Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann reagierte auf das 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen vor der Länderspielpause mit vier personellen Wechseln: Nordtveit, Kaderabek, Demirbay und Geiger rückten für Toljan (zum BVB gewechselt), Vogt (angeschlagen), Rupp (Bank) und Wagner (muskuläre Probleme) rein. Außerdem nicht im Kader: FCB-Leihgabe Gnabry, die aufgrund einer Sprunggelenkverletzung passen musste .
Bayern-Coach Carlo Ancelotti nahm derweil nach dem spät erreichten wie hochverdienten 2:0 gegen Werder Bremen ganze fünf Veränderungen vor: Martinez, Rafinha, Rudy, Müller und Coman ersetzten Süle (Bank), Alaba ( Sprunggelenksverletzung während der WM-Qualifikation mit Österreich ), Vidal ( nicht fit genug nach der Länderspielpause ), Robben und Ribery (jeweils auf der Bank).
"Wir haben das Gefühl, dass wir sie ärgern können, das haben wir letzte Saison auch zweimal geschafft", hatte 1899-Coach Nagelsmann vor diesem Spitzenspiel nochmals die vergangene Saison in Erinnerung gerufen, in der die Kraichgauer durch ein 1:0 den ersten Sieg überhaupt in ihrer Geschichte gegen den großen FCB errungen hatten.
Lewandowski setzt den Ball an die Latte
Von diesem angekündigten Selbstvertrauen war zunächst nichts zu sehen: Mit erdrückendem Pressing, präzisem Passspiel und perfekter Raumdeckung schnürte der FC Bayern den Gastgeber tief hinten ein. Die Hoffenheimer wussten sich lange Zeit ausschließlich mit Befreiungsschlägen zu helfen. Beinahe hätte sich 1899 auch das 0:1 gefangen: Nach starker Müller-Flanke von der linken Seite kam Lewandowski zwar nur minimal mit dem rechten Außenrist ran, bugsierte den Ball aber trotzdem gefährlich Richtung Baumanns Tor. Die Kugel touchierte am Ende sogar noch leicht die Querlatte (7.).
Was dem Rekordmeister, der teilweise über 70 Prozent Ballbesitz generierte, gegen eine solide TSG-Abwehr in dieser Phase vorzuwerfen war? Die Konsequenz in den finalen Zuspielen - reihenweise wurden zu vorhersehbare Pässe in Schnittstellen oder in leere Räume gesetzt.
Kramaric schaltet schnell, Uth nutzt FCB-Schläfrigkeit
Doppelpacker: Mark Uth. Getty Images
Dass die TSG am Ende aber mit einer Führung in die Pause gehen würde, war dann auch nicht zu erwarten. Es passierte aber, weil die Hintermannschaft der Münchner ein wenig einnickte: Hummels schoss den Ball, nachdem dieser bereits die rechte Seitenauslinie überquert hatte, wieder ins Feld und weit in die TSG-Hälfte. Kramaric schaltete nun schnell, ließ sich einen zweiten Ball geben und warf diesen zackig in den Lauf des durchstartenden Uth. Der Angreifer schloss wuchtig aus 16 Metern aus vollem Lauf mit links links unten zum 1:0 (27.) ab. Neuer streckte sich vergebens.
Auch die FCB-Beschwerden bei Schiedsrichter Daniel Siebert sollten sich übrigens als falsch herausstellen, denn FIFA-Regel 2 (Der Ball) besagt: "Gelangt während des Spiels ein zweiter Ball aufs Spielfeld, hat der Schiedsrichter das Spiel nur zu unterbrechen, falls der Ball das Spiel beeinträchtigt." Dies war hier nicht der Fall, da Hummels' absichtlicher Schlag weit in der anderen Hälfte gelandet war.
1. Bundesliga, 3. Spieltag
Somit ging es mit einem überraschenden 1:0 für 1899 für beide Teams in die Katakomben - weil Neuer das 0:2 nach einem Zuber-Schuss verhinderte (42.) und Tolissos Kopfball nach Rudy-Freistoß zu zentral geriet und in den Armen von Hoffenheims Keeper Baumann landete (45.).
Uth erhöht und schläfert den FCB ein
Aus der Pause kam der Rekordmeister und Favorit mit etwas Wut im Bauch heraus - Coman (47.), Lewandowski (48.) und erneut Coman mit einem saftigen Abschluss knapp über die Querlatte (50.) näherten sich dem 1:1 an. Doch an diesem Abend waren die FCB-Akteure einfach nicht kaltschnäuzig genug - ganz im Gegensatz zu TSG-Angreifer Uth.
Denn vom 26-Jährigen sowie von ganz Hoffenheim bekamen die Münchner eine Lektion in Sachen Effektivität - erneut zu sehen in der 51. Minute, als das 2:0 für die Gastgeber fiel: Die Münchner bekamen zunächst den Ball nicht vor dem eigenen Strafraum geklärt (unter anderem kam Müller nicht in den Zweikampf), dann ging es schnell. Amiri legte links in den Sechzehner für Zuber ab, der Schweizer hob clever den Kopf und spielte im Rückraum den freien Uth an. Der Angreifer fackelte nicht lange und schnürte mit einem präzisen Linksschuss ins linke untere Eck zum 2:0 einen sauberen Doppelpack.
Bärenstark: Mit seinen beiden Treffer hatte Uth damit fünf der bisherigen neun TSG-Pflichtspieltore in dieser Saison erzielt.
Auch Robben, Ribery und James bringen keine Wende mehr
Ratlose Münchner Gesichter: Thiago Alcantara, Javi Martinez, Franck Ribery und James Rodriguez (v.l.n.r.). Getty Images
Der 26-Jährige war außerdem daran schuld, dass sich der FC Bayern in der Folge schlicht eingefroren zeigte: Thiago, Tolisso & Co. spielten gegen den dicht gestaffelten 1899-Abwehrverbund oftmals zu langsam, außerdem fehlte es an zündenden Ideen. So brachten auch die Hereinnahmen von Robben, Ribery und Neuzugang James (Debüt für den FCB) nichts mehr Gewinnbringendes ein. Lediglich Lewandowski und Robben waren dem 1:2 am Ende nahe (85.).
Mit sieben Punkten auf dem Konto startet Hoffenheim somit in erste Europa-League-Woche der Vereinsgeschichte: Am Donnerstag (19 Uhr) geht es gegen den SC Braga. Die nach den 90 Minuten etwas ratlosen Bayern empfangen am Dienstag (20.45 Uhr) den RSC Anderlecht in der Champions-League. In der Liga geht es für 1899 gegen Hertha (Sonntag, 13.30 Uhr) und für den FCB gegen Mainz (Samstag, 15.30 Uhr) weiter.