Bundesliga

Schmidt scheut sich nicht mehr, das Wort Europa in den Mund zu nehmen

Heidenheim: Busch fällt weiterhin aus - Beck und Maloney fraglich

Schmidt scheut sich nicht mehr, das Wort Europa in den Mund zu nehmen

Frank Schmidt führte den 1. FC Heidenheim bis in die Bundesliga.

Frank Schmidt führte den 1. FC Heidenheim bis in die Bundesliga. IMAGO/Sportfoto Rudel

Wenn man Heidenheims Trainer Frank Schmidt zu Beginn dieses Jahres auf die Möglichkeit angesprochen hätte, in der kommenden Saison mit dem FCH womöglich in Europa kicken zu können, dann hätte er womöglich den Presseraum wortlos verlassen oder aber, was wahrscheinlicher wäre, den Fragesteller höflich nach dessen Geisteszustand gefragt. Vor dem 32. Spieltag allerdings sind diese Fragen tatsächlich Realität geworden, denn mit nur noch zwei Punkten Rückstand auf den FC Augsburg und die TSG Hoffenheim ist die Möglichkeit durchaus gegeben, im kommenden Jahr international vertreten zu sein - gedankt sei es den europäischen Auftritten der Bayern, Dortmund und nicht zuletzt Leverkusen.

Vorschau

"Wir beschränken uns nicht im Kopf." Das ist einer der Lieblingssätze Schmidts, den er bereits zu Zweitligazeiten regelmäßig von sich gab. Und er wird es bleiben. "Wenn es so kommt, dann nehmen wir es gerne an, da brauchen wir doch nicht drumherum reden. Wir werden alles dafür tun, die bestmögliche Platzierung am Ende innezuhaben", sagt Schmidt deutlich. "Wenn das dann einen dieser Plätze beinhaltet, dann melden wir den Verein nicht ab und sagen: Das wollen wir nicht. Dann nehmen wir das so an und würden uns mega freuen."

Erneut bilden die Heidenheimer den Abschluss des Spieltags, empfangen am Sonntagabend (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) den FSV Mainz, der den Relegationsplatz 16 innehat. Gut möglich ist es auch, dass der FCH bereits vor dem Anpfiff endgültige Gewissheit hat, in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga antreten zu dürfen - wenngleich es diese eigentlich nicht mehr braucht. "Wir haben es ja gesagt: mit 37 Punkten hast du den Klassenerhalt sicher, das wird so kommen. Wir haben den Moment genossen, ein besonderer Moment mit unseren Fans", blickte Schmidt noch einmal auf den Sieg in Darmstadt zurück, der die Punkte 35, 36 und 37 zur Folge hatte. Zwei Tage habe man das genossen, dann sei man aber wieder in die Vorbereitung auf das anstehende Heimspiel eingestiegen. Gegen Mainz abermals nicht mit dabei sein wird Marnon Busch, bei Adrian Beck und Lennard Maloney wollte Schmidt einen Einsatz noch nicht hundertprozentig ausschließen.

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Dass man nun nach dem Klassenerhalt nachlassen werde, darüber brauche sich niemand Sorgen machen, sagt Schmidt, schon gar nicht angesichts der angesprochenen Tabellensituation, die doch so viel Fantasie bietet. "Es gibt noch drei Spiele und wir möchten die bestmögliche Punktzahl und die bestmögliche Platzierung am Ende", gibt Schmidt die Marschroute vor. Ohnehin werde Schmidt aktuell viel zu viel übers Feiern gesprochen, schließlich gebe es noch neun Punkte zu vergeben, nach denen man strebe. "Hinterher gibt es noch genug Zeit zu feiern", sagt er. "Natürlich fällt Vieles leichter, wenn du dein Ziel erreicht hast mit dem Klassenerhalt - und das haben wir erreicht. Der wird demnächst schnell feststehen", wiederholt Heidenheims Trainer deutlich und spielt auch auf die Partien der Konkurrenz im Tabellenkeller an, die sich noch gegenseitig Punkte abnehmen und so den Heidenheimer Weg ebnen werden.

Wenngleich Schmidt die um sein Team aufkommende Euphorie in gewisser Weise verstehen kann. Es sei durchaus etwas Besonderes, dass man als Aufsteiger nach 31 Spieltagen bereits den Klassenerhalt geschafft habe. "Aber wir wollen jetzt einfach weitermachen und das möchte ich von meiner Mannschaft sehen." Man müsse nur auf die vergangenen Jahre blicken, in denen der FCH in den letzten Saisonspielen, wenn es für ihn selbst um nicht mehr viel gegangen war, weiter Vollgas gegeben hatte. Da seien Mannschaften in Heidenheim noch abgestiegen, erinnert sich der FCH-Trainer. "Jeder weiß, wofür wir stehen und wofür ich stehe. Ich kann es nicht ertragen, wenn irgendwas ein Selbstzweck ist", so Schmidt. Wenn man die eigenen Ziele erreiche, habe das immer auch eine Konsequenz für die Gegner, "aber wir sollten schon so ehrlich sein, dass nach 34 Spieltagen jeder für sich selbst verantwortlich war", so Schmidt.

Schmidt und Sanwald glauben gemeinsam an das Unmögliche - immer wieder

Schmidt und sein Vorstandsvorsitzender und Freund, Holger Sanwald, können gemeinsam auf eine märchenhafte Geschichte zurückblicken. Wenn man sich mit dieser nur kurz befasst, dann verwundert es fast nicht, dass man nun im beschaulichen Heidenheim das Wort "Europapokal" in den Mund nehmen darf. So schließt dann auch Schmidt: "Was uns im letzten Jahrzehnt alles gesagt worden ist, was nicht möglich ist, wenn wir dieses oder jenes nicht machen - wenn diese Leute Recht behalten hätten, dann wären wir immer noch in der Oberliga."

Er und sein Team, aber natürlich auch die Verantwortlichen im Verein, versuchten immer, das Maximum herauszuholen. "Wir sind nah dran an diesen Plätzen und wenn wir gut punkten, dann besteht die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch den einen oder anderen Platz gut machen. Wenn das dann berechtigt, europäisch mitspielen, dann ist das so und dann nehmen wir das gerne an", sagt Schmidt. Europapokal in Heidenheim ist keine Utopie mehr. Es hört sich dem geschafften Klassenerhalt fast schon wie ein neues Ziel auf den letzten Metern der Saison an. Es wäre dann das zweite Mal in der Saison, dass das Unmögliche möglich gemacht würde.

Timo Lämmerhirt

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