"Wir sind sehr froh, eine Entscheidung in dieser wichtigen Personalie zu haben", sagt Sportchef Bornemann, "ich habe oft betont, dass Fabian ein Glücksfall für den FC St. Pauli ist." Besagter Glücksfall erklärt: "Ich habe immer betont, dass ich gern hier Trainer bin und meinen Vertrag verlängern möchte."
Dass es mit der Verkündung bis zum Freitag und der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC dauerte, lag darin begründet, dass beide Seiten bis zuletzt um ein Detail rangen: Der 31-Jährige und seine Berateragentur "Roof" wollten eine Ausstiegsklausel im neuen Arbeitspapier, die selbst bei einem Bundesliga-Aufstieg der Hamburger schon in diesem Sommer greifen könnte. Für den Klub und Sportchef Andreas Bornemann war dies von vornherein nicht vorstellbar. Nach kicker-Informationen hätten sie das Angebot an den außerordentlich erfolgreichen Trainer sogar zurückgezogen, wenn er auf die Ausstiegsmöglichkeit bestanden hätte. Noch vor zwei Wochen schienen die Gespräche komplett festgefahren und das Szenario einer Trennung im Sommer ganz nah.
"Die Gespräche waren in der gesamten Zeit von gegenseitiger Wertschätzung geprägt"
Entscheidend für die Wende war letztlich das Bestreben von Hürzeler, seine Bekundungen, grundsätzlich verlängern zu wollen, auch tatsächlich mit Leben zu füllen. Er sagt zu den langen Verhandlungen: "Die Gespräche mit Andreas und dem Präsidium waren in der gesamten Zeit von gegenseitiger Wertschätzung geprägt." Im neuen Arbeitspapier ist auch für ein mögliches Zweitliga-Szenario keine "Flucht-Klausel" verankert und klar ist: Mit seiner Unterschrift unter einen neuen Kontrakt senden er und der Verein ein wichtiges Signal mitten in der heißen Phase des Aufstiegskampfes. Präsident Oke Göttlich frohlockt: "Ich danke Andreas und Fabian für ihre großartige Arbeit und dafür, dass sie sich die nötige Zeit genommen haben, die für alle Seiten bestmögliche Lösung zu finden - trotz des steigenden öffentlichen Drucks. Wir sind stolz auf die Entwicklung, die Fabian hier genommen hat, die ist noch nicht abgeschlossen. Wir sind noch nicht fertig."
Der Abschluss der wichtigsten Personalie ist auch ein Zeichen an die Spieler. Von den Leistungsträgern hat sich Marcel Hartel noch nicht zu einer Verlängerung entschieden, das Ja-Wort von Hürzeler könnte für den Top-Scorer ein Argument zum Bleiben sein.
Hürzelers Verbleib ist dennoch nicht garantiert
Klar ist aber auch: Hürzelers neuer Vertrag garantiert nicht zwangsläufig auch seinen Verbleib über den kommenden Sommer hinaus. Denn: Der Trainermarkt verspricht dynamisch wie nur selten zuvor zu werden. Gleich mehrere Positionen könnten neu vergeben werden, und der Aufsteiger in der Branche gehört zu den bei einigen Klubs heiß gehandelten Kandidaten. Mit dem Vertragsabschluss aber hat St. Pauli zumindest die Sicherheit, nicht leer auszugehen, wenn Hürzeler doch nicht zu halten sein sollte - und der Verein hat ein Zeichen der Stärke ausgesendet, indem er Hürzeler im Poker um die Zukunft zwar hofiert und sich an die Decke gestreckt hat, aber eben nicht von seinen Prinzipien - kein neuer Vertrag mit Klausel - abgewichen ist.