Motorsport

S-Pedelecs: E-Bikes auf Speed

Fahrräder, die keine sind

S-Pedelecs: E-Bikes auf Speed

S-Pedelec: Mit elektrischer Unterstützung ist es bis zu 45 km/h schnell.

S-Pedelec: Mit elektrischer Unterstützung ist es bis zu 45 km/h schnell. flyer-bikes.com/pd-f

S-Pedelec - was ist das?

Augenscheinlich ein Elektrofahrrad. Doch das "S" steht für "Speed": Während die Tretbewegung bei einem normalen Pedelec mit höchstens 250 Watt und nur bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt wird, darf die Nenndauerleistung beim S-Pedelec 4000 Watt betragen und die Unterstützung durch den Hilfsmotor schaltet erst bei 45 km/h ab. Rechtlich gesehen sind S-Pedelecs deshalb keine Fahrräder mehr, sondern Kleinkrafträder.

In Deutschland stellen die extraschnellen Bikes bislang nur eine Randerscheinung dar. Nach Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) betrug ihr Anteil an den im Jahr 2022 verkauften elektrifizierten Fahrrädern lediglich ein halbes Prozent. Deutlich weiter verbreitet sind S-Pedelecs in Ländern wie Belgien und vor allem der Schweiz, wo aber auch andere gesetzliche Vorschriften gelten.

Was braucht ein S-Pedelec?

Im Unterschied zum klassischen Pedelec vor allem eine Betriebserlaubnis sowie eine Haftpflichtversicherung mitsamt einer (beleuchteten) Versicherungsplakette. Auch Rückspiegel, Schiebehilfe bis 6 km/h, Hupe, Bremslicht und Seitenständer sind vorgeschrieben.

Wer kann ein S-Pedelec fahren?

Nicht jeder. Erforderlich ist mindestens die Fahrerlaubnis der Klasse AM. Fahrer und Fahrerinnen unter 15 Jahren dürfen also nicht in den Sattel. Außerdem besteht die Pflicht zum Tragen eines geeigneten Helms. Und beim Alkoholkonsum gilt die 0,5-Promille-Grenze.

Wo darf ein S-Pedelec fahren?

Es muss auf der Straße bleiben. Radwege, Radstreifen und selbst Radschnellwege sind für die Speed-Bikes tabu, ebenso wie Wald-, Wiesen- oder unbefestigte Forstwege. Wenn Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben sind, dann gilt das nicht für S-Pedelecs. Ferner dürfen sie keinen Anhänger ziehen, nicht auf Gehwegen abgestellt werden und nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden.

Was spricht dann überhaupt für ein S-Pedelec?

Befürworter wie der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) sehen im S-Pedelec eine Alternative zum Auto und betrachten es somit als einen Beitrag zur Mobilitätswende. Auch beim ADAC heißt es, dass "S-Pedelecs das Potenzial bieten, alltägliche Pendlerstrecken von einfach bis zu 20 Kilometern ohne übermäßige körperliche Anstrengung mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zu absolvieren".

Einer Akzeptanz auf breiterer Ebene stehen jedoch die genannten gesetzlichen Einschränkungen entgegen. Deshalb fordert nicht nur der VCD die rechtliche Gleichstellung des S-Pedelecs mit dem Fahrrad und für die Nutzer eine Wahlfreiheit zwischen Fahrbahn und Radweg. In der Schweiz gibt es eine solche Regelung bereits, in Belgien können zumindest außerorts die Radwege auch von den extraschnellen Velos benutzt werden. Hierzulande hat beispielsweise die Stadt Tübingen  bereits 2019 ein durchgehendes S-Pedelec-Netz ausgewiesen, allerdings wurde es teilweise mit einem Tempolimit von 30 km/h versehen.

Wie problematisch ist das S-Pedelec?

Das bestehende Radweg-Verbot zwingt vor allem außerorts zu einer gefährlichen Koexistenz mit dem Autoverkehr auf der Straße. Andererseits: Sollten die bestehenden Regelungen aufgeweicht und Radwege für die schnellen S-Pedelecs zugelassen werden, befürchten Kritiker erhöhte Risiken für langsamere Verkehrsteilnehmer wie klassische Radler und E-Biker sowie für Fußgänger.

Ulla Ellmer