Motorsport

Kia EV3 (2024): Schöner stromern mit 600 Kilometern Reichweite

Neues Elektro-SUV von Kia

Schöner stromern: Kia EV3 mit 600 Kilometern Reichweite

Kia EV3: Unauffällig sieht anders aus.

Kia EV3: Unauffällig sieht anders aus. Hersteller

Dass Autokäufer den Händlern die Türen wegen eines Elektroautos einrennen, lässt sich derzeit nicht behaupten. Seit dem abrupten Förder-Aus hat die E-Mobilität eine Nachfrage-Delle abbekommen. Bei Kia glaubt man aber fest an die Zukunft des Fahrens mit Strom. Zwar bedienen die Koreaner auch weiterhin die Nachfrage nach konventionell angetriebenen Modellen. Doch Sjoerd Knipping, Vice President Marketing und Produkt bei Kia Europe, verweist darauf, dass die sogenannten BEVs („Battery Electric Vehicles) des Hauses zuletzt um immerhin 2,8 Prozent zugelegt haben. "Ein guter Grund, weiter EVs zu bauen", sagt Knipping, und betont, dass "Europa die wichtigste Region" für Elektroautos sei.

Kia gehört zu den Herstellern, die schon früh bei der E-Mobilität dabei gewesen sind. Bereits 2012 stellte man auf dem koreanischen Heimatmarkt den Kleinstwagen Ray EV bereit, ab 2014 leistete der kastige Soul EV in Europa elektrische Pionierarbeit. Den Soul gibt es immer noch, die aktuelle Generation heißt e-Soul. Stromernde Gesellschaft leisten ihm der kompakte Crossover Niro EV, der größere EV6 und der für europäische Verhältnisse geradezu riesige Fünf-Meter-Siebensitzer EV9.

Technoide Ästhetik

Just am EV9 orientiert sich ein weiteres Familienmitglied, das Ende des Jahres auf den Markt kommt und vermutlich das wichtigste Elektro-Modell für Kia wird. Denn der EV3 soll im Segment der kompakten Elektro-SUVs punkten, unter den Stecker-Fahrzeugen eine besonders beliebte Spezies. Mit seiner technoiden, flächigen Ästhetik sieht der Neue aus wie ein auf 4,30 Meter eingedampfter EV9, charakteristische Merkmale sind unter anderem das sogenannte Star-Map-Beleuchtungskonzept, die optisch nicht existenten, da in den C-Säulen versteckten hinteren beziehungsweise versenkbaren vorderen Türgriffe, die ebenso wie die 3D-Unterbodenverkleidung sowie die aktiven Luftklappen zu einem sehr guten Aerodynamik-Wert von 0,263 geführt haben.

Kia EV3

Beschirmt: Das Heck schmückt ein Dachspoiler. Hersteller

Den Antrieb übernimmt ein an der Vorderachse installierter E-Motor, der eine Leistung von 150 kW/204 PS erbringt. Je nachdem, was der Geldbeutel beziehungsweise der Reichweitenbedarf hergeben, lässt er sich mit zwei unterschiedlichen Batterien kombinieren. Das Standardmodell arbeitet mit einem LFP-Akku (Lithium-Eisenphosphat), dessen Kapazität - 58,3 kWh - nach WLTP-Norm für bis zu 410 Kilometer reicht. Die Langstreckenversion hingegen bekommt einen NMC-Stromspeicher (Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt) mit 81,4 kWh, maximal 600 Kilometer sollen mit einer Akkufüllung möglich sein. Damit, sagt Produktmanager Matteo Scarciglia, habe der EV3 das Zeug zum "main house holder", zum Hauptauto der Familie also, die somit auf einen Verbrenner verzichten könne. Beide Varianten absolvieren den Standardsprint von 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h.

In 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent Ladestand

Anders als die teureren Technologieträger EV6 und EV9 bekommt der EV3 keine 800-Volt-Architektur, sondern setzt auf ein günstigeres und gängigeres 400-Volt-System. Entsprechend fällt die Ladeleistung eher durchschnittlich aus. AC-Wechselstromladen ist mit bis zu 11 kW (nicht 22 kW) möglich, DC-Gleichstrom aus der Schnellladesäule wird mit 102 kW beziehungsweise 128 kW (großer Akku) aufgenommen. Im Idealfall soll sich die Batterie binnen einer halben Stunde von 10 auf 80 Prozent befüllen lassen.

Bidirektionales Laden und Plug&Charge

Darüber hinaus stellt Kia bidirektionales Laden inklusive einer Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) in Aussicht, das Fahrzeug kann also selbst zum Stromversorger werden, beispielsweise für einen elektrischen Campinggrill oder ein E-Bike. Zudem wird der EV3 "Plug & Charge" beherrschen, sich also automatisch an der Ladesäule authentifizieren, ohne dass der Fahrer respektive die Fahrerin mit Ladekarte oder App hantieren müssen. Das Navi entwirft eine Routenplanung inklusive sinnvoller Ladestopps, dabei kann auch einprogrammiert werden, mit welchem Batterieladestand man am Zielort ankommen möchte. Zudem wird der Akku rechtzeitig vorkonditioniert, sodass er sich beim Erreichen der Ladesäule auf Idealtemperatur befindet.

Ganz schön mutig: So kommt der neue Kia EV3

Die Ladepause selbst lässt sich insofern entspannt verbringen, als die optionalen Relaxation-Sitze in Liegeposition gebracht werden können und das bordeigene Infotainment mit einem Unterhaltungsprogramm von Spielen bis hin zu Video-Streaming bespaßt. Ein ebenso cleveres wie praktisches Detail ist der kleine Ausziehtisch in der Mittelkonsole, auf dem ein Tablet oder die Brotzeit Platz finden.

ChatGPT fährt mit

Beherrscht wird das Cockpit vom großen "Triple Panoramic Display", das drei Bildschirme miteinander kombiniert: Ein digitales Fahrerinstrumentarium, den Infotainment-Touchscreen sowie, dazwischen, eine kleinere Bedieneinheit für die Klimatisierungsfunktionen. Ausstattungsabhängig addiert sich ein Head-up-Display hinzu. Ein KI-Assistent ist per Sprachsteuerung zu kontaktieren und versorgt auf Wunsch mit ChatGPT-Wissen aus dem Netz. Und das Smartphone kann als digitaler Fahrzeugschlüssel verwendet werden, der sich mit bis zu sieben Personen teilen lässt.

Kia EV3

Bildschirmlandschaft: Auch das Cockpit orientiert sich an dem des großen Bruders EV9. Hersteller

Im Innenraum, sagt Kia angemessen nachhaltigkeitsbewusst, habe man 28,5 Kilogramm recycelten Kunststoff verbaut, welche Geschichte er hat, ist über einen QR-Code in der Türverkleidung in Erfahrung zu bringen. Eine erste Sitzprobe erbrachte die Erkenntnis familientauglicher Geräumigkeit, über den Häuptern der Fondpassagiere bleibt mehr Luft, als es die abgeschrägte Dachlinie argwöhnen lässt. In den Kofferraum passen 460 bis 1250 Liter, ein 25-Liter-Frunk unter der Fronthaube nimmt beispielsweise das Ladekabel auf.

Marktstart Ende 2024

Bis der Kia EV3 seinen Weg auf deutsche Straßen findet, wird es noch bis zum Jahresende 2024 dauern. Entsprechend haben die Koreaner auch noch keine Preise festgelegt. Wir schätzen aber, dass das Basismodell mit kleinem Akku ab rund 35.000 Euro verkauft werden könnte.

Kia EV9

Vorbild: Der mächtige und bis zu siebensitzige EV9. Hersteller

Mit dem neuen EV3, dem Niro EV und dem e-Soul führt Kia künftig drei Kompakte mit Stecker im Angebot. Ist das nicht mindestens einer zu viel? Maximilian Mika, Produktmanager für Deutschland, will sich da noch nicht festlegen. Nicht auszuschließen ist aber, dass ein Modell geopfert wird. Treffen dürfte es dann weniger den Niro, der sich in aktueller Generation erst seit 2022 auf dem Markt befindet und der nicht nur als EV erhältlich ist, sondern auch als Voll- und Plug-in-Hybrid, was letztlich ein breiteres Kundeninteresse abdeckt. Anders aber mag es beim inzwischen betagteren und schon jetzt in "eingeschränkter Verfügbarkeit" angebotenen e-Soul aussehen. Die Lebensuhr des einstigen Elektro-Pioniers könnte mit der Ankunft des EV3 ablaufen.

Ulla Ellmer

Kia EV3 in Kürze:

Wann er kommt: Im vierten Quartal 2024

Wen er ins Visier nimmt: Smart #1, Volvo EX30, VW ID.3, Renault Megane E-Tech, Cupra Born

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 150 kW/204 PS. Batteriekapazität 58,3 bzw. 81,4 kWh

Was er kostet: Noch nicht bekannt, Einstieg ab ca. 35.000 Euro denkbar

Was noch kommt: Möglicherweise eine Allradvariante