Michael Zorc stand noch ganz unter dem Eindruck von zwei fantastischen Champions-League-Halbfinals, als er am Donnerstag vor die Presse trat. Die unglaublichen Ereignisse in Liverpool und Amsterdam mit ihrer unfassbaren Dramatik haben auch Dortmunds Sportdirektor elektrisiert. "Diese Spiele haben noch mehr Lust auf Fußball gemacht", schwärmte er, "Power und Dynamik waren beispielhaft." Bei der Partie in der Johan Cruijff ArenA wurde Zorc auf der Tribüne gesichtet - angeblich, um Donny van de Beek (22, Mittelfeld, Vertrag bei Ajax bis 2022) zu beobachten.
Trotz aller Enttäuschung, die in Dortmund nach der Derby-Schmach gegen Schalke und dem Unentschieden in Bremen aufgekommen ist, appelliert Zorc, bei der Bewertung der Saison "das große Ganze" zu sehen. Noch winkt dem BVB mit 76 möglichen Punkten das drittbeste Ergebnis der Vereinshistorie. In der Champions League habe die Borussia ebenfalls eine "gute Visitenkarte" abgegeben und sei erst am späteren Finalisten Tottenham Hotspur gescheitert. "Manchmal ist die Wahrnehmung zu negativ", sagt Zorc, "sie korreliert nicht unbedingt mit der wirklichen Situation."
Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) im letzten Saison-Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf zeichnen sich einmal mehr personelle Veränderungen ab. Sancho habe die ganze Woche nicht trainieren können, verriet Favre, ohne dafür einen konkreten Grund zu nennen, auch "ein, zwei andere" seien unsicher. Eingefallen ist dem BVB-Trainer auf Nachfrage aber nur Diallo, der ihm noch Kopfzerbrechen bereitet.
Piszczek? "Wahrscheinlich mehr bereit"
Mit Piszczek, der wegen diverser Fußverletzungen in den vergangenen drei Monaten nur einmal berücksichtigt werden konnte (beim 0:5 in München), wird Favre erst am Freitag konkrete Einsatzmöglichkeiten ausloten. Piszczek sei jetzt "wahrscheinlich mehr bereit" als am 6. April in der Allianz-Arena, wo er "vielleicht zu früh" spielte, wie Favre mit dem Wissen von heute einräumt. Um die letzte Meisterschaftschance zu wahren, müsse sein Team gegen "sehr, sehr unangenehme" Düsseldorfer "sehr, sehr gut spielen", meint der Trainer.
Hakimi denkt sogar an den Afrika-Cup
Zur Unterstützung der Kollegen wird Achraf Hakimi eigens aus Madrid einfliegen, wo er seit seinem Mittelfußbruch behandelt wird. Die Heilung schreitet so gut voran, dass der Marokkaner eine Teilnahme am Afrika-Cup in Ägypten (21. Juni bis 19. Juli) anpeilt. Unmöglich, das stellte Sportdirektor Zorc noch einmal klar, sei eine vorzeitige Rückkehr des bis 2020 ausgeliehenen Spielers nach Madrid schon in diesem Sommer. Darüber spekulieren spanische Medien seit Tagen. Zorc hält es für "ausgeschlossen", dass Hakimi Dortmund nach nur einer Saison wieder verlässt.