Bundesliga

Nürnberger trotzt dem Trend: Auch auf der Sechs?

Darmstadts Linksaußen kommt als Holland-Ersatz in Frage

Nürnberger trotzt dem Trend: Auch auf der Sechs?

Da freute er sich noch: Fabian Nürnberger feiert sein Tor gegen Bochum - aufgelegt wurde das von Luca Pfeiffer (rechts).

Da freute er sich noch: Fabian Nürnberger feiert sein Tor gegen Bochum - aufgelegt wurde das von Luca Pfeiffer (rechts). IMAGO/Eibner

Fußball ist bekanntlich ein Mannschaftssport. Deshalb ging es Fabian Nürnberger am vergangenen Wochenende nach eigener Aussage "beschissen". Der Frust saß nach der 1:2-Niederlage gegen den VfL Bochum tief. Dabei verlief der Freitagabend für den 24-Jährigen persönlich eigentlich gut. Der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer bedeutete seine Torpremiere in der Bundesliga, seinem zweiten Tor und dem erneuten Ausgleich stand bei einem direkten Freistoß aus spitzem Winkel nur der Pfosten im Weg. Nürnberger bleibt trotz des sportlichen Abwärtstrends der Lilien eine der positiven Erscheinungen am Böllenfalltor.

Auf der linken Bahn überzeugt der leichtfüßige Dauerläufer (1,78 Meter, 72 Kilo) mit den von Lieberknecht benannten Qualitäten "Dynamik, fußballerische Fähigkeiten und sehr gute Flankentechnik". Wachsende Effektivität spricht zudem für Nürnberger bei einem Assist gegen Werder (4:2), dem erzwungenen Elfer in Augsburg (2:1), dem Treffer im Test gegen Elversberg (4:2) - und unlängst gegen den VfL. Da hat der gebürtige Hamburger bewiesen, dass er den Riecher für solche Situationen hat.

Anpassung ans Oberhaus? Kein Problem!

"Keine Ahnung, was in meinem Kopf vorging, aber ich habe gesehen, dass der Rückraum von Bochum nicht gut besetzt war, bin in die Box gelaufen, dann kam der Ball von Marv (Mehlem; Anm. d. R.) super, Luca (Pfeiffer) hat ihn mit Übersicht zurückgelegt - und ich stand ausnahmsweise mal richtig", erzählte Nürnberger, ohne sich wirklich darüber freuen zu können.

Nach 100 Zweitligapartien für den Club ist Nürnberger die Anpassung ans Niveau im Oberhaus bemerkenswert rasch gelungen. Dabei habe ihm, wie Lieberknecht anmerkt, "der Schritt aus der Schublade heraus gutgetan, in der er in Nürnberg als Spieler aus dem eigenen Stall so ein bisschen gesteckt hat". Heißt: Gesteigerte Anerkennung, aber ebenso gesteigerte Erwartungen durch den Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber mündeten in ein gesteigertes Selbstwertgefühl, das sich in Leistung niederschlägt - kein seltenes Phänomen im Profifußball.

Auch defensiv habe der Erstliga- Novize "enorm aufgeholt", lobt sein Coach, "er verteidigt gerne nach vorne". Abzustellen gelte es den einen oder anderen "Schnörkel zu viel, daran arbeiten wir gemeinsam". Der kicker-Notenschnitt von 3,38 weist Nürnberger nach Mehlem (3,35) als den beständigsten Feldspieler der Lilien aus.

Personalnot auf der Sechs

Die bittere Pleite gegen Bochum müsse man "ganz schnell abhaken", betonte Nürnberger und blickte voraus: "Jetzt haben wir wieder ein Sechs-Punkte-Spiel gegen Mainz. Da wird es wichtig, dass wir Punkte holen." Wohl wahr. Bei einer erneuten Niederlage droht den Hessen gar der Sturz auf Rang 18.

Nürnberger wird am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) alles daransetzen, das zu verhindern. Womöglich aber auf einer zumindest in Darmstadt ungewohnten Position. Denn neben dem rotgesperrten Verteidiger Matej Maglica muss Darmstadt bekanntlich noch auf zwei weitere Akteure nach Roten Karten verzichten. Sechser Fabian Holland und Klaus Gjasula, der beide Positionen spielen kann. Den Darmstädtern gehen damit die defensiven Mittelfeldspieler aus. Hier kommt Nürnberger ins Spiel. "Er kann nicht nur auf der Außenbahn, sondern auch zentral spielen", betonte Sportchef Carsten Wehlmann unlängst. Vielleicht ist dieser Zeitpunkt jetzt gekommen.

Auf den Spuren des 1. FC Saarbrücken

Die Alternative dürfte Fabian Schnellhardt sein. Ein echter Sechser ist der 29-Jährige aber nicht. Gemeinsam mit Tobias Kempe und Mehlem droht das Mittelfeld etwas zu offensiv ausgerichtet zu sein. Das kann sich der SV98 nicht erlauben. Die Zahl der Gegentore spricht eine klare Sprache. Und die 32 Treffer nach zehn Spielen - nach Tennis Borussia Berlin 1976/77 (33 Gegentore) und dem 1. FC Saarbrücken 1963/64 (35) übrigens der drittschlechteste Wert in der Bundesliga-Historie - sind nicht allein durch die zahlreichen individuellen Fehler zu erklären. Schon außerhalb des Sechzehners lassen die Lilien ihren Gegenspielern regelmäßig viel zu viel Raum: Acht Gegentore kassierten die Hessen von außerhalb des Strafraums und damit mehr als jedes andere Team. Da dürfen sich die Mittelfeldspieler angesprochen fühlen.

Moritz Kreilinger

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