Es sind turbulente Tage im Hause Eta. Am Montag hatte Benjamin Eta seinen Trainerjob beim Nord-Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08 nach rund zehn Monaten verloren, zwei Tage später ist seine Frau plötzlich mitverantwortlich für eine Mannschaft in der Männer-Bundesliga. Marie-Louise Eta fungiert seit Dienstag interimsweise als Co-Trainerin beim 1. FC Union Berlin, der sich nach über fünf Jahren von Urs Fischer getrennt hat.
Das ist einerseits nur konsequent, weil Eta seit dem Sommer bei den Eisernen die Rolle als Assistentin von U-19-Trainer Marco Grote bekleidet, den Union nun zum Interimstrainer befördert hat. Andererseits ist es eine Nachricht von historischem Ausmaß: Noch nie gab es in der Männer-Bundesliga eine Chef- oder Co-Trainerin. Und dass sie einmal die Erste sein würde, hatte wohl auch Eta nicht erwartet.
Ihre Karriere als Trainerin begann bei Werder
Als Spielerin war die heute 32-Jährige noch mit den Nachnamen Bagehorn dreimal mit Turbine Potsdam Meisterin und 2010 Champions-League-Siegerin geworden, gewann mit der U 17 den EM-, mit der U 20 den WM-Titel. Doch obwohl sie eigentlich vorhatte zu spielen, "bis ich nicht mehr gehen kann", hörte sie nach diversen Verletzungen mit 26 Jahren schließlich auf. Da hatte ihre Karriere als Trainerin bereits begonnen.
Bei Werder Bremen betreute die gebürtige Dresdnerin erst die U-15-Juniorinnen, dann die U-13- und U-14-Jungs, später auch die männliche U 15. Dazwischen begann sie, beim DFB Erfahrungen als Co-Trainerin verschiedener Juniorinnenteams zu sammeln. Und ein Sportmanagement-Studium schloss sie auch noch ab. "Ich bin immer gut damit gefahren, Schritt für Schritt zu machen", hatte Eta im Frühjahr 2022 dem kicker gesagt. Damals hatte sie bereits den nächsten Meilenstein vor Augen: die Pro-Lizenz.
Während ihr Mann mit seiner Bewerbung keinen Erfolg hatte, gehörte Eta als einzige Frau zum 16-köpfigen Trainer- und - dank ihr - Trainerinnenlehrgang des DFB, der nicht nur Jürgen Klopp in Liverpool besuchte, sondern auch Fischer in Berlin, und der im April 2023 schließlich die Urkunden überreicht bekam. Seitdem darf Eta auch in der 1. und 2. Bundesliga offiziell als Cheftrainerin arbeiten.
Doch will sie das überhaupt? "Ich kann mir vieles gut vorstellen", hatte sie vor anderthalb Jahren über ihre Pläne gesagt und aufgezählt: "Irgendwann eine Jugend-Nationalmannschaft zu übernehmen, als Co-Trainerin in den Männer-Profiligen zu arbeiten, einen Frauen-Bundesligisten zu coachen, genauso U-17- oder U-19-Jungs." Zumindest mal, bis Union einen neuen Cheftrainer gefunden hat, ist einer dieser Träume bereits wahrgeworden.
jpe
Im April sprach Marie-Louise Eta im kicker-Podcast "FE:male view on football" unter anderem darüber, warum noch so wenige Frauen den Beruf der Trainerin ergreifen - und welches Geheimnis ihr Jürgen Klopp verraten hat:
