Bundesliga

Völler zu Havertz: "Er wird immer wieder provoziert werden"

Youngster nervenstark beim Strafstoß und der Spuckattacke

Völler zu Havertz: "Er wird immer wieder provoziert werden"

Stand in Stuttgart im Blickpunkt: Leverkusens Jungstar Kai Havertz.

Stand in Stuttgart im Blickpunkt: Leverkusens Jungstar Kai Havertz. imago

Dem einen brannten die Sicherungen durch: Santiago Ascacibar, gefrustet von den vorangegangen 90 Minuten, in denen der VfB einen weiteren Schritt Richtung Relegation gemacht hatte, schlug über die Stränge, bespuckte Kai Havertz und langte dem Nationalspieler darüber hinaus auch noch ins Gesicht. Die tiefste Schublade, die man auf dem Fußballplatz ziehen kann, wie nicht nur Rudi Völler nach dem 1:0-Sieg der Leverkusener in Stuttgart feststellte.

"Ich will gar kein Öl ins Feuer gießen. Das macht man nicht", hielt sich der Geschäftsführer, der im WM-Achtelfinale 1990 gegen die Niederlande selbst von Frank Rijkaard angespuckt worden war, mit der Kritik an Stuttgarts bösem Buben zurück. Dafür hob Völler die Besonnenheit von Havertz nach Ascacibars No-go-Aktion hervor. "Ich habe mit Kai gesprochen und ihm erklärt, wie das damals bei mir war. Und es ist ja so: Ein Spieler wie Kai Havertz wird in den nächsten Spielen, in den nächsten Jahren auch immer wieder mal provoziert. Da darfst du nicht die Nerven verlieren. Das war das Wichtigste. Das hat er sehr gut gemacht. Nicht nur beim Elfmeter."

Er hat die letzten Elfer auch schon geschossen. Deshalb wundert es mich nicht, dass er die Verantwortung übernimmt.

Rudi Völler über Kai Havertz

Den Strafstoß zum Siegtreffer hatte der 19-Jährige kühl verwandelt. "Er hat die letzten Elfer auch schon geschossen. Deshalb wundert es mich nicht, dass er die Verantwortung übernimmt", urteilte Völler und dokumentierte damit die Selbstverständlichkeit, die Havertz mit seinem Handeln ausstrahlt. Diese ist einfach außergewöhnlich. Auch wenn er in Stuttgart schon sein 100. Pflichtspiel bei den Profis bestritt. Denn an manchem seiner Teamkollegen waren die jüngsten Misserfolgserlebnisse nicht spurlos vorbeigegangen, wie Völler feststellt: "Man hat es schon gemerkt, nach so einer Phase, in der du dreimal nacheinander verloren und gar nicht so schlecht gespielt, aber zu viele Fehler gemacht hast, waren einige vor der Niederlagenserie lockerer, befreiter im Umschaltspiel. Das haben wir heute nicht so gut gemacht. Aber das ist nicht so schlimm. Das wird wiederkommen. Das ist im Fußball ja immer das Gleiche."

Respekt für Havertz von Baumgartlinger

Völlers Hoffnung: Mit den positiven Ergebnissen kommt auch die Leichtigkeit zurück. Und mit dieser auch wieder mehr Reife ins Offensivspiel, für das Havertz eine eminent wichtige Bedeutung besitzt. Nach seiner beherrschten Reaktion auf Ascacibars Attacke darf der Kreativakteur auch anders als sein Angreifer in den nächsten Spielen mitwirken. Eine Reaktion, die alles andere als selbstverständlich war und auch bei seinem Mitspieler Julian Baumgartlinger Respekt hervorrief. "Wenn er nach dem Anspucken noch eine gewischt bekommt - und Ascacibar hätte sogar noch weitergemacht - dann muss man erstmal so ruhig bleiben. Das hat Kai gut gemacht." Und ganz und gar nicht mit der Heißblütigkeit, die man bei einem 19-Jährigen in so einer Situation ganz leicht hätte nachvollziehen können.

Stephan von Nocks

Bilder zur Partie VfB Stuttgart - Bayer 04 Leverkusen