Bundesliga

Rauballs Abschied: "Als Mensch und Borusse ein ganz Großer"

Watzke mit Rückendeckung für Terzic und Kehl

Rauballs Abschied: "Als Mensch und Borusse ein ganz Großer"

Reinhard Rauball gab seinen Abschied.

Reinhard Rauball gab seinen Abschied.

Stehender Applaus und Gesänge für den Retter: Reinhard Rauball ist nach insgesamt 23 Jahren, 18 davon in der nun beendeten Amtszeit, nicht mehr Präsident von Borussia Dortmund - wird aber Ehrenpräsident. Am Sonntag wurde Rauball in der Dortmunder Westfalenhalle von seinem bisherigen Vize-Präsidenten Reinhold Lunow abgelöst.

Der langjährige Schatzmeister wurde von den fast 1000 anwesenden Mitgliedern ohne Gegenstimme für zunächst drei Jahre gewählt. "Ohne dich kein hier und jetzt", würdigte der neue Vorsitzende seinen Vorgänger angelehnt an ein Fan-Banner beim letzten Heimspiel: "Lieber Reinhard, danke für alles." Neue Stellvertreterin von Lunow ist Silke Seidel.

Der Retter vom Düsseldorfer Flughafen

Seinen Platz in der Geschichte von Borussia Dortmund hat Rauball sicher, vor allem durch seine dritte Amtszeit von 2004 an. Am 14. März 2005 überzeugt er auf der historischen Gläubigerversammlung am Düsseldorfer Flughafen die anwesenden Anleger davon, dem vorgelegten Sanierungskonzept zuzustimmen. Die Rettung legte den Grundstein dafür, dass der BVB in den Folgejahren reüssierte und mit inzwischen rund 160.000 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen weltweit zählt. "Der BVB schuldet dir riesigen Dank, du bist als Mensch und als Borusse ein ganz, ganz Großer", betonte der langjährige Weggefährte und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in seiner Rede.

Rauball hinterlasse "riesige Fußstapfen", hatte der langjährige Wegbegleiter Watzke zuletzt schon gesagt. Der 75-Jährige habe an der Entwicklung des BVB seit der Fast-Insolvenz "einen alles entscheidenden Anteil", weil er "2004 der Erste war, der gesagt hat: Okay, ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen". Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, wurde eigens für Rauball eine Satzungsänderung beschlossen: Der Paragraph 17b wurde ergänzt, auf Vorschlag des Vorstandes im Einvernehmen mit dem Ältestenrat bestimmte die Mitgliederversammlung zum ersten Ehrenpräsidenten des Vereins. Zudem bekam er zahlreiche Geschenke der einzelnen Abteilungen, unter anderem den Spielball des jüngsten Derbysiegs der Blindenfußballer, und vom Vorstand eine überdimensionale Eintrittskarte vom Champions-League-Drama gegen den FC Malaga 2013.

Wir haben in den Abgrund gesehen, doch wir haben den BVB nicht alleine gelassen.

Dortmunds neuer Ehrenpräsident Reinhard Rauball

"Ich empfinde als es großes Glück, das schönste Amt im deutschen Fußball so lange ausüben zu dürfen", sagte Rauball: "Es war schön." Der Jurist blickte mit einem Augenzwinkern zurück: "Hätte ich 1979 gewusst was auf mich zukommt, ich hätte mich etwas vorsichtiger ausgedrückt." Damals habe er keineswegs vorgehabt, "eine Karriere als Fußball-Funktionär zu gehen", doch in einem Anwerbungsgespräch habe er eine "unbedachte Bemerkung" gemacht: "Wenn Sie keinen finden, können sie ja nochmal vorbeikommen."

Daraus wurden über zwei Jahrzehnte als Präsident mit Höhen und Tiefen: "Wir haben in den Abgrund gesehen, doch wir haben den BVB nicht alleine gelassen. Wir sind zurückgekommen, durch harte Arbeit, durch Leidenschaft, durch Rückbesinnung auf die Werte, auf Bodenständigkeit." Heute könne er "beruhigt schlafen", sagte Rauball: "Der BVB ist ein bodenständiger Verein geworden und geblieben, der aus Leidenschaft, Fankultur, Stimmung und Spektakel besteht."

Sportliche Kritik von Watzke

Neben den warmen Worten für Rauball fand Watzke auch kritische für die Leistungen der Profimannschaft zum Jahresabschluss. "Diese beiden Spiele, speziell das zweite, waren nicht das, was wir von Borussia Dortmund erwarten", mahnte Watzke: "Es hat sich definitiv keiner mehr geärgert als ich. Ich war zwei Tage komplett aus dem Häuschen."

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Am dritten Tag allerdings habe bei ihm dann "der Analysemodus" eingesetzt. Und in dessen Folge stärkte der Geschäftsführer Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl den Rücken: "Zwei schmerzhafte Niederlagen werden nicht dazu führen, dass wir unsere Analysefähigkeiten verloren haben. Wir sind von dieser Lösung zu 100 Prozent überzeugt." Und damit auch vom positiven Verlauf: "Wir werden erfolgreich sein, weil beide top sind und echte Borussen." Das Minimalziel sehe er nicht in Gefahr: "Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir uns am Ende der Saison wieder für die Champions League qualifizieren werden."

Grundwertekodex beim BVB

Kritische Stimmen gab es zur WM. Jakob Scholz von der Fan- und Förderabteilung bezeichnete das Turnier als "ein Manifest der Gier. Sie tritt alles mit Füßen, wofür Borussia Dortmund steht". Die Fankurven hätten das "mit kreativen Protesten begleitet", es zeige sich aber auch "die Machtlosigkeit der Basis". Um die Grundhaltung im Verein zu wahren, verabschiedeten die Mitglieder einen Grundwertekodex als Leitbild des Handelns für Mitglieder und Organe des Vereins. "Er stärkt die Verbundenheit, stärkt die Solidarität, macht den Verein stärker und präzisiert die Vereinssatzung", sagte Scholz. Es sei "ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins", urteilte Lunow.

Patrick Kleinmann

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