Bundesliga

Borussia Dortmund: Abwehr-Diskussion erregt Lucien Favre

42 Prozent aller BVB-Gegentore nach Standards

Abwehr-Diskussion erregt Favre

Versteht die Abwehr-Diskussionen nicht: BVB-Coach Lucien Favre.

Versteht die Abwehr-Diskussionen nicht: BVB-Coach Lucien Favre. imago

Darauf kann jede Mannschaft gut verzichten: Gegentore nach Standardsituationen - das klingt nach Schlafmützigkeit, nach Schludrigkeit, Konzentrationsfehlern oder nach einer falschen Herangehensweise. Verteidigt man am besten im Raum (wo sich Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten wunderbar weiterreichen lassen) oder mit fester Zuteilung - Mann gegen Mann? Die ungesunde Anfälligkeit bei ruhenden Bällen befeuert in Dortmund eine Diskussion über die richtige Strategie.

Standards: Nur drei Teams kassieren mehr Gegentore

36 Gegentore wurden bislang in dieser Saison für die Borussia notiert, 15 fielen nach Standardsituationen, das sind fast 42 Prozent. Nur Hannover (21), Freiburg (19) und Leverkusen (18) kassierten noch mehr als die Westfalen, die fünf Treffer nach Freistößen, vier nach Ecken und je drei nach Einwürfen und durch Elfmeter hinnehmen mussten. "Das ist sehr ärgerlich", knurrte Sportdirektor Michael Zorc nach der Partie gegen Stuttgart (9. März, 3:1), "wir sind bei vielen Standards zu passiv." Lizenzspielerchef Sebastian Kehl ergänzte: "Wir müssen uns besser und cleverer verhalten. Es ist zu leicht, gegen uns so ein Tor zu erzielen."

Wir müssen uns besser und cleverer verhalten. Es ist zu leicht, gegen uns so ein Tor zu erzielen.

Dortmunds Lizenzspielerchef Sebastian Kehl

Was tun? Vor der Partie beim SC Freiburg am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) hat BVB-Coach Favre bekräftigt, dass er nicht im Traum daran denkt, eine Abkehr von der Verteidigung im Raum zu vollziehen und seinem Team eine mannbezogene Verteidigung zu verschreiben. Das hält er für einen Rückfall in die fußballerische Steinzeit. Fragen nach einem Stilwechsel bei gegnerischen Standards empfindet er fast als Verletzung seiner Berufsehre. "Wir verteidigen wie 99 Prozent aller Mannschaften", beteuert Favre leicht erregt, "fast jede Mannschaft in Europa verteidigt so." Mann gegen Mann - das sei absurd. "Niemand macht das. Keine Mannschaft in der Welt."

Dortmunds weiter Weg

Außerfrage steht für den Fußballlehrer aber, dass seine Mannschaft ihr Auftreten bei Standards zwingend ändern muss. Nur wie? "Du musst nicht nur antizipieren", sagt Favre, "du musst im Zweikampf in die Luft gehen." Offenbar ist das leichter als getan. "Antizipation, Sprung und das richtige Timing - das dauert", meint der Trainer. Es ist noch ein weiter Weg, um Spitzenwerte wie Borussia Mönchengladbach (nur sechs Gegentore nach Standards), Bayern München oder RB Leipzig (je acht) zu erreichen.

Thomas Hennecke

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