Stuttgarts Trainer Thomas Schneider musste nach der 1:4-Derbypleite in Hoffenheim auf Leitner (Gelb-Rot) verzichten und ließ zudem Traoré auf der Bank schmoren. Dafür standen Sakai und Maxim in der Startelf und bildeten die runderneuerte linke Seite der Schwaben. Boka bezog auf der Doppel-Sechs neben Khedira Stellung. Hertha-Coach Jos Luhukay beließ es im Vergleich zur 1:2-Heimniederlage gegen Wolfsburg bei einer Änderung: Für Skjelbred (Infekt) kam Schulz von Beginn an zum Zug.
"Wir müssen uns unbedingt steigern", hatte VfB-Flügelflitzer Harnik im Vorfeld der Partie gefordert und wurde kurz nach dem Anpfiff eines Besseren belehrt: Im Anschluss an die erste Berliner Ecke präsentierten sich die Schwaben defensiv ungeordnet und bekamen den Ball nicht entscheidend geklärt: Ramos bediente Kobiashvili, der trocken ins linke Eck vollendete (5.).
Der 22. Spieltag
Es war ein Start ganz nach dem Geschmack der "Alten Dame": BSC hatte die erste Chance eiskalt genutzt, sich damit gehörig Respekt bei den Schwaben verschafft und kontrollierte fortan das Geschehen auf dem Rasen. Der Aufsteiger machte dabei nicht mehr als nötig und beschränkte sich auf Ergebnisverwaltung. Gegen sichtlich verunsicherte Stuttgarter reichte das allerdings völlig aus. Dem VfB fiel rein gar nichts ein, sodass Kraft lange Zeit einen weitgehend beschäftigungslosen Nachmittag verlebte.
Es war kein attraktives Fußballspiel, dafür fehlte es an Tempo, Spielwitz und Überraschungsmoment. Die Partie lebte im Grunde von Zweikämpfen, um sich gegen Ende des ersten Durchgangs wieder zu steigern. Das lag primär an den Schwaben, die ihre offen zur Schau gestellte Verunsicherung ein wenig ablegten, nun konsequenter nach vorne agierten und belohnt wurden: Kraft faustete eine Ecke genau vor die Füße von Boka, der aus 18 Metern mit einem fulminanten Gewaltschuss den nicht unverdienten 1:1-Pausenstand markierte (45.).
Verschiedene Meinungen in Stuttgart: Elfmeter oder nicht?
Mit Gewalt zum Ausgleich: Boka (Mi.) bejubelt sein 1:1. Getty Images
Nach dem Seitenwechsel wurde es in der Mercedes-Benz-Arena lebhafter, auch weil nun gestritten werden durfte: Zweimal forderten die Stuttgarter Fans Strafstoß, zuerst bei einem Zweikampf von Schulz gegen Maxim (51.) und dann bei einem vermeintlichen Handspiel von Hosogai (58.) - Schiedsrichter Robert Hartmann bewertete beide Szenen als nicht elfmeterwürdig.
Ungeachtet dieser beiden Szenen, war es nun ein ansehnlicheres, weil flotteres Spiel. Zwar mussten beide Trainer weiterhin mit fehlender Passgenauigkeit hadern, dennoch war das Bemühen weder den Schwaben noch den Berlinern abzusprechen. Das führte dazu, dass Abschlüsse innerhalb der Strafräume nicht zu sehen waren. Anders verhielt es sich bei Fernschüssen: Boka (69.) und Sakai (78.) hatten aber ebenso wenig Abschlussglück wie auf der Gegenseite Cigerci (70.).
In der Schlussphase kochten dann die Emotionen hoch, vor allem bei VfB-Sportdirektor Fredi Bobic. Was war passiert? Zum Unmut des 42-Jährigen hatte Hartmann ein vermeintliches Foulspiel an Werner nicht geahndet, im Gegenzug foulte dann Boka Langkamp. Aus dem daraus folgenden Freistoß entsprang die neuerliche Führung der Gäste: Cigerci brachte den Ball in die Gefahrenzone, wo sich der kurz zuvor eingewechselte Wagner im Kopfballduell gegen Schwaab durchsetzte und zum 2:1 einnickte (87.). Der Joker erlebte danach eine Achterbahnfahrt der Gefühle, da er nach seinem vielumjubelten Tor binnen weniger Minuten gleich zweimal Gelb sah und folgerichtig mit der Ampelkarte vom Platz musste (90.+2). Am Berliner Auswärtssieg änderte sich freilich nichts mehr.
Während Hertha BSC den kommenden Spieltag am Freitag (20.30 Uhr) gegen den SC Freiburg vor eigenem Publikum eröffnet, sind die Stuttgarter am darauffolgenden Sonntag (15.30 Uhr) bei der Frankfurter Eintracht gefordert.