2. Bundesliga

Hertha BSC: Noske, Thaeter, Sundaram - Präsidium wieder komplett

Drei Nachrücker im zweiten Wahlgang gewählt

Noske, Thaeter, Sundaram: Hertha-Präsidium wieder komplett

Im zweiten Wahlgang ins Hertha-Präsidium: Anne Noske.

Im zweiten Wahlgang ins Hertha-Präsidium: Anne Noske. IMAGO/Nordphoto

In ihrem Bewerbungs-Steckbrief schrieb Anne Noske, sie wolle "selbst dazu beitragen, dass die Anzahl von kompetenten Frauen im Präsidium erhöht wird". Und sie konnte ein gewichtiges Argument in eigener Sache anbringen: "Ich habe die Innen- und die Außenperspektive! Ich habe unseren Verein zwölf Jahre lang von innen kennengelernt, weiß, wie er tickt, kenne die verschiedenen Gremien und handelnden Personen im Verein. Ich kenne das Fußballbusiness und kann Perspektiven und Positionen der Akteure nachvollziehen. Ich weiß, worauf ich mich einlasse."

Noske, die unter ihrem Mädchennamen Grubert zwischen 2004 und 2016 in Herthas Presseabteilung tätig war und inzwischen als Leiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin des kommunalen Wohnungsunternehmens Gewobag arbeitet, kehrt jetzt in neuer, ehrenamtlicher Rolle zurück zu ihrem Herzensverein. Sie zog am Sonntagnachmittag im zweiten Wahlgang mit dem besten Ergebnis (730 Stimmen) wie auch der Marketing- und E-Commerce-Experte Saravanan Sundaram (648 Stimmen) und Rechtsanwalt Dr. Ralf Thaeter (644 Stimmen) ins Präsidium des Bundesliga-Absteigers ein.

Im ersten Wahlgang hatte kein einziger Kandidat die erforderliche Mehrheit erreicht. Zwei der ursprünglich 21 Kandidaten hatten sich bereits vor dem ersten Wahlgang zurückgezogen, neun weitere Anwärter verabschiedeten sich vor dem zweiten Wahlgang.

Mit Noske, Sundaram und Thaeter ist das bis 2024 gewählte Präsidium jetzt achtköpfig, neben dem Novizen-Trio gehören Präsident Kay Bernstein, dessen Vize Fabian Drescher, Anne Jüngermann, Peer Mock-Stümer und Hans-Joachim Bläsing dem Führungsgremium an. Die Nachwahlen am Sonntag waren durch das Ausscheiden der bisherigen Präsidiumsmitglieder Ingmar Pering (Rücktritt im Mai) und Tim Kauermann (seit Anfang August Leiter Sanierung in der Hertha BSC KGaA) notwendig geworden.

Brüggemann rechnet mit Bernstein und Klein ab

Der durch die am Sonntagmorgen eingereichten Rücktritte von Klaus Brüggemann und Renate Döhmer nur noch dreiköpfige Aufsichtsrat ist trotz der Dezimierung handlungsfähig. Dem Kontrollgremium gehören Dr. Torsten-Jörn Klein, Ex-Profi Andreas Schmidt und Scott Körber an. Döhmer begründete ihren Schritt in einem Schreiben an die Mitglieder mit den "nicht endenden Abwahlanträgen gepaart mit Verunglimpfungen unseres Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann".

Brüggemann selbst rechnete in seinem von Vizepräsident Fabian Drescher verlesenen offenen Brief an die Mitglieder mit Bernstein und Klein ab. "Wie weit ist es in unserem Verein gekommen, dass Leute, die eine Haltung haben, weggemobbt werden", schrieb Brüggemann. "Kay Bernstein ist privat bestimmt ein netter Mensch, und er hat für einen überragenden Support aus der Kurve gesorgt, er ist aber sichtlich überfordert mit dem Präsidentenamt und erst recht mit einer etwaigen bezahlten CEO-Position. Werteorientierung, keine Vetternwirtschaft, zusammen führen, sollte man nicht nur im Wahlkampf propagieren, sondern, wenn man im Amt ist, auch leben und nicht konterkarieren." Und Klein, den Brüggemann im Mai 2022 als Aufsichtsratschef abgelöst hatte, sei "bis zum Frühsommer 2022 an fast allen maßgeblichen Entscheidungen, die den Verein an den Abgrund geführt haben, beteiligt" gewesen.

Brüggemann: "Dass mein Vorgänger mir in den letzten eineinhalb Jahren das Leben schwer gemacht hat und, wie zu hören war, immer wieder verlautet hat, dass er mich verhindern muss und alles tun wird, dass er wieder den Vorsitz übernimmt, ist nicht nur unsportlich und schadet Hertha BSC." Im Gespräch mit dem kicker hatte Brüggemann am Sonntagmorgen erklärt: "Wenn Eitelkeiten und Machtansprüche wichtiger sind als der Verein, dann läuft einiges schief bei unserer Alten Dame. Ich verbiege mich nicht, dann gehe ich lieber."

Steffen Rohr

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