2. Bundesliga

"Rufmord": Grammozis droht den Internet-Lügenbolden

FCK-Trainer appelliert an den Schulterschluss

"Rufmord": Grammozis droht den Internet-Lügenbolden

FCK-Coach Dimitrios Grammozis fordert Zusammenhalt.

FCK-Coach Dimitrios Grammozis fordert Zusammenhalt. IMAGO/Oliver Ruhnke

Marlon Ritter ist ein riesengroßer Handball-Fan. Und wenn schon mal in deutschen Landen eine Europameisterschaft stattfindet, wollte der 29-jährige Mittelfeldakteur des 1. FC Kaiserslautern die Chance beim Schopfe packen und die Nationalsieben live betrachten. Mit Jean Zimmer, dem Kapitän der Roten Teufel, feierte er am Montag als einer von 20.000 Fans in Köln den Erfolg des Gastgebers über Ungarn. Bilder bei der Plattform X zeigten einen strahlenden Zimmer. Ritter blickte fast nachdenklich drein, zumindest während der Momentaufnahme. Ob er da schon spürte, dass ihn womöglich ein Infekt erwischt hatte?

Tags drauf fehlte Ritter im Training. Er sei krank, ließ der Klub wissen. Ein Ausfall Ritters im enorm bedeutsamen Duell mit dem FC Schalke 04 am Freitag (18.30, LIVE! bei kicker) gliche einem Hieb ins Genick, schließlich ist der gebürtige Essener eine konstante Größe im Gebilde des FCK und war zuletzt beim 0:2 auf St. Pauli der beste Kaiserslauterer Feldspieler; der Einzige, der kreativ zu werden vermochte.

"Für mich ist das kein Problem"

Umso gespannter blickte die pfälzische Fußball-Gemeinde darauf, was Cheftrainer Dimitrios Grammozis zur Causa Ritter anlässlich der Pressekonferenz am Mittwochmorgen zu verkünden hatte. Der 45-Jährige nahm seinen Schützling für den Ausflug in Schutz und sprach Klartext: "Wenn ein Spieler frei hat, dann hat er frei. Die Jungs waren nicht bis morgens um 4 in der Disco, sie haben eine deutsche Nationalmannschaft unterstützt", sagte Grammozis. Er nehme seine Schützlinge "nicht an die Leine" und befehle ihnen, sich nur in einem Radius von fünf Kilometern aufzuhalten. Ritter habe sich am Dienstagmorgen nicht wohlgefühlt, seine Absenz im Training sei eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Fortan sei Ritter "wieder ganz normal dabei". Ergo: "Für mich ist das kein Problem."

"Unterste Schublade, Rufmord"

Vier Pflichtspiele verantwortete Dimitrios Grammozis bislang als Trainer des FCK, drei davon in der Liga. Diese gingen allesamt verloren. Sieben Niederlagen in Folge stehen zu Buche. Ein Punkt wanderte in den zurückliegenden neun Spielen auf die Habenseite. Das Konto ist längst überzogen. Platz 15 rückt den Klub bedrohlich nahe an den Abgrund. Grammozis aber zeigt sich generell sehr kämpferisch, auch was die Nebengeräusche und Störfeuer in Foren und Sozialen Medien betrifft. Über die erfundene Meldung, er sei entlassen worden, konnte er nicht lachen, im Gegenteil: Er erwägt, juristische Schritte einzuleiten.

Was die Leute über mir machen, geht mich nichts an.

Dimitrios Grammozis

Kritik zu ertragen, sei gewiss Teil des Jobs, sinnierte der Trainer, hierbei aber handle es sich um Lügen und Absurdidäten, die in der Anonymität des Internets in die Welt gesetzt würden. "Unterste Schublade", schimpfte Grammozis, "Rufmord". 

Auch was das Gerücht einer Zusammenkunft am Dienstagabend in Homburg von Sponsoren und der Führungsriege des FCK anbelangt, wurde Grammzos deutlich: "Soll ich ihnen verbieten, sich zum Essen zu treffen? Was die Leute über mir machen, geht mich nichts an." In der Tat ist es Grammozis' Aufgabe, seine Elf für den vermutlich sehr intensiven und von Emotionen geprägten Schlagabtausch mit dem einen Zähler besseren FC Schalke zu wappnen. Bis auf den rotgesperrten Afeez Aremu, Philipp Hercher (Hüftprobleme) und Hendrick Zuck stehen ihm voraussichtlich alle Profis zur Verfügung. Zuck erlitt am Dienstag in der zweiten Übungseinheit des Tages eine schwere Knieverletzung. Nach kicker-Informationen liegt bei dem 33-jährigen Routinier eine Kreuzbandruptur vor.

Grammozis, nicht Copperfield

Klar ist: Der FCK muss, um zu bestehen, seine Torchancen anders als am Hamburger Millerntor effizient nutzen und die Zahl der Gegentreffer drastisch reduzieren. 24 Mal klingelte es in den vergangenen neun Spielen im Gehäuse der Roten Teufel, 2,7 Mal im Schnitt. Grammozis ist sich bewusst, dass es diesbezüglich einer deutlichen Verbesserung bedarf, "sonst wird es nicht reichen". Wunderdinge dürften von ihm und der Mannschaft jedoch nicht erwartet werden, andernfalls "müsste hier David Copperfield sitzen".

Der Zwang des Gewinnenmüssens ist gegen den FC Schalke enorm. Verliert der FCK auch diese Partie, muss Grammozis ernsthaft um seinen Job fürchten. Der in Wuppertal geborene Fußball-Lehrer betonte am Mittwoch abermals, dass die Mannschaft sich "in einigen Bereichen" nach vorne entwickelt habe. Er hofft, sein Team könne endlich auch "das Momentum" auf die eigene Seite ziehen. Die Zeit drängt. Umso beherzter formuliert Grammozis seinen Appell: "Wir dürfen hier im Verein nicht den Fehler machen, uns auseinanderzubewegen. Immer wenn der Verein, die Fans und der Stadt zusammengehalten haben, wurde eine positive Richtung eingeschlagen. Das sollten wir versuchen, auch wenn es im Moment schwerfällt. Es ist der einzige Weg."

Andreas Böhm

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