Bundesliga

Präger: "Der VfL und ich - wir haben uns gefunden"

Wolfsburg: Kult-Spieler wird 50

Präger: "Der VfL und ich - wir haben uns gefunden"

Absolvierte unter anderem 173 Bundesliga-Spiele in seiner Karriere für Wolfsburg und Hamburg: Roy Präger.

Absolvierte unter anderem 173 Bundesliga-Spiele in seiner Karriere für Wolfsburg und Hamburg: Roy Präger. picture alliance / augenklick/firo Sportphoto

Gratulationen von überall nimmt er natürlich gerne entgegen. "Man wird ja nur einmal 50." Die ganz große Party zu seinem runden Geburtstag an diesem Mittwoch aber gibt es bei Roy Präger nicht. "Ich werde am Abend mit meiner Familie etwas Schönes machen. Wir haben halt immer noch die Pandemie." Und eine ordentliche Feier? Soll's dann später geben!

Der 22. September 2021 ist ein besonderer Tag für einen besonderen Fußballer in Wolfsburg. Mit Präger als Symbolfigur begann vor 25 Jahren der märchenhafte Aufschwung eines damals noch kleinen Vereins im ehemaligen niedersächsischen Zonenrandgebiet. "Wir waren 1995/96 fast aus der 2. Liga abgestiegen, dann stiegen wir 1997 auf, ohne auf unserem Weg so viele Schulterklopfer zu haben. Alle haben nur gesagt: Macht einfach weiter! Vielleicht war das auch ein bisschen unser Erfolgsgeheimnis", erinnert sich Präger an einen Meilenstein der Karriere, der heute wie eine Achse für sein ganzes Leben wirkt.

Wir hatten damals eine wunderschöne Zeit. Alles war noch ein bisschen einfacher.

Roy Präger

Noch nicht mit dem großen Geld des Sponsors und späteren Haupteigners Volkswagen gelang mit Trainer Willi Reimann der große Triumph, unter bescheidenen Bedingungen. Die Mannschaft um ihn und andere lokale Helden wie Holger Ballwanz, Detlev Dammeier oder Matthias Stammann und den Teamgeist von damals nennt der Jubilar als wichtigste Faktoren. "Auch als Verein haben wir alle zusammengestanden." Unvergessen wurde somit der Durchmarsch in die Bundesliga im legendären alten VfL-Stadion am Elsterweg. "Wir hatten damals eine wunderschöne Zeit. Alles war noch ein bisschen einfacher. Die Zuschauer kamen mit Plastikboxen und Styroporblöcken ins Stadion und stellten sich darauf, um uns besser sehen zu können", schmunzelt Präger über die damaligen Verhältnisse. "Der Rasen war damals auch ganz okay, aber längst nicht so gut wie jetzt. Wir hatten eine einfache Zeit, ohne viel Medienrummel. Wir konnten uns auf uns konzentrieren."

So legten Präger und Gefährten, mit denen er zum Teil heute noch in der VfL-Traditionsmannschaft aufdreht, den Grundstein für die Erfolgsgeschichte, die nach den anfänglichen sportlichen Vorleistungen später bis hin zum Meistertitel, Pokalsieg und der Teilnahme an der Champions League führte.

Prägers Herz hängt noch immer am VfL

Roy Präger, Zvonimir Soldo

Roy Präger in der Bundesliga-Saison 1997/98 im Zweikampf mit Stuttgarts Zvonimir Soldo. imago/Rust

Für Präger, der von 1999 bis 2002 auch für den HSV spielte, aber 90 seiner 173 Erstligaspiele für die "Wölfe" absolvierte und 24 seiner 42 Bundesligatore dort erzielte, zählen noch heute die ideellen Werte. Die Menschen, die hinter dieser Geschichte stehen. Der Zusammenhalt, die große Familie mit der riesigen Autofabrik nebenan. "Der VfL ist ein Verein aus einer Arbeiterstadt, ich bin damals ein Arbeiter gewesen. Das hat einfach gepasst. Der VfL und ich - wir haben uns gefunden", resümiert er. Nach der deutschen Wiedervereinigung war Präger von Stahl Brandenburg über Fortuna Köln 1995 nach Wolfsburg gekommen und ist in seiner Wahlheimat stolz auf den weiteren Fortgang der Entwicklung und auf das Vierteljahrhundert ununterbrochener Oberhaus-Zugehörigkeit.

"Wir haben jetzt eine tolle Mannschaft, ein tolles Stadion, tolle Zuschauer. Wir haben eine gute Infrastruktur und alles, was wir brauchen." Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer hätten nach zuvor schwierigeren Phasen viel angeschoben, mit Maximilian Arnold gebe es in der Mannschaft auch aktuell wieder einen absoluten Kult-Spieler, der an Präger erinnert: Keine Allüren, kein Drang nach Öffentlichkeit, stattdessen viel Authentizität und Bodenständigkeit.

Das Herz des nun 50-Jährigen hängt immer noch an jenem Klub, in dem er nach Karriereende im Laufe der Jahre die verschiedensten Aufgaben übernahm und bei dem er noch heute angestellt ist. "Nicht nur wir von damals, sondern auch die Zuschauer heute erkennen sich wieder in diesem jungen, erfrischenden Team." Wenn man etwa die Transfers der U-Nationalspieler nehme, dann sehe man die Ausrichtung in Wolfsburg: "Es wird hier über Jahre etwas aufgebaut, und damit können sich die Leute identifizieren."

Selbst, wenn inzwischen alles ganz anders, größer und professioneller anmutet als in jener Zeit, als Roy Präger und die anderen damals noch Namenlosen am Elsterweg wirbelten.

Michael Richter