2. Bundesliga

Hertha-Kapitän Richter "kann den Unmut verstehen"

Berliner Fehlstart nach Wiesbaden-Pleite perfekt

Richter "kann den Unmut verstehen": Hertha "vier Jahre auf der Verliererseite"

Sprachlos und verständnisvoll zugleich: Hertha-Kapitän Marco Richter (li.).

Sprachlos und verständnisvoll zugleich: Hertha-Kapitän Marco Richter (li.). IMAGO/Contrast

"Ich weiß nicht, was ich gerade sagen soll", eröffnete Marco Richter seine Einschätzung zur 0:1-Pleite der Berliner gegen Aufsteiger Wiesbaden am Freitagabend bei "Sky". "Ein ganz komisches Spiel" sei es für den Hertha-Kapitän gewesen. Komisch, aber nicht gänzlich neu. "Wir haben es wieder versucht und Gas gegeben und trotzdem haben der letzte Pass - und die Tore natürlich gefehlt", resümierte Richter mit der Auftaktniederlage in Düsseldorf im Hinterkopf, ehe er ein klares Urteil fällte: "Hier, zu Hause im Olympiastadion, vor 40.000 muss man gegen Wehen Wiesbaden gewinnen." 

Viel Wille, wenig Ertrag

Wieso dies nicht gelungen war, versuchte Trainer Pal Dardai zu analysieren. "In der ersten Halbzeit waren der letzte Pass und die Boxbesetzung nicht gut. In der zweiten Halbzeit haben wir Druck gemacht, die Möglichkeiten waren da, aber wir machen sie nicht", sprach er konkrete sportliche Gründe an, ehe er seine Spieler vor dem Hintergrund einer größeren Entwicklung in Schutz nahm: "Wenn du vier Jahre auf der Verliererseite bist, dann ist es schwer. Das ist der fünfte Umbruch in fünf Jahren. Die Mannschaft ist ein neu zusammengestellter Kader."

Für diese Ausgangslage, so Dardai, habe seine Mannschaft mental gut ausgesehen: "Der Wille war da, es kann kein Mensch sagen, dass wir es nicht gewollt haben." 

Wenn der Verteidiger nur einmal an die richtige Stelle flankt, kann ich nicht helfen.

Pal Dardai

Schlussendlich fehlte es dem Bundesliga-Absteiger bei allem Willen aber erneut an Durchschlagskraft. Erstmals seit 2003 verpassten die Berliner in den ersten beiden Saisonspielen einen Treffer - trotz nachvollziehbaren Plans: Mit den Debütanten und Zielspielern Haris Tabakovic und später Smail Prevljak setzte die Hertha besonders im zweiten Durchgang gegen kompakte Gäste auf viele Flanken, die jedoch zu selten gefährlich wurden.

Dardai, der in Berlin schon fast zum Inventar gehört, nahm seine Außenverteidiger mit deutlichen Worten in die Verantwortung: "Wenn der rechte Verteidiger zehnmal flankt und nur einmal an die richtige Stelle, kann ich nicht helfen. Links war es das Gleiche." 

Von Verantwortung und Vertrauen

Verantwortung war auch ein Schlagwort für Richter: "Wir stehen auf dem Platz und müssen das regeln. Ob Spieler gegangen sind oder Unruhe herrscht, das muss man 90 Minuten ausblenden und Vollgas geben." Da dies abermals nicht gelungen war, könne er auch die negativen Reaktionen von den Rängen nachvollziehen.

"Es kamen Pfiffe, auch völlig zu Recht. Ich kann den Unmut der Fans verstehen", so der Mittelfeldspieler, der festhielt: "Wir müssen nochmal eine Schippe drauflegen, ganz klar!" Unbestritten, startete Hertha BSC vor der laufenden Spielzeit doch erst ein einziges Mal in der eingleisigen 2. Liga mit zwei Niederlagen in die Saison und gastiert am 3. Spieltag in zwei Wochen auch noch beim HSV. 

An den nötigen Stellschrauben wird Dardai jedoch bedeutend schneller drehen müssen. Schließlich wartet bereits am kommenden Wochenende der Auftakt in den DFB-Pokal. Am Samstag, den 12. August, gastieren die Berliner um 13 Uhr bei Regionalligist Carl Zeiss Jena. Wie der Pokal-Fehlstart vermieden werden soll? "Mit vollem Vertrauen", so Dardai, der mit Blick auf die Liga befand: "Am Ende der Saison gibt es eine Abrechnung. Wir müssen daran arbeiten, dass diese möglichst gut aussieht." 

mja

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