2. Bundesliga

Schmidt: "Irgendwann wird da hingepinkelt - und das möchte ich nicht"

Heidenheimer Erfolgsarchitekten loben sich gegenseitig

Schmidt: "Irgendwann wird da hingepinkelt - und das möchte ich nicht"

Mit geballter Faust ins Oberhaus: Holger Sanwald und Frank Schmidt (re.).

Mit geballter Faust ins Oberhaus: Holger Sanwald und Frank Schmidt (re.). Getty Images

Der 1. FC Heidenheim steigt als 57. Klub in die Bundesliga auf, das ist seit dem denkwürdigen 3:2-Sieg in Regensburg Gewissheit. Ein unglaublicher Erfolg für das Team aus dem beschaulichen und knapp 50.000 Einwohner zählenden Städtchen Heidenheim - das wissen alle beim FCH. 

Sportlich richteten es die Spieler, die eine bärenstarke Saison spielten, allen voran Tim Kleindienst, der mit 25 Treffern die kicker-Torjägerkanone gewann, und Jan-Niklas Beste, der mit 13 Assists nicht nur bester Vorlagengeber der Liga war, sondern auch noch zwölf Tore selbst erzielte. Heidenheim stellte den zweitbesten Sturm (67 Treffer) und die zweitbeste Abwehr der Liga (33 Gegentore) - und auch das beste Heim-Team im Unterhaus.

"Wir haben nur vier Niederlagen, sind die beste Heimmannschaft und haben auch auswärts viele Punkte geholt", blicke Schmidt bei "Sky" zurück und betonte mit Blick auf den Aufstieg: "Wir haben es mehr als verdient."

Heidenheim hat eine außergewöhnliche Mentalität entwickelt.

Frank Schmidt

Die größte Stärke der Schwaben sei jedoch die Mentalität, stellte der Trainer klar. "Der 1. FC Heidenheim hat seit Jahren eine außergewöhnliche Mentalität entwickelt - und das hat man heute wieder gesehen."

Der 49-Jährig bezog sich damit auf den unglaublichen Spielverlauf, als man dank eines Doppelpacks in der Nachspielzeit aus einem 0:2 ein 3:2 machte. Das sei "unfassbar, aber ein Spiegelbild unserer Saison", stellte Schmidt fest und verwies darauf, dass so etwas nicht zum ersten Mal passiert sei: "Man muss ja bloß an das Hinspiel (5:4) denken. Wir haben viele solcher Spiele gehabt."

Dickes Lob für Sanwald

Seinen eigenen Verdienst redete der Coach, der seit 2004 im Klub ist und seit dem 17. September 2007, also seit 15 Jahren die Geschicke als Cheftrainer in Heidenheim leitet, eher klein. Er betonte vielmehr, gesagt zu haben: "Nicht die Mannschaft soll mit mir aufsteigen, sondern ich will mit der Mannschaft aufsteigen." Ein dickes Lob gab es dann aber an den Vorstandsvorsitzenden Holger Sanwald.

"Er hat in der Landesliga übernommen. Wenn er die Menschen nicht mitgenommen hätte, wäre das nicht möglich gewesen", stellte Schmidt klar und ließ es sich auch nicht nehmen, den Aufstieg "unserem verstorbenen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Mayer zu widmen. Der ist da oben sicher auch mega happy."

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Sanwald selbst zeigte sich sichtlich mitgenommen, sprach in Anbetracht des wilden Spielverlaufs von "einem kitschigen Film" und zugleich vom "größten Tag der Vereinsgeschichte". Der 56-Jährige lobte aber auch den Gegner. "Respekt an Regensburg, dass die alles rausgehauen haben - so muss das sein."

Der Aufstieg ist auch für Sanwald der Lohn für seine Mühen, wobei er betonte, dass ihm die Arbeit in Heidenheim "immer Spaß gemacht" habe, schließlich sei es "mein Verein. Ich habe in der Jugend gespielt, später dann auch zweite Mannschaft und erste Mannschaft Landesliga. Dann ging es nicht mehr richtig weiter und ich habe es übernommen."

Starkes Zeichen an Amateurklubs

Das man urplötzlich in der Bundesliga spielt, sei unglaublich. "Das war zwar immer ein Traum, aber da kann man nicht ernsthaft dran denken, dass sich sowas realisieren lässt", meinte Sanwald und freute sich darüber, welches Signal der FCH-Aufstieg an alle Amateurvereine sendet, die nun sehen, dass es das immer noch gebe, "dass man sich mit guter Arbeit entwickeln kann. Für den Fußball ist das eine schöne Sache, gerade in der heutigen Zeit, wo es so viele Diskussionen um Geld und alles Dazugehörige gibt. Dass es ein Verein wie wir schaffen kann, ist ein Märchen."

Ich biete ihm eine Statue an, er will nicht. Ich biete ihm einen Rentenvertrag an, will er auch nicht.

Holger Sanwald über Frank Schmidt

Sanwald lobte übrigens Schmidt über den grünen Klee. "Es ist unbeschreiblich, was für einen Trainer wir haben. Ohne ihn hätten wir es nicht geschafft", sagte der FCH-Boss und gab zu, dass er "keine Ahnung hat, was es braucht", um den Trainer zu würdigen. "Da reicht gar kein Denkmal."

Vor dem Regensburg-Spiel hatte Sanwald seinem Coach übrigens eine Statue in Aussicht gestellt - ob aus Spaß am Ende auch Ernst werden würde, ist nicht klar. Schmidt will das aber ohnehin nicht, "weil da irgendwann einmal hingepinkelt wird - und das möchte ich nicht." Sanwald schien von dieser Antwort nicht überrascht. "Ich biete ihm eine Statue an, er will nicht. Ich biete ihm einen Rentenvertrag an, will er auch nicht - so ist der Frank."

drm

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