Bundesliga

Schmadtke: Ruhestand mit Hintertür

Der Manager auf seinen letzten Metern in Wolfsburg

Schmadtke: Ruhestand mit Hintertür

Ein Kind der Bundesliga: Jörg Schmadtke.

Ein Kind der Bundesliga: Jörg Schmadtke. IMAGO/Sven Simon

Es beginnt die Zeit, in der Jörg Schmadtke viel zurückblicken wird. Auf 13 Jahre als Bundesligatorwart, rund 22 Jahre im Management, davon die letzten viereinhalb beim VfL Wolfsburg. Am 31. Januar ist der letzte Arbeitstag des 58-Jährigen, der sich künftig anderen Dingen widmen möchte, in erster Linie seiner Familie, die in der Vergangenheit häufig zurückstecken musste.

Schon bald, betont Schmadtke, werde seine Frau das Kommando übernehmen. "Und bestimmen, in welche Richtung es geht. Es gibt noch viele Herausforderungen im Leben und viele Dinge zu tun und die wir noch sehen wollen." Ist ein Comeback dennoch denkbar? Eine Hintertür hält sich Schmadtke offen. "Ausschließen will ich es nicht in Gänze, aber eher nicht."

"Vielleicht kommt irgendwann die Erkenntnis ..."

Der Manager muss wohl erst einmal selbst sehen, wie das Leben so funktioniert, wenn es nicht mehr von der Arbeit, von Transferfenstern und dem Bundesligaspielplan bestimmt wird. "40 Jahre hat das mein Leben begleitet", sagt Schmadtke, "vielleicht kommt irgendwann die Erkenntnis, dass es doch besser wäre, wieder zu arbeiten."

Wichtig für ihn ist erst einmal jedoch, dass er den VfL in einem guten Zustand an Nachfolger Marcel Schäfer weiterreicht. Wirtschaftlich hat der Geschäftsführer den Klub auf gesündere Beine gestellt, in der abgelaufenen Spielzeit schloss Wolfsburg erstmals seit langer Zeit wieder mit einem Gewinn (acht Millionen Euro) ab. Sportlich jedoch sah es in den vergangenen Monaten nicht immer gut aus. Die vergangene Saison geriet nach erfolgreichen Jahren zum Absturz, inmitten der Krise verlängerte Schmadtke aber seinen Vertrag noch einmal um ein halbes Jahr. "Um die Dinge vielleicht geordneter und stabiler zu übergeben."

Das wird gelingen, nach kompliziertem Saisonstart hat der VfL in der Hinserie die Kurve gekriegt und geht im Januar als Tabellensiebter unter Trainer Niko Kovac in den zweiten Teil dieser Spielzeit. "Ich bin sehr froh über die Entwicklung der letzten Wochen", so Schmadtke, "weil es ein bisschen mehr Ruhe gibt als wenn du nur 16 oder 15 Punkte hättest." 23 sind es nun nach zuletzt vier Siegen in Serie. Vier Pflichtspiele stehen noch an unter seiner Führung, nach seinem Heimabschied gegen den SC Freiburg, wo er früher das Tor hütete, geht es zu Hertha BSC, nach Bremen und am letzten Arbeitstag im DFB-Pokal zu Union Berlin.

Wolfsburg sieht den Privatmann Schmadtke wieder

Danach ist Schluss. Wirklich für immer? Das wird die Zukunft zeigen. Wolfsburg verlässt Jörg Schmadtke jedenfalls mit einem guten Gefühl und deutlichen Fußspuren. "Das ist ein Standort, an den ich gerne zurückkomme", betont der gebürtige Düsseldorfer, der alleine aufgrund seines Sohnes Nils, der Chefscout beim VfL ist, und dessen Familie regelmäßig zurückkehren wird. Aber auch, "weil ich die Stadt und die Leute mag".

Schmadtkes sportliches Fazit: "Wir haben über viereinhalb Jahre insgesamt einen richtig guten Job hinbekommen, waren dreimal international vertreten, hatten eine schlechte Saison dabei, die wir mit Platz 12 auch noch okay abgeschlossen haben. Jetzt sind wir wieder Siebter und haben sozusagen die Karotte vor der Nase, dass wir nächstes Jahr wieder im internationalen Geschäft sein können." Das wäre, auch wenn er dann nicht mehr da sein wird, auch Schmadtkes Erfolg.

Thomas Hiete

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