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PSV Eindhoven: Dortmunds Kontrahent auf den Spuren der Triple-Sieger

Stellt die Bosz-Elf ihren eigenen Startrekord ein?

PSV Eindhoven: Dortmunds Kontrahent auf den Spuren der Triple-Sieger

Luuk de Jong (li.), Peter Bosz (Mitte) und Malik Tillmann (r.): Drei Personen mit Bundesliga-Vergangenheit sorgen in Eindhoven für Furore.

Luuk de Jong (li.), Peter Bosz (Mitte) und Malik Tillmann (r.): Drei Personen mit Bundesliga-Vergangenheit sorgen in Eindhoven für Furore. imago images (2)

"Der absolute Höhepunkt in der Geschichte des Vereins war die Saison 1987-88", schreibt PSV Eindhoven selbst auf der eigenen Homepage. Die Erinnerungen an jene Spielzeit, als der Verein das Triple feierte, dürften bei den älteren Anhängern aktuell sehr präsent sein. Denn wie vor 36 Jahren gewann die PSV alle Ligaspiele im ersten Halbjahr: Damals waren es 17, in der laufenden Spielzeit "nur" 16. 

1988 setzte sich die Serie aber nicht fort: Das Team von Guus Hiddink musste sich gleich im ersten Spiel nach der Winterpause mit einem 2:2 gegen Twente begnügen. Dennoch waren die 17 Erfolge zum Start bis zu dieser Saison mit Abstand Ligarekord (2018/19 gelangen PSV mal 13 Siege, Ajax Amsterdams bester Start liegt bei zwölf Erfolgen, Feyenoords bei zehn).

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Am Samstag könnte Eindhoven seinen lange Zeit scheinbar unerreichbaren eigenen Startrekord mit einem Heimsieg gegen Excelsior Rotterdam (21 Uhr) also einstellen.

Wir können Geschichte schreiben und etwas schaffen, das vielleicht nie wieder überholt wird.

Luuk de Jong

Dies ist natürlich auch in der Mannschaft gegenwärtig. "Excelsior und der FC Utrecht, die Serie, haha. Das lebt natürlich sehr in der Gruppe. Eine Serie von 17 Eredivisie-Spielen in Folge zu gewinnen, das gab es bisher nur einmal, also können wir etwas Einzigartiges erreichen", so Kapitän Luuk de Jong im Interview mit "Voetbal International" und führte fort: "Wir können Geschichte schreiben und etwas schaffen, das vielleicht nie wieder überholt wird. Manchmal sage ich das auch zu den Jungs. Ich versuche, sie dabei auf Trab zu halten."

Nach fünf frustrierenden Jahren, in denen man der Konkurrenz aus Amsterdam und Rotterdam den Vortritt lassen musste, scheint die Meisterschaft für die punktverlustfreie PSV in dieser Spielzeit bei zehn Punkten Vorsprung nur noch Formsache zu sein. In den Jahren zuvor war vor allem der Abstand zu Ajax angewachsen, nicht nur finanziell. Daran konnten auch Trainer Roger Schmidt und Mario Götze (beide 2020 bis 2022) nichts ändern.

Neuer Transferrekord im Sommer

Und als Ajax in der vergangenen Saison schwächelte, aber Rotterdam Meister und die PSV nur Pokalsieger wurde, ging Eindhovens Generaldirektor Marcel Brands in die Vollen. Im vergangenen Januar hatte er noch Cody Gakpo nach Liverpool ziehen lassen müssen, im Sommer kaufte er neue Spieler für 50 Millionen Euro, Transferrekord für den Klub. Und mit dem ehemaligen Dortmund-Trainer Peter Bosz kam der beste verfügbare niederländische Trainer, den viele schon bei Ajax gesehen hatten. Nun baut er bei der PSV die Puzzleteile auf seine eigene Art zusammen.

"Es gibt kein Spiel, in dem wir den Sieg gestohlen haben", sagt der Coach zufrieden. Jerdy Schouten war zuvor bei Bologna defensiver Mittelfeldspieler, doch weil in Eindhoven Not in der Abwehr herrschte, etwa weil der deutsche Nationalspieler Armel Bella-Kotchap seit Wochen wegen einer Schulterverletzung fehlt, schulte ihn Bosz flugs um zum Innenverteidiger. Dort steht Schouten nun in Zweikämpfen seinen Mann, mit klugen Pässen leitet er auch die meisten Spielzüge seines Teams ein.

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Joey Veerman ist vor ihm der Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld, wo er wie ein klassischer Regisseur die Bälle Richtung Spitze verteilt - der 25-Jährige kreierte mehr Chancen in der Liga als jeder andere Akteur in den Top-Zehn-Ligen im vergangenen Kalenderjahr. Neben ihm kommt Bayern Münchens Leihgabe Malik Tillman immer besser zur Geltung. Der US-Amerikaner hat sich einen Stammplatz erkämpft und nutzt die engen Räume hinter oder um die Stürmer dank seiner Technik sehr effektiv, fünf Tore hat Tillman in der Liga schon erzielt.

Auch in Eindhoven denkt Bosz wieder offensiv, dementsprechend ist der Dreierangriff das Prunkstück seines Teams. Der Ex-Gladbacher de Jong ist zwar der beste Kopfballspieler der Liga, aber auch schon 33 Jahre alt. Immer öfter kommt darum der fußballerisch bessere Ex-Augsburger Ricardo Pepi zum Zug. Für die Außenbahnen gibt es unter anderen Belgiens Nationalspieler Johan Bakayoko oder die Neuzugänge Noa Lang, einen schnellen Dribbler, und Hirving Lozano, der zuletzt Meister mit Napoli war und früher schon bei der PSV gespielt hat.

Nur drei Niederlagen im Kalenderjahr 2023

Nur drei Partien hat Eindhoven im vergangenen Kalenderjahr verloren: In der Liga im Januar beim später abgestiegenen Emmen (0:1), im Hinspiel der Zwischenrunde der Europa League in Sevilla (0:3) - und der Start in die Champions-League-Gruppe bei Arsenal ging gleich fulminant mit 0:4 verloren.

Aber auch dieser Makel ist spätestens mit dem 1:1 daheim gegen die Gunners sowie dem Ticket für das Achtelfinale vor Lens und Sevilla vergessen - ein weiterer Grund, der die PSV-Fans in Erinnerungen an 1988 schwelgen lässt.

Bosz startete in Dortmund ebenfalls stark

Wie damals befindet sich ihr Verein in der zweiten Saisonhälfte noch im Rennen um die Champions League, ehemals Europapokal der Landesmeister. In der Runde der letzten 16 treffen die Rot-Weißen in diesem Jahr auf den BVB - für Bosz natürlich ein besonderes Los. Zwar war der inzwischen 60-jährige Nachfolger von Thomas Tuchel 2017 mit einem kompromisslosen Offensivfußball ebenfalls stark gestartet (19 Zähler aus sieben Partien), doch nach anschließend acht Ligaspielen ohne Sieg und insgesamt nur zwei Punkten in der Champions-League-Gruppenphase hatte sich Dortmund bereits nach weniger als einem halben Jahr von ihm getrennt.

Sollte sich der Coach bei seinem Ex-Klub "revanchieren", würden der PSV nur noch drei Gegner vor der Wiederholung des Europokaltriumphs von 1988 im Weg stehen. Doch vom Henkelpokal spricht aktuell niemand laut in Eindhoven, die erste Meisterschaft seit 2018 sollte es nach dem fulminanten Start aber jetzt schon werden.

aka, Jan Leerkes