Bundesliga

Bielefelds Angreifer Sven Schipplock: "Wenn du die 30 überschritten hast, musst du performen"

Bielefelds Angreifer über seine Ex-Vereine und Zukunftsaussichten

Schipplock: "Wenn du die 30 überschritten hast, musst du performen"

Bielefelds Sven Schipplock will erst mit der Arminia die Klasse halten und dann 200 Bundesligaspiele ins Visier nehmen.

Bielefelds Sven Schipplock will erst mit der Arminia die Klasse halten und dann 200 Bundesligaspiele ins Visier nehmen. imago images

"Überall und nirgends", so der Titel einer Story über Sven Schipplock im kicker (Montagausgabe). Im Oktober 2010 begann seine Bundesliga-Karriere, oft weitgehend unbemerkt setzte sie sich bis nach Bielefeld fort. Fünf Stationen in der 1. Liga sind gemeinsam mit Kevin Voigt, Leonardo Bittencourt, Marius Wolf und Julian Schieber der zweithöchste Wert hinter Union Berlins Max Kruse (sechs). Jetzt geht es für Schipplock hintereinander gegen seine zwei Ex-Klubs Hoffenheim und Stuttgart. Hier spricht der Stürmer über …

… die TSG 1899 und den VfB: "Kontakte habe ich noch mehr nach Hoffenheim, weil meine Zeit dort noch nicht so lange er ist und die Spieler auch nicht so schnell gewechselt sind. Ich bin in Hoffenheim zum Bundesliga-Spieler gereift, die Relegation 2013 war ein sehr emotionales Erlebnis. Es ist auch immer wieder eine unglaubliche Erinnerung, mit was für großen Spielern man bei der TSG zusammengespielt hat. Beim VfB hatte ich auch eine schöne Zeit mit Bundesliga und Europapokal. Ich freue mich auch immer, Daniel Didavi zu treffen. Er ist ein Mitbewohner aus gemeinsamen WG-Zeiten in Stuttgart. Mit Julian Schieber habe ich noch regelmäßig Kontakt. Er ist ein guter Kumpel aus Stuttgarter Zeiten, der es mit seinen Verletzungen nicht leicht hatte."

… sein Dasein beim HSV und die zwischenzeitliche Ausleihe nach Darmstadt: "Hamburg war eine schwere Zeit. Ich war erstmals weiter weg von zu Hause, es war ein größerer Verein, eine größere Stadt. Es gab eine andere Erwartungshaltung. Ich selbst habe mich damit schwer getan, die gesamte sportliche Situation kam hinzu. Sehr lange habe ich mir auch Gedanken gemacht, warum ich ausgerechnet beim HSV keine Tore geschossen habe. Es ist schwer, wenn du auf die Tore reduziert wirst und die Minuten hochgerechnet werden. Rein sportlich war es einfach nicht gut, aber ich habe auch in Hamburg Freunde über den Fußball hinaus gefunden. Mit Darmstadt sind wir abgestiegen, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Es war eine sehr wohltuende Atmosphäre dort. Alles ein bisschen kleiner, familiärer. Und natürlich hat mir auch mein erstes Bundesliga-Tor nach langer Zeit gegen Freiburg gut getan."

Vielleicht bin ich von der Mentalität her zu mannschaftsdienlich eingestellt und habe nicht diesen Eigensinn, der Stürmern manchmal hilft.

Sven Schipplock

… Toreschießen und andere Qualitäten: "Die Arbeit geht immer weiter. Klar, Stürmer stehen für Tore. Aber ich war ja nie der Torjäger wie zum Beispiel Fabian Klos. Meine Wichtigkeit besteht eher darin, alles einzubringen, was für die Mannschaft zum Toreschießen wichtig sein kann. Vorzulegen, Räume zu besetzen, Zweikämpfe zu suchen, auch gegen den Ball. Von Verein zu Verein wurde ich da unterschiedlich bewertet. In Hoffenheim zum Beispiel wurde ich nie kritisiert, auch wenn ich vielleicht nicht mehr als sechs Tore in einer Saison geschossen habe. Es kamen halt ein paar Assists dazu und dann war es trotzdem okay. Vielleicht bin ich von der Mentalität her zu mannschaftsdienlich eingestellt und habe nicht diesen Eigensinn, der Stürmern manchmal hilft. Aber das war meine gesamte Karriere so und ich bin eigentlich ganz gut mit dieser Art Fußball zu spielen gefahren."

… seinen jetzigen Klub Arminia: "Die erste Zeit in Bielefeld war richtig schwierig, nach acht Jahren in der Bundesliga. Ich musste im Kopf erst einmal mit meiner Situation klar kommen und es hat gedauert, bis mir wirklich bewusst war, wie wichtig ich meine Gesundheit nehmen muss. Bis dahin war ich ja immer noch ganz gut durchgekommen. Ich wollte ehrlich gesagt auch gar nicht groß wissen, was mit meiner Hüfte los war. Aber sie war sozusagen nach der hohen Belastung und dem Verschleiß meine Achillesferse und die Ursache für viele andere Probleme im Rücken, Knie, Sprunggelenk geworden. Dann haben wir uns im Februar 2019 zur Operation entschlossen, um zur neuen Saison wieder fit am Start zu sein."

… Zahlen zu seiner Karriere: "Einmal hat mich eine Statistik dann doch interessiert. Die Zahl von 149 Bundesligaspielen war mir ein Dorn im Auge. Das habe ich letztes Jahr Trainer Uwe Neuhaus auch wirklich so gesagt. Es war alles sehr emotional in der vergangenen Saison. Ich hatte in Bielefeld so viel Schweiß und Arbeit investiert. Ich wollte mich auf keinen Fall nur mit einem Platz auf der Tribüne belohnen. Es stand im Winter auch eine Ausleihe zur Diskussion. Ich merkte aber, dass ich Arminia noch helfen konnte. Zugleich wuchs ja unsere Aussicht, aufzusteigen. In der 1. Liga wollte ich unbedingt in Bielefeld dabei sein. Dieses Ziel hat mich so am Leben gehalten und mir durch die schwere Zeit geholfen. Es hat ein bisschen länger gedauert, aber am Ende waren sie dann doch happy mit mir. Dieser Kopfball zum 2:1-Sieg in Kiel war schon speziell. Ja, ich habe nicht viele Tore geschossen, aber zumindest ein paar wichtige. Mein nächstes Ziel müssten eigentlich 200 Bundesligaspiele sein. Aber primär ist für mich, mit Arminia die Klasse zu halten."

Ich will ehrlich sein: In dem Alter geht es für einen Profi oft nur noch nach dem Motto: 'Nimm, was du kriegst!'

Sven Schipplock

… seine Zukunftsaussichten: "Ich weiß, worum es geht. Wenn du die 30-Jahre-Marke überschritten hast, musst du performen, sonst bist du raus. Ich will ehrlich sein: In dem Alter geht es für einen Profi oft nur noch nach dem Motto: 'Nimm, was du kriegst!'. Ich kann nicht mehr tun als alles zu geben. Schön, wenn der Verein dann mit mir plant, denn ein paar Jahre sollen es im Fußball schon noch sein für mich. Aber es kommt, wie es kommt - das habe ich gelernt und gibt mir die nötige Ruhe und Kraft."

Aufgezeichnet von Michael Richter