zum sechsten Bundesliga-Titel der Vereinsgeschichte, auch wenn noch ein Heimspiel gegen Mainz zu absolvieren ist, worauf Terzic und sein Sportdirektor Sebastian Kehl nachvollziehbar mahnend hinwiesen, während sich die Dortmunder Spieler auf dem Rasen gemeinsam mit den Fans auf der Tribüne die abgefallene Anspannung aus den Gliedern hüpften.

Terzics Video-Ankündiger könnte schnell Realität werden

Wer die vergangenen Wochen ein Spiel in Dortmund besucht hat, der ahnt, welch besondere Atmosphäre dort am kommenden Samstag herrschen wird. "Lasst uns so hungrig sein wie noch nie. Lasst uns so hart arbeiten wie noch nie. Lasst uns so positiv sein wie noch nie. Aber am allerwichtigsten: Lasst uns so laut sein wie noch nie. Dann haben wie die große Chance, eines Tages zu feiern wie noch nie."

So hatte Terzic vor der Saison in seinem Antrittsvideo die Richtung für das große Ziel bereits vorgegeben. Dass dieser Tag allerdings so schnell kommen könnte, damit dürfte er damals nicht gerechnet haben.

Bilder zur Partie FC Augsburg gegen Borussia Dortmund