2. Bundesliga

1. FC Nürnberg | Rossow: "Ich jubele nicht, aber ich bin zufrieden"

Der FCN präsentiert seinen Mitgliedern einen Gewinn von 300 000 Euro

Rossow: "Ich jubele nicht, aber ich bin zufrieden"

Zeigte sich zufrieden mit den Finanzzahlen: Nürnbergs Kaufmännischer Vorstand Niels Rossow.

Zeigte sich zufrieden mit den Finanzzahlen: Nürnbergs Kaufmännischer Vorstand Niels Rossow. IMAGO/Zink

Niels Rossow, der Kaufmännische Vorstand des FCN, hat den Mitgliedern verkündet, dass der Traditionsverein im abgelaufenen Geschäftsjahr der Saison 2022/23 zum Stichtag 30. Juni dieses Jahres seine Erträge im Vergleich zum Vorjahr von 42,1 Millionen Euro um 9,1 Millionen auf 51,2 Millionen erhöhen hatte können.

Dass der Gewinn dabei vergleichsweise bescheidene 300 000 Euro beträgt, lässt allerdings bereits das besagte Aber erahnen. Noch deutlicher wird es, wenn man sich vor Augen hält, dass der FCN bis ins Viertelfinale des DFB-Pokals vorstoßen konnte, was ihm eine nicht einkalkulierte Einnahme von rund 3,5 Millionen Euro bescherte. Nicht zu vergessen, dass er einen Transfergewinn von 2,1 Millionen Euro erzielte.

Ein Unternehmer hat sein Darlehen an den Verein zurückgestellt

Hinzukommt, dass sich der FCN eines legalen und in der Welt der Bilanzen üblichen Kniffs bediente. Ein Gönner des FCN, ein Unternehmer, dessen Name zwar offiziell unter Verschluss gehalten wird, der aber ein offenes Geheimnis ist, hat sein Darlehen an den Verein vereinfacht ausgedrückt zurückgestellt, in der Finanzsprache nennt man dies einen Forderungsverzicht mit Besserungsscheinen.

Das bedeutet, dass Nürnberg als Schuldner diesen Kredit erst bedienen muss, wenn es um seine Finanzen besser steht. Mehr noch: Das Darlehen verschwindet in der Bilanz nicht nur auf der Passivseite, sondern erscheint nun gar auf der Ertragsseite. Das Darlehen, das sich in einer Größenordnung von rund 2,5 Millionen Euro bewegen dürfte und in der realen Welt immer noch existiert, wird in der Bilanz zu einem Gewinn.

Rechnet man das Plus im Pokal und den zurückgestellten Kredit zusammen, kommt man auf rund 6 Millionen Euro - vor diesem Hintergrund kann man den Gewinn von 300 000 Euro auch ganz anders interpretieren: Der Club hat gerade noch einen millionenschweren Verlust vermeiden können und hat alles andere als ein gutes Geschäftsjahr hingelegt.

Ich freue mich, dass die eingeleiteten Maßnahmen in unseren strategischen Prozess die gewünschten Erfolge bringen.

Niels Rossow

Eine negative Sichtweise, die der Kaufmännische Vorstand so nicht teilen mag. Er betonte, dass der FCN aufgrund der Energiepreis-Explosion und der kräftig angewachsenen Inflation den für jeden Verein gewaltig gestiegenen Kostendruck ordentlich gemeistert hätte. "Ich jubele nicht, aber ich bin zufrieden mit dem Erreichten. Wir haben in einer schwierigen Phase nachhaltig in unsere Zukunft investieren können. Ich freue mich, dass die eingeleiteten Maßnahmen in unseren strategischen Prozess die gewünschten Erfolge bringen", betonte Rossow und führte damit unter anderem die Eigenvermarktung an.

Das Lösen vom Vermarkter Sportfive und der Aufbau einer eigenen Marketing-Abteilung wäre die strategisch richtige Entscheidung gewesen, wie die signifikante Steigerung im abgelaufenen Jahr beweise. "Wir haben aus dem Stand einen Rekord-Umsatz in der 2. Liga erzielt bei gleichzeitiger Kostenreduzierung. Es war der absolut richtige Schritt, uns von Sportfive zu trennen. In zwei Jahren werden wir die Kosten amortisiert haben", so Rossow.

Der Etat für die Profi-Abteilung steigt an

Apropos Kosten: Der Etat für die Profi-Abteilung ist von 13,7 auf 16,6 Millionen Euro angewachsen, bedingt unter anderem auch wegen der Entlassungen der Chef-Trainer Robert Klauß und Markus Weinzierl. Deutlich gestiegen sind auch die Kosten im Bereich Verwaltung/Zinsen/Steuern - und zwar von 11,8 auf 14,9 Millionen Euro. "Da schauen wir genau hin, da ist jeder Abteilungsleiter gefordert, ein erhöhtes Augenmerk auf die Kosteneffizienz zu werfen", sagte Rossow.

Zugleich verwies er darauf, dass der FCN seine Verbindlichkeiten um 5 auf 13,7 Millionen Euro reduzieren konnte. Allerdings gibt es auch da ein Aber: Das Umlaufvermögen sank von 14,9 auf 9,1 Millionen Euro, folglich um 5,8 Millionen Euro.

Aufgrund des Gewinns von 300 000 Euro konnte der Verein seine Eigenkapital-Situation geringfügig verbessern: Beim e. V. ist das Minus von 1,4 auf 1 Millionen geschrumpft, in der für die DFL-Lizenzierung relevanten Konzernbetrachtung von 6,4 auf 6 Millionen Euro. "Da muss man nicht applaudieren, aber es ist ein erster Schritt", sagte Rossow den Mitgliedern.

Das von dem Gönner zurückgestellte Darlehen wird übrigens dann mit Zinsen, aber ohne Inflationsausgleich fällig, wenn sich das Eigenkapital des Konzerns wieder im schwarzen Bereich befindet.

Chris Biechele

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