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Italien: Tonali gibt zu, auf Milan-Spiele gewettet zu haben

Wettskandal in Italien zieht immer weitere Kreise

"Nur die Spitze des Eisbergs" - Tonali gibt zu, auf Milan-Spiele gewettet zu haben

Hat eingerumt, während seiner Brescia- und Milan-Zeit auf Spiele seiner Teams gewettet zu haben: Sandro Tonali, derzeit bei Newcastle United unter Vertrag.

Hat eingerumt, während seiner Brescia- und Milan-Zeit auf Spiele seiner Teams gewettet zu haben: Sandro Tonali, derzeit bei Newcastle United unter Vertrag. IMAGO/Marco Canoniero

Mit Ermittlungen gegen Juventus-Profi Nicolo Fagioli hatte es am 11. Oktober angefangen, acht Tage später ist aus diesem "ersten Schneeball" schon eine Lawine im vom Wettskandal belasteten italienischen Fußball geworden.

So ist der erst 22-jährige Mittelfeldmann, seit 2015 in Turin und damit ein Eigengewächs der Alten Dame, etwa schon für sieben Monate gesperrt worden - weit mehr wäre möglich gewesen. Herausgekommen ist auch, dass Fagioli wohl durch seine Sportwetten Millionenschulden angehäuft und dafür "heftige Drohungen" erhalten haben soll.

Der Fall zieht allerdings noch viele weitere Kreise. So hat der mit den Ermittlungsbehörden eng zusammenarbeitende und damit etwas Straferlass bekommene Juve-Mann zum Beispiel versichert, nicht auf Partien der Bianconeri oder US Cremonese (Leihstation 2021 bis 2022) gewettet zu haben. Etwas, was über den ebenfalls von den Behörden unter die Lupe genommenen Sandro Tonali nicht geschrieben werden kann. Denn der jüngst zusammen mit dem ebenfalls unter dem Brennglas liegende Nicolo Zaniolo (Aston Villa) von der italienischen Nationalmannschaft heimgeschickte Profi hat selbst zugegeben, auf Milan-Spiele Geld gesetzt zu haben.

Will Tonali auf den Fagioli-Deal hinaus?

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Also auf reale Serie-A-Duelle seines Ex-Klubs, von dem er sich in diesem Sommer für viel Geld gen Newcastle United verabschiedet hatte.

So hat Tonali im Zuge der Ermittlungen wegen möglicher illegaler Sportwetten seine Spielsucht eingeräumt. Wie die "Gazzetta dello Sport" berichtet, hat der Premier-League-Mittelfeldspieler dem Chefankläger des italienischen Fußballverbands ein entsprechendes Attest vorgelegt. Zudem habe Tonali seine Bereitschaft erklärt, sich einer Therapie zu unterziehen.

Laut Medienberichten strebt der 23-Jährige eine ähnliche Vereinbarung wie Fagioli an, der sich mit dem Verband eben aufgrund der offenen Zusammenarbeit auf eine siebenmonatige Sperre geeinigt hat. Der Juventus-Akteur muss zudem eine Geldstrafe in Höhe von 12.500 Euro zahlen und sich einer mindestens sechsmonatigen Therapie zur Bekämpfung seiner Spielsucht unterziehen. Darüber hinaus wird Fagioli an zehn Vorträgen zum Thema Spielsucht teilnehmen.

Tonali ist zwar nicht verschuldet, seine Lage ist jedoch gravierender, weil er eben auf Spiele seiner beiden Ex-Klubs Milan und Brescia Calcio gesetzt hat, wie italienische Medien berichten.

Kommen noch mehr Namen ans Tageslicht?

Für den "Corriere della Sera" und den an der Sache arbeitenden Journalisten Simona Lorenzetti und Massimiliano Nerozzi ist die Sache deswegen klar: Die Fälle von Fagioli und Tonali, dem über ein Jahr Sperre droht, sind laut ihnen "nur die Spitze des Eisbergs". Weit mehr wird, so die einhellige Meinung der beiden, in naher Zukunft ans Licht kommen.

Nicolo Zaniolo

Nicolo Zaniolo verteidigt sich damit, auf illegalen Seiten nur Poker und Blackjack gespielt zu haben. IMAGO/IPA Sport

Der ebenfalls in die Sache verwickelte Zaniolo - auch Namen wie Federico Gatti (Juventus), Nicolo Casale (Lazio Rom), Nicola Zalewski oder Stephan El Shaarawy (jeweils AS Rom) kursieren bereits - fährt derweil eine andere Strategie. Der 24-Jährige Angreifer von Aston Villa (ehemals Galarasaray und Roma) bestreitet die Vorwürfe und gibt lediglich zu, Poker und Blackjack gespielt und dabei nicht gewusst zu haben, auf illegalen Seiten unterwegs gewesen zu sein.

Glücksspiel ist in Italien grundsätzlich erlaubt, auf illegalen Online-Plattformen aber nicht. Spieler dürfen allerdings nicht in Sportarten wetten, in denen sie selbst aktiv sind. Der einstige Promi-Fotograf Fabrizio Corona, der die Affäre publik gemacht hatte, kündigte bereits an, in der nächsten Zeit weitere Namen von involvierten Fußballern zu nennen.

Newcastle unterstützt Tonali

Nochmals zurück zu Tonali: Dessen aktueller Klub Newcastle hat jüngst erstmals selbst bestätigt, dass gegen Tonali durch die italienische Staatsanwaltschaft und den nationalen Fußball-Verband (FIGC) Ermittlungen wegen des Vorwurfs von illegalen Wetten laufen. Hier heißt es: "Wegen des laufenden Verfahrens können Sandro und Newcastle United derzeit keine weiteren Kommentare abgeben."

Wie der Premier-League-Vertreter weiter mitgeteilt hat, beteilige sich der 23 Jahre alte italienische Nationalspieler voll und ganz an den Untersuchungen und werde weiterhin mit allen relevanten Behörden kooperieren. Die volle Unterstützung Newcastles habe er dabei.

Wohin das alles letztlich führen wird, dafür ist es noch zu früh abgesehen vom Urteil gegen Fagioli. Die Ermittlungen laufen und laufen.

mag