Bundesliga

Schäfer über Kovac: "Die interne Glaubwürdigkeit ist vorhanden"

Wolfsburgs Boss über die Krise und seinen Trainer

Schäfer über Kovac: "Die interne Glaubwürdigkeit ist vorhanden"

Komplizierte Phase: Wolfsburgs Geschäftsführer Marcel Schäfer

Komplizierte Phase: Wolfsburgs Geschäftsführer Marcel Schäfer Getty Images

Über potenzielle Neuzugänge will Marcel Schäfer am Mittwochmittag auf der Geschäftsstelle des VfL Wolfsburg nicht reden. Zumindest nicht mit den anwesenden Journalisten. Weder über Kevin Behrens (Union Berlin), dessen Transfer bevor steht, noch über andere gehandelte Namen wie Rafa Mir (FC Sevilla) oder mögliche Abgänge wie Amin Sarr, der einen Tag vor Ende der Transferperiode noch gehen könnte.

Schäfer spricht lieber über ... 

"Die Situation ist nicht angenehm"

... die sportliche Situation: Platz elf, das Saisonziel Europa wird schon nicht mehr in den Mund genommen, die Spielzeit droht eine Enttäuschung zu werden. Und Schäfer muss all dies moderieren. Seit einem Jahr ist er als Geschäftsführer und Nachfolger von Jörg Schmadtke in der Verantwortung - seine schwierigste Phase? "Ich tue mich da ein bisschen schwer, weil ich ja seit fast sechs Jahren schon in der Verantwortung stehe und in dieser Zeit wirklich viele Situationen erlebt habe, die es zu bewältigen galt", sagt Schäfer. "Die Situation jetzt ist nicht angenehm. Dennoch glaube ich weiterhin daran, dass wir das gemeinsam lösen können. Und auch die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir, wenn wir in schwierigen Situationen zusammengerückt sind, gestärkt daraus hervorgegangen sind. Diese Herausforderung und diese Verantwortung übernehme ich mit voller Leidenschaft."

"Mit der Art und Weise sind wir nicht zufrieden"

... Trainer Niko Kovac: Der Kroate ist zumindest öffentlich angezählt, ein weiterer Misserfolg am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) könnte sein Aus bedeuten. Bestätigen mag Schäfer dies logischerweise nicht, vielmehr unterstreicht er die Überzeugung, dass es mit dem 52-Jährigen noch in die richtige Richtung gehen kann. "Ich sehe, wie wir tagtäglich arbeiten", betont der Manager. Dass sein leitender Angestellter die Leistungen der Mannschaft seit Monaten positiv bewertet und meistens lediglich das Quäntchen Glück vermisst, bewertet der Boss öffentlich nicht negativ. Er sieht auch keinen Verlust der Glaubwürdigkeit Kovacs. "Entscheidend ist immer die interne Glaubwürdigkeit. Und die ist vorhanden."

Hinter verschlossenen Türen werde zudem deutlich kritischer über das Auftreten des VfL geredet als es Kovac in der Öffentlichkeit tut. Schäfer: "Wir reden intern selbstverständlich deutlich detaillierter über die Leistungen der Mannschaft und der einzelnen Spieler. Und selbstverständlich sind wir alle derzeit mit der Art und Weise sowie den Ergebnissen nicht zufrieden. Ich bin ein Freund davon, intern die Dinge richtig einzuordnen, sie ganz klar anzusprechen und den Finger in die Wunde zulegen. Ich weiß, dass es immer gewünscht wird, auch nach Außen knallharte Ansagen zu machen und wir müssen das auch öffentlich bewerten, aber ich war nie ein großer Freund davon." Zudem dürfe man bei aller Kritik auch nicht vergessen: "Es ist nicht alles falsch, was wir gerade tun. Wir sprechen natürlich auch über die positiven Dinge." So hat der VfL 2024 zwar noch nicht gewonnen, nach dreimal 1:1 aber eben auch noch nicht verloren. 

"Wir wissen, dass wir liefern müssen"

... den Ausweg aus der Krise: Schäfer ist niemand, der - zumindest öffentlich -  den Hammer kreisen lässt. Dass die Mannschaft zu Wochenbeginn zwei freie Tage erhielt, segnete er selbst mit ab. "Ich finde es richtig, auch in solchen Phasen freie Tage einzubauen, damit alle auch mal an andere Dinge als an den Fußball denken, sich ihren Familien widmen und mental abschalten, weil auch das wiederum wichtig ist, um anschließend voller Energie und mit vollem Fokus in die Trainingswoche zu gehen." Analytisch statt emotional versucht Schäfer, die Situation zum Guten zu drehen. "Es ist meine Aufgabe, die Dinge ruhig und sachlich zu analysieren, richtig einzuordnen, gewisse Maßnahmen zu treffen, um mitzuhelfen gemeinsam wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren." Gelungen ist dies noch nicht.

"Wir brauchen das Erfolgserlebnis und müssen das jetzt auch mal erzwingen. Wir wissen, dass wir unseren Ansprüchen derzeit nicht gerecht werden. Wir wissen, dass wir liefern müssen. Und wir gehen das gemeinsam an. Ich erwarte, dass alle gemeinsam anpacken, um aus dieser Situation rauszukommen. Jeder in diesem Klub - die Mannschaft, das Trainerteam und das Team drumherum - hat die Verantwortung, seine Aufgabe bestmöglich auszufüllen, den Kollegen zu unterstützen und eine positive Energie reinzubringen, auch wenn das im Moment vielleicht nicht ganz so leicht ist. Aber genau das brauchen wir für die Trendwende."

Tiago Tomas fällt gegen Hoffenheim aus

... die personelle Situation: Während es eine positive Nachricht am Mittwoch gab - Lukas Nmecha (nach Patellasehnen-Operation) absolvierte eine teilintegrative Trainingseinheit mit der Mannschaft - gibt es auch eine negative Meldung. Tiago Tomas hat sich am vergangenen Spieltag schwerer am Ellbogen verletzt. "Er wird jetzt erst mal ausfallen nd am Wochenende nicht zur Verfügung stehen", sagt Schäfer, "alles andere müssen wir abwarten". Sowohl Maximilian Arnold als auch Yannick Gerhardt, die gegen Köln krankheitsbedingt gefehlt hatten, seien auf dem Wege der Besserung. "Ich gehe davon aus, dass sowohl Max als auch Yannick am Wochenende zur Verfügung stehen." Gute sehe es nach seinem Syndesmoseriss auch bei Patrick Wimmer aus: "Ich denke, dass er schon zeitnah wieder mit der Mannschaft trainieren kann."

Thomas Hiete