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Dem Umbruch zum Trotz: Feyenoord feiert 16. Meisterschaft

Genau sechs Jahre nach dem letzten Titelgewinn

Dem Umbruch zum Trotz: Feyenoord feiert 16. Meisterschaft

Alle bereit für den großen Jubel: Feyenoord ist seit Sonntag niederländischer Meister.

Alle bereit für den großen Jubel: Feyenoord ist seit Sonntag niederländischer Meister. imago images

An den 14. Mai 2017 denken alle Feyenoord-Fans gerne zurück. Damals versetzte Dirk Kuijt das De Kuip am letzten Spieltag mit einem Dreierpack gegen Heracles Almelo in Ekstase (3:1) und führte Rotterdam damit zur ersten Meisterschaft nach 18 Jahren. Derart spannend wie vor sechs Jahren, als Feyenoord nur mit einem Zähler Abstand vor Ajax die Eredivisie gewann, machte es der Verein in diesem Jahr nicht.

Feyenoord lieferte konstant gute Leistungen ab (nur eine Niederlage), steht seit dem 15. Spieltag an der Tabellenspitze und krönte sich durch den 3:0-Sieg gegen Go Ahead Eagles Deventer - wie soll es anders sein - am 14. Mai zum zweiten Mal in diesem Jahrhundert vorzeitig zum Meister.

Für viele ist die 16. Meisterschaft der Rotterdamer sicherlich überraschend. Denn im Sommer erlebte das Team aus der Hafenstadt einen großen Umbruch. So verließen alleine sieben Akteure den Verein, die im vergangenen Endspiel der Europa Conference League (0:1 gegen die Roma) noch in der Startelf gestanden hatten. Unter anderem Luis Sinistera (Rekordverkauf des Vereins: für 25 Millionen Euro zu Leeds), Torjäger Cyril Dessers (war nur von Genk ausgeliehen) oder auch Abwehrchef Marcos Senesi (für 15 Millionen Euro Bournemouth).

Feyenoord setzt auf Eigengewächse

Negativ wirkte sich der Verlust der Leistungsträger aber nicht aus, weil Feyenoord durch clevere Neuverpflichtungen wie David Hancko oder Jugendspieler die Lücken schloss. Sinnbildlich dafür steht die Linksverteidiger-Position: So verlor Rotterdam mit Tyrell Malacia ein Eigengewächs an Manchester United und ersetzte ihn durch einen weiteren Spieler aus der Akademie, Quilindschy Hartman.

Beim genaueren Hinsehen überrascht der Titelgewinn dann aber doch nicht - und das hat viel mit Trainer Arne Slot zu tun: Seitdem er im Sommer 2021 an der Maas von Dick Advokaat übernahm, befindet sich der Verein im Aufschwung. Anders als unter dem Trainer-Routinier spielt Rotterdam nicht mehr nur noch ergebnisorientiert, sondern attraktiven Fußball. Der 44-Jährige verkörpert die junge Generation niederländischer Trainer: Er setzt auf ein hohes Pressing und einen vertikalen Spielaufbau.

Rotterdam überzeugt mit seiner Mentalität

Slot formte in den zwei Jahren ein Team, welches nicht von einzelnen Spieler abhängig ist, sondern als kollektiv funktioniert. Das bewies das 2:1 in Alkmaar, als der vermeintlich beste Spieler Orkun Kökcü gelbgesperrt fehlte. Dazu trumpfte die Mannschaft mit ihrer Mentalität auf. Bestes Beispiel der 201. Klassiker bei Ajax: Rotterdam verspielte zwar eine zwischenzeitliche Führung, drehte durch ein spätes Tor von Lutsharel Geertruida - übrigens auch ein Eigengewächs - aber noch das Spiel und gewann mit 3:2.

Arne Slot

Feiert seine erste niederländische Meisterschaft: Arne Slot. IMAGO/Box to Box Pictures

Ein weiterer Schlüssel zum Titelgewinn war die Entwicklung von Santiago Gimenez. Der Stürmer kam vor der Saison für schlappe vier Millionen Euro von Cruz Azul und verdeutlichte nach einer kurzen Eingewöhnungszeit seine Qualitäten seit der Winterpause. Elf Treffer gelangen dem 22-Jährigen in den vergangenen 16 Partien. Insgesamt netzte er bis dato 15-mal. Nur drei Profis trafen in der Eredivisie häufiger.

Gemeinsamkeiten zu Slots Vorgängerstation in Alkmaar

Der Titel trägt auch ein gewisses Flair von Slots Vorgängerstation AZ Alkmaar. Mit den beiden Offensivspielern Oussama Idrissi und Alireza Jahanbakhsh hatte der gebürtige Bergentheimer schon erfolgreich in der Käsestadt zusammengearbeitet. AZ hatte der Coach zuvor ebenfalls vom Außenseiter zum Titelanwärter geformt. Beim coronabedingten Abbruch der Eredivisie 2020 stand Alkmaar punktgleich mit Amsterdam an der Tabellenspitze. 

Nun krönte Slot seine Arbeit also erstmals mit dem Gewinn der Meisterschaft. Für die entscheidenden Wochen hatte sich der Coach sogar noch prominente Unterstützung ins Trainerteam geholt. Kuijt kehrte Anfang Mai als Co-Trainer zu Feyenoord zurück und wird seinen Nachfolgern sicherlich im Vorfeld von jenen Emotionen vom 14. Mai 2017 erzählt haben.

aka, jer

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