Bundesliga

Rogel: Über Berlin zur WM?

Herthas Uruguayer mit starkem Bundesliga-Debüt

Rogel: Über Berlin zur WM?

Kompromisslos in die Zweikämpfe beim Debüt: Herthas Agustin Rogel.

Kompromisslos in die Zweikämpfe beim Debüt: Herthas Agustin Rogel. IMAGO/Nordphoto

Der Zufriedenheitsgrad der Hertha-Profis war nach dem 1:1 gegen die TSG Hoffenheim durchaus unterschiedlich. "Zu wenig" fand Keeper Oliver Christensen den Ertrag, auch wenn, wie der Däne ehrlich einräumte, "Hoffenheim in der ersten Halbzeit ein paar Tore mehr hätte machen können".

Einer freilich war nach dem Abpfiff mit sich und dem Arbeitstag komplett im Reinen, und er hatte allen Grund dazu: Der Ende August vom argentinischen Erstligisten Estudiantes de La Plata verpflichtete Agustin Rogel bewies bei seinem 45-minütigen Bundesliga-Debüt, dass er auf dieser Bühne bestehen kann. "Das Unentschieden ging in Ordnung, es war am Ende viel Hin und Her, ohne dass es richtig klare Situationen für die eine oder andere Mannschaft gegeben hätte", sagte Rogel und schlug dann den Bogen zu sich selbst: "Die Intensität hier ist sehr hoch, wegen der Qualität der Spieler und der Teams. Ich habe versucht, es zu genießen. Ich habe versucht, seriös und einfach zu spielen. Das Wichtige war für mich, dass wir in der zweiten Halbzeit zu null spielen, das ist uns gelungen."

Ich habe versucht, es zu genießen. Ich habe versucht, seriös und einfach zu spielen.

Agustin Rogel

Das lag auch an Rogel. Er ersetzte zur Halbzeit den am Sprunggelenk verletzten Filip Uremovic, der sich am Dienstag einer MRT-Untersuchung unterzieht, in der Berliner Innenverteidigung - und war sofort auf Betriebstemperatur. Rogel wirkte konzentriert, ging kompromisslos in die Zweikämpfe und gefiel auch im Aufbauspiel. "Agustin hat gezeigt, welche Qualität er hat", lobte Coach Sandro Schwarz den 1,91 Meter großen Hünen. "Er hat es sehr gut gemacht, in den Eins-gegen-eins-Duellen und im Passspiel." Vorausgegangen waren Wochen der Eingewöhnung - an die Trainingsbelastung in der Bundesliga und die Automatismen der Viererkette, nachdem Rogel bei Estudiantes zumeist in einer Dreierkette verteidigt hatte.

Für den Abwehrspieler ist Deutschland nach Russland (KS Samara, Saison 2018/19) und Frankreich (FC Toulouse, Sommer 2019 bis Februar 2021) der dritte Anlauf in Europa. Weil sein Vertrag bei Estudiantes, dem vierfachen Copa-Libertadores-Gewinner, Ende Dezember ausgelaufen wäre, bekam ihn Hertha für vergleichsweise günstige 400.000 Euro Ablöse. Geschäftsführer Fredi Bobic war Ende August nach Südamerika geflogen, um den Deal einzufädeln. Der kopfballstarke Rogel hatte vor allem in der Copa Libertadores, wo er im August mit Estudiantes im Viertelfinale an Athletico Paranaense (Brasilien) gescheitert war, für Furore gesorgt: mit vier Toren in 13 Einsätzen.

Debüt in der A-Nationalelf Uruguays - Ziel Katar

In der zurückliegenden Länderspielpause debütierte der Mann, der 2017 mit Uruguays U-20-Auswahl WM-Vierter in Südkorea war, für die A-Nationalmannschaft seines Heimatlandes. Bei der 0:1-Niederlage gegen den Iran im österreichischen St. Pölten kam Rogel nach fünf Minuten für den verletzten Ronald Araujo (FC Barcelona) auf den Platz, im folgenden Spiel gegen Kanada (2:0) in Bratislava blieb der Hertha-Profi auf der Bank.

Jetzt will Rogel zur WM nach Katar, wo Uruguay in der Vorrunde auf Südkorea, Portugal und Ghana trifft. "Ich habe immer die Hoffnung", sagte er nach seinem Bundesliga-Debüt mit Blick auf das globale Championat im November und Dezember. "Aber dafür muss ich Minuten sammeln und meine Sache bei Hertha gut machen."

Die erste Duftmarke hat er gesetzt.

Steffen Rohr

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