Bundesliga

BVB akzeptiert Strafe: "Süd" bleibt gegen Wolfsburg leer

Dortmund am Samstag ohne 25.000 Zuschauer

BVB akzeptiert Strafe: "Süd" bleibt gegen Wolfsburg leer

Mehr grau als gelb: Die Dortmunder Südtribüne wird für ein Punktspiel gesperrt.

Mehr grau als gelb: Die Dortmunder Südtribüne wird für ein Punktspiel gesperrt. imago

Das drastische, jetzt rechtskräftige Urteil, das der DFB am Montag nach Dortmunds Zustimmung zum Strafantrag verkündete, betrifft alle 25.000 Mitglieder der legendären "Gelben Wand" in Dortmund - und zwar schon im kommenden Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de). Zudem muss der BVB 100.000 Euro zahlen.

"Borussia Dortmunds Zustimmung zum Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses basiert auf unserer Überzeugung, dass es in der emotional noch immer aufgeladenen Atmosphäre derzeit weder möglich noch sinnvoll erscheint, eine inhaltliche Debatte über ein im juristischen Sinne 'angemessenes', 'erforderliches', 'verhältnismäßiges' oder 'weitsichtiges' Strafmaß zu führen", teilte der Klub am Montag mit. "Wir sehen außerdem die Gefahr, dass die Ablehnung des Strafantrages oder von Teilen seiner Inhalte durch den BVB als mangelnde Einsicht des Klubs in das krasse Fehlverhalten von Teilen der Fans fehlinterpretiert werden könnte. Dieser Eindruck wäre fatal!"

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
49
2
RB Leipzig RB Leipzig
42
3
Eintracht Frankfurt Eintracht Frankfurt
35

Den entsprechenden Antrag des DFB-Kontrollausschusses hatte der Vorsitzende Anton Nachreiner auf die Bewährung aufgebaut, die nach Pyro-Ausschreitungen beim DFB-Pokalfinale 2016 bis zum 31. Mai 2017 ausgesetzt war. Dabei war ein Zuschauer-Teilausschluss für den Unterrang der "Süd" angekündigt worden.

Wir möchten aber auch zum Ausdruck bringen, dass wir eine Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer für unverhältnismäßig halten.

Borussia Dortmund

Nachreiner hatte betont, der Strafantrag beziehe sich nicht auf die Angriffe auf Leipziger Fans außerhalb des Stadions , die nach dem Topspiel am 4. Februar viel Unruhe beim BVB und seiner Anhängerschaft ausgelöst hatten, sondern einzig auf die "Verunglimpfung und Diffamierung von einzelnen Personen durch Transparente und Schmähgesänge".

Außerdem wirft der Kontrollausschuss der Borussia und damit ihren Fans ein beleidigendes Banner in Leipzig am 10. September, Schmähgesänge in Hoffenheim am 16. Dezember sowie erneute Pyro-Aktionen am 19. Januar in Mainz vor.

Der BVB betonte in seiner Stellungnahme noch einmal, dass er die Vorfälle rund um das Leipzig-Spiel in keiner Weise "relativieren" wolle. Man habe auch deshalb zugestimmt, so Sportdirektor Michael Zorc, "um noch mal ein klares Statement zu setzen, dass wir die Vorkommnisse rund um das Spiel und während des Spiels in jeglicher Form verurteilen".

"Wir möchten an dieser Stelle aber auch zum Ausdruck bringen, dass wir eine Kollektivstrafe gegen 25.000 Zuschauer, von denen eine überwältigenden Mehrheit weder ein Tat- noch ein Schuldvorwurf zu machen ist, für unverhältnismäßig halten", teilte der BVB mit. "Dies sind wir schon unseren vielen friedlichen Anhängern auf der Südtribüne schuldig, die sich jederzeit tadellos verhalten haben. Die Sperrung der gesamten Südtribüne – und nicht nur bestimmter Blöcke – birgt aus unserer Sicht zudem das Risiko, dass der von allen Seiten gewünschte Solidarisierungseffekt der vielen friedlichen Fußballfans gegen die Täter letztlich nicht eintritt."

Tuchel: "Die gleichen Menschen, die gleichen Dauerkartenbesitzer"

Dass unter der Strafe nicht nur die betroffenen BVB-Anhänger leiden, hatte heftige Diskussionen ausgelöst . Auch Trainer Thomas Tuchel sagte: "Wir sprechen von der Südtribüne, von der Tribüne in Europa, vielleicht auf der Welt schlechthin. Von einem ganz besonderen Ort des Fußballs, der eine ganz besondere Symbolkraft hat."

Jene Südtribüne, so Tuchel weiter, "die in unglaublich mitfühlender Art und Weise im Spiel gegen Mainz ihren Support eingestellt hat aufgrund eines Unglücks . Die Südtribüne, die ausgezeichnet wurde für die Stimmung in den Spielen gegen Liverpool . Es sind die gleichen Menschen, die gleichen Dauerkartenbesitzer. Deshalb", sagte Tuchel über die da noch drohende Komplettsperrung, "wäre das auf jeden Fall ein Drama."

Durch das Akzeptieren der Strafe möchte der BVB letztlich "dazu beitragen, dass die Diskussion versachlicht wird", heißt es in der Mitteilung. Zorc will so eine "zu kleinteilige Diskussion über Verhältnismäßigkeit etc." vermeiden. "Wir hielten es allerdings für verfehlt, damit zur Tagesordnung überzugehen", erklärte der Klub. "Deshalb regen wir unabhängig davon, dass wir intern weiterhin intensiv über Maßnahmen zur Vorbeugung von Eskalation außerhalb des Stadions beraten, eine generelle Debatte zu diesem Thema an. Wir würden es begrüßen, wenn Klubs, Verbände und Polizei - um der gesellschaftspolitischen Dimension der Thematik gerecht zu werden - auch mit der Politik und den Justizbehörden in einen inhaltlichen Dialogprozess eintreten könnten, der das Ziel hat, gemeinsam geeignete Maßnahmen zu erarbeiten."

BVB erstattet den betroffenen Fans das Ticket-Geld

Die Fans, die bereits ein Ticket für das Wolfsburg-Spiel haben und "nicht erwiesenermaßen zu den Tätern der Vorkommnisse rund um das Leipzig-Spiel gehören", erhalten nach Klubangaben ihr Geld zurück - das gilt anteilig auch für die Dauerkarteninhaber. "Südtribünen-Tageskartenkäufer erhalten zum Ausgleich für das Wolfsburg-Spiel die gleiche Karte für das letzte Bundesliga-Heimspiel dieser Saison am 20. Mai 2017 gegen Werder Bremen."

jpe