Bundesliga

Hoffenheims Stanley Nsoki ringt mit dem Fehlerteufel

Breitenreiter stärkt dem Verteidiger den Rücken

Nsoki ringt mit dem Fehlerteufel

Trotz einiger Fehler Stammkraft bei der TSG: Stanley Nsoki.

Trotz einiger Fehler Stammkraft bei der TSG: Stanley Nsoki. IMAGO/Nordphoto

Es war das erklärte Ziel der TSG, in dieser Saison die viel zu anfällige Defensive deutlich zu verbessern. Gerade in der letzten Verteidigungslinie sollte mehr individuelle Klasse und Zuverlässigkeit her. Mit Ozan Kabak, Stanley Nsoki und dem jungen Eduardo Quaresma wurden gleich drei neue Innenverteidiger verpflichtet. Es geht auch erkennbar in die richtige Richtung, nach 13 Spielen liegt Hoffenheim mit 16 Gegentoren in diesem Ranking im vorderen Tabellendrittel.

Neben der unumstrittenen Verstärkung Kabak hat sich auch Nsoki schnell zu einer Stammkraft gemausert. Wie sein türkischer Kollege stärkt auch der Franzose mit mehr Körperlichkeit und Cleverness im Zweikampf die Hoffenheimer Abwehrkräfte. Doch in unschöner Regelmäßigkeit macht der 23-Jährige seine durchaus starken Eindrücke und Leistungen mit Momenten der Unkonzentriertheit zunichte.

So auch am Samstag gegen Leipzig wieder. Da hatte die TSG sich nach dem Rückstand wieder ins Spiel zurückgekämpft und durch Nsokis Landsmann Georginio Rutter ausgeglichen, da stieß der linksfüßige Innenverteidiger das mühsam aufgebaute Gebilde leichtfertig wieder um. Sein riskantes und vom Gegner erahntes Zuspiel ins Zentrum wurde abgefangen, die Leipziger nutzten die Umschaltaktion prompt zur erneuten und vorentscheidenden 2:1-Führung. Trainer André Breitenreiter spricht von "einfachen Fehlern, die ein solcher Gegner sofort bestraft". Blöd nur, dass Nsoki zuletzt regelmäßig solche Fehlleistungen produzierte, die umgehend zu Gegentoren und Punktverlusten führten.

Er ist noch in einer Entwicklung, sich an die Bundesliga zu gewöhnen.

André Breitenreiter

Auch schon gegen Bayern München hatte eine beinahe identische Situation das 2:0 für die Münchner heraufbeschworen. Auch da hatte Nsoki einen wenig präzisen Ball schräg in die Spielfeldmitte gespielt, den Joshua Kimmich abfing, Sekunden später schlug der Ball hinter Oliver Baumann ein. "Bälle, die wir nicht spielen wollten", rügte seinerzeit Breitenreiter.

Auch beim 1:2 gegen Bremen hatte Nsoki entscheidend seine Füße im Spiel, als er kurz vor Schluss beim Stande von 1:1 mit einer unnötigen Grätsche einen Strafstoß produzierte, den Werder zum entscheidenden zweiten Treffer nutzte.

"Er hat in vielen Spielen auch gegen Bremen trotz des Elfmeters kurz vor Schluss ein fantastisches Spiel gemacht und gezeigt, welche Qualität er besitzt. Davon sind wir total überzeugt", stärkt Breitenreiter seinem Sorgenkind weiter den Rücken, "ich habe schon gehört, neue Spieler brauchen ein Jahr Anlaufzeit, ich bin eher dafür, dass das schneller funktioniert. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Stanley in einem anderen Land ist und der Sprache nicht so mächtig ist."

Nsoki: Akte "Eingewöhnung? Oder auf Adams Spuren?

Noch also sortiert der 49-Jährige die fehlende Zuverlässigkeit Nsokis in der Akte "Eingewöhnung" ein. Nicht in der Akte "Fehlende Klasse", in der die TSG etwa Kasim Adams hatte ablegen müssen. Wie Nsoki seinerzeit ein vielversprechendes Talent mit besten Anlagen für einen Topverteidiger. Wie Nsoki (vom belgischen Meister Brügge für 12 Mio.) war auch Adams von einem Titelträger gekommen (vom damaligen Schweizer Meister Bern für 8 Mio.). Doch letztlich scheiterte der Ghanaer am Fehlerteufel, der sich konstant in sein Spiel schlich. Adams kam in Hoffenheim deshalb nie richtig an und ist mittlerweile nach Basel ausgeliehen.

Rückendeckung statt Denkpause

Im Fall Nsoki haben sie bei der TSG allerdings die berechtigte Hoffnung, dass dieser Kandidat das Ringen mit dem Fehlerteufel für sich entscheidet. "Er ist noch in einer Entwicklung, sich an die Bundesliga zu gewöhnen. Ich bin mir sicher, dass er diese Fehler minimieren wird, gewisse Situationen nicht unterschätzt, weil das in Belgien gegen manche Gegner doch etwas anders ist", erklärt Breitenreiter, "er ist perspektivisch und auch aktuell ein ganz wichtiger Spieler für uns. Er braucht noch mehr Selbstvertrauen, dabei werden wir ihm alle helfen." Das klingt eher nicht nach einer Denkpause, sondern nach Rückendeckung. In der Hoffnung, dass kontinuierliche Praxis und nicht deren Unterbrechung die erhoffte Verbesserung bringt. Es sei denn, die Fehlerserie reißt nicht ab.

Michael Pfeifer

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kicker-News vom 01.10.2023, 00:00 Uhr
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