Bundesliga

Rode stellte sich die Frage: "Will ich mich noch schinden?"

Eintracht-Kapitän geht in das letzte Jahr seiner Karriere

Rode stellte sich die Frage: "Will ich mich noch so sehr schinden?"

Schindet sich und seinen Körper gern - und will in seinem letzten Bundesliga-Jahr nicht nachlassen: Eintracht-Kapitän Sebastian Rode.

Schindet sich und seinen Körper gern - und will in seinem letzten Bundesliga-Jahr nicht nachlassen: Eintracht-Kapitän Sebastian Rode. IMAGO/Jan Huebner

Aus dem Frankfurter Trainingslager in Windischgarsten/Österreich berichtet Moritz Kreilinger

In den hessischen Amateurliegen ist es an der Zeit, einen Blick in die Mannschaftskasse werfen. Reicht es für den großen Coup im kommenden Sommer? Das Objekt der Begierde ist Sebastian Rode. Der SKV Hähnlein, südlich von Darmstadt an der Bergstraße gelegen, könnte als Heimatverein wohl die besten Karten haben. Hier schnürte "Seppl" mit vier Jahren einst zum ersten Mal die Fußballschuhe.

Diese hängt er nach der kommenden Saison an den Nagel. Im Sommer 2024 ist Schluss mit der Karriere - auf Profiniveau. "Vielleicht kicke ich dann nochmal in der Kreisliga", kündigte Rode an diesem Donnerstag in seinem letzten Sommertrainingslager an und witzelte: "Das Wettbieten kann beginnen."

Wenn ich bedenke, dass ich bei Kickers Offenbach auf dem Bieberer Berg trainiert habe und sehe, wozu es dann gereicht hat, bin ich sehr, sehr stolz.

Sebastian Rode

Vielleicht überdenkt der 32-Jährige diesen Plan aber besser noch einmal. Ob das Spielen auf den Dorfplätzen seiner Gesundheit zuträglich wäre, darf zumindest stark bezweifelt werden. Die Verletzungsanfälligkeit stand ihm bekanntlich in seiner Karriere immer wieder im Weg. Dennoch spielte Rode für Bayern, für Dortmund, gewann zwei Meistertitel, zweimal den DFB-Pokal und über allem steht natürlich der Europa-League-Triumph mit "seiner" Eintracht.

"Ob es die perfekte Kariere ist, ist schwer zu beurteilen"

Zur wirklich perfekten Karriere hätte Rode aber wohl etwas weniger Zeit in Rehazentren und stattdessen bei der Nationalmannschaft verbracht. Das blieb ihm nämlich verwehrt. "Ob es die perfekte Kariere ist, ist schwer zu beurteilen", sagt er selbst. "Für mich war es eine hervorragende Zeit war, eine hervorragende Karriere. Ich habe sehr viele tolle Menschen kennengelernt, hatte sehr viele tolle Erlebnisse. Wenn ich bedenke, dass ich bei Kickers Offenbach auf dem Bieberer Berg trainiert habe und sehe, wozu es dann gereicht hat, bin ich sehr, sehr stolz."

Das endgültige Fazit muss noch knapp ein Jahr warten. Denn die letzte Saison seiner Karriere soll alles andere als ein Ausklingen sein. Rode: "Ich gehe mit gemischten Gefühlen in die Saison. Auf der einen Seite ist da etwas Wehmut, auf der anderen Seite bin ich voller Elan und Ehrgeiz, nochmal eine geile Saison zu spielen. Ich hoffe auf viele Einsatzzeiten und werde den Jungspunden nicht klein beigeben."

In einer Hinsicht hat sich Rode in den nun 14 Jahren seit seinem ersten Drittliga-Spiel für Offenbach nicht verändert: Der Hesse spielt ganz - oder gar nicht. Inklusive der mitunter (zu) kompromisslos geführten Duelle. "Ich hatte ihn zweimal im Büro, wo ich ihm gesagt habe: Sebastian, Sie müssen lernen, dass Sie nicht so in Zweikämpfe reingehen dürfen", erzählte Ex-Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen über die Anfangszeit des Mittelfeldspielers. So ist es noch heute, auch in diesem Trainingslager.

Karriereende "mehr oder weniger in Stein gemeißelt"

Doch in der letzten Zeit spürte Rode, dass es immer schwieriger wird, diese Spielweise aufrecht zu erhalten. Vom Kopf her sei es für ihn immer schwieriger geworden, sich nach Verletzungen zurückzukämpfen. Daher ist die Entscheidung, die Karriere zu beenden, für ihn auch "mehr oder weniger in Stein gemeißelt". Er habe gemerkt, dass es immer schwieriger wird, in die Zweikämpfe zu kommen und mit den jungen Spielern mitzuhalten. "Irgendwann ist es dann eine Abwägung: Wie sehr will ich mich noch schinden oder freue ich mich jetzt auf das Leben danach?"

Auf die Zeit ohne tagtägliches Training freut sich Rode schon jetzt. Mindestens ein Jahr will er etwas Abstand gewinnen, Zeit mit der Familie verbringen und auf Reisen gehen. Das wird er nur mit den Terminen der Traditionsmannschaft abstimmen müssen. Denn Rode ist sich sicher: "Charly (Anm. de. Red.: Körbel) wird mich direkt akquirieren."

Dino macht einen sehr akribischen Eindruck.

Sebastian Rode über den neuen Eintracht-Trainer

Noch heißt sein erster Ansprechpartner rund um den Fußball aber Dino Toppmöller. Rode, der schon unter Pep Guardiola und Thomas Tuchel trainierte, sieht Mannschaft und Trainerteam auf einem guten Weg des Findungsprozesses. "Dino macht einen sehr akribischen Eindruck, er versucht alle Eventualitäten im Vorfeld abzudecken und bringt viele neue Inhalte rein. Bis zu den Pflichtspielen gilt es keine Zeit mehr zu verlieren. Aber es wird immer besser."

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