Bundesliga

Schwarz' "große Sehnsucht" nach einem Hertha-Heimsieg

Hertha und die Systemfrage: 4-3-3 oder 4-4-2?

Schwarz' "große Sehnsucht" nach einem Heimsieg

Hertha-Coach Sandro Schwarz verrät sein System noch nicht.

Hertha-Coach Sandro Schwarz verrät sein System noch nicht. IMAGO/Christian Schroedter

Schalkes jüngstes Pflichtspiel - das desaströse 1:5 im DFB-Pokal bei der TSG Hoffenheim am Dienstagabend, das das Aus für Trainer Frank Kramer nach sich zog - lässt Sandro Schwarz bei der Vorbereitung bewusst außen vor. "Klar haben wir die letzten Spiele des Gegners angeschaut", sagte Herthas Coach in der Spieltagspressekonferenz am Freitag. "Aber das Pokalspiel haben wir ausgeklammert, weil wir ziemlich sicher sind, dass Schalke nicht nochmal so auftreten wird."

"Wichtig ist, was wir machen"

Stattdessen werden die Berliner mit Blick auf den Sonntag einige Schalke-Partien der abgelaufenen Rückrunde sezieren, als Mike Büskens - der bisher Kramer assistierte und am Sonntag Interimstrainer Matthias Kreutzer zur Hand gehen wird - die sportlichen Geschicke der Königsblauen leitete. Zu sehr auf den Gegner zu schauen, ist aber auch in dieser Woche nicht Schwarz' Ansatz. "Wichtig ist, was wir machen", betonte er. "Mit welcher Leistung wir vorangehen, wird der Gradmesser dafür sein, wie erfolgreich wir Spiele bestreiten."

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"Außenseiter, Favorit: Das haben wir nie thematisiert"

Zuletzt schnupperte Hertha mehrfach an einem Heimsieg, jetzt soll - nach vier Remis und einer Niederlage - der erste Dreier im Olympiastadion gelingen. "Die Sehnsucht danach ist groß", sagte Schwarz, aber der vermeintliche Favoritenstatus seines Teams gegen den Aufsteiger spielt für den Trainer keine Rolle: "Außenseiter, Favorit: Das haben wir nie thematisiert. Es geht um Inhalte, es geht darum, sich optimal auf Schalke vorzubereiten und darum, am Sonntag ab 17.30 Uhr sofort voll da zu sein mit dieser Bereitschaft und dieser Intensität, mit der wir Fußball spielen wollen."

Im Spannungsfeld zwischen überwiegend passablen Auftritten und dem eher kümmerlichen Ertrag von acht Punkten nach zehn Spielen kommt dem Duell des Viertletzten gegen den Vorletzten dennoch eine gewichtige Bedeutung zu. "Wir wissen, dass es ein wichtiges Bundesligaspiel ist", sagte Schwarz, "aber in erster Linie geht es darum, Leistung zu produzieren."

Kaderplatz für Boetius?

Zum Spieltagskader könnte erstmals nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung wieder Jean-Paul Boetius gehören. Der niederländische Mittelfeldspieler, der die Schockdiagnose am 22. September erhalten hatte, war am Dienstag ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. "Wir mussten immer wieder steuern, was die Belastung angeht", sagte Schwarz, der nach dem Abschlusstraining am Samstag entscheiden will, ob Boetius einen Kaderplatz bekommt. Dass Hertha ihn sportlich selbst als Joker gut gebrauchen kann, steht außer Frage: Kevin-Prince Boateng (Infekt) fällt aus, Vladimir Darida konnte sich in seinen bisherigen Einsatzminuten nicht für mehr Spielzeit empfehlen. Hinter den Stamm-Achtern Suat Serdar und Lucas Tousart, die gegen Schalke im Fall eines 4-4-2 die Doppel-Sechs bilden würden, kommt ohne Boetius im Kader nicht mehr viel.

Mit welchem System Schwarz die Mission Heimsieg angehen will, ist noch offen. Im 4-3-3, auf das der Trainer seit dem Sommer gesetzt hatte, stimmten Balance und Automatismen weitgehend. In dem am vergangenen Samstag nach der Halbzeitpause in Leipzig praktizierten 4-4-2 entwickelte Hertha allerdings mehr Wucht - und hätte in einem Spektakel-Spiel die Aufholjagd (von 0:3 auf 2:3) um ein Haar mit einem Punkt gekrönt.

Stevan Jovetic, der bei RB sein erstes Saisontor schoss, und der nach 45 Minuten eingewechselte Wilfried Kanga, der in der Schlussphase den Pfosten traf, bewiesen, dass die Tandem-Lösung im Sturmzentrum durchaus Erfolg verspricht. "Es sind zwei komplett unterschiedliche Spielertypen", sagte Geschäftsführer Fredi Bobic am Freitag. "Joves Freund ist der Ball - und umgekehrt. Willy ist der Spieler, der gern tief geht und schnell den Abschluss sucht. Es sah in Leipzig gut aus." Jetzt muss der Trainer entscheiden.

Bobic: "Ich war als Stürmer immer ein Fan von zwei Stürmern"

"Sandro wird sich einen Kopf machen, wie wir spielen. Die Jungs sind sehr flexibel. Es ist eine schöne Situation für Sandro, das Spielermaterial zu haben, um mit drei oder mit zwei Spitzen zu spielen", erklärte Bobic und gab seine Präferenz preis. "Ich war als Stürmer immer ein Fan von zwei Stürmern, aber das hat mit der Sache jetzt gar nichts zu tun." Kurze Pause, Grinsen, dann der Nachsatz: "Da habe ich jetzt indirekt Druck gemacht." Auch Schwarz lachte an dieser Stelle. Die Stimmung bei Hertha, das beweist die aktuelle Woche einmal mehr, ist besser als der Punktestand. Gegen Schalke will Schwarz' Mannschaft vor erwarteten 55 000 bis 60 000 Zuschauern genau das korrigieren.

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