Benzin und Diesel erreichen Preise auf Rekordniveau, für den Umstieg auf ein Elektroauto fühlt sich noch nicht jeder bereit, und überhaupt ist der innerstädtische Stop-and-Go-Stress nichts, dem man sich gerne aussetzt.
Alternative zum Auto
Als Alternative zum Auto bietet sich vor allem Pendlern ein S-Pedelec an, mit dem man schnell vorankommt, ohne anschließend - schweißgebadet - unter die Dusche zu müssen. E-Bike, Pedelec, S-Pedelec - wo liegt da der Unterschied? Wenn man es ganz genau nimmt, sind E-Bikes eigentlich Krafträder, die auf Knopfdruck auch dann fahren, wenn man nicht in die Pedale tritt. Erforderlich ist dies hingegen bei den gängigen Pedelecs, deren Nenndauerleistung 250 Watt nicht überschreiten darf und die mit Tretunterstützung maximal 25 km/h vorlegen. S-Pedelecs wiederum ist eine Nenndauerleistung von bis zu 4000 Watt erlaubt, erst bei 45 km/h schaltet sich der Motor ab.
Beliebt in der Schweiz
In der Schweiz erfreuen sich S-Pedelecs einer deutlich höheren Beliebtheit als bei uns. Allein 2020 sind im Land der Eidgenossen 25.400 Exemplare verkauft worden, für Deutschland meldet der Zweirad Industrie Verband (ZIV) hingegen nur die Zahl 9800. Die Diskrepanz erklärt sich durch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die in der Schweiz deutlich großzügiger ausfallen als hierzulande. Dazu später mehr.
Überblick: Die wichtigsten Daten der Testkandidaten. TCS, ADAC
Es war denn auch der Touring Club Schweiz (TCS), ein Partnerclub des ADAC, der jetzt neun S-Pedelecs einem Test unterzogen hat. Drei von ihnen - BiXS E-Citybike, Tour de Suisse Broadway 45 und IBEX eComfort Neo+ - sind in Deutschland indes gar nicht erhältlich. Eine wirkliche Schwäche, die zur Abwertung "nicht empfehlenswert" geführt hätte, leistete sich keiner der Probanden. Acht Mal also das Prädikat "sehr empfehlenswert", ein Mal "empfehlenswert".
"Sehr empfehlenswert": Riese und Müller Charger 3. ADAC
Als Testsieger identifizierten die Tester das Riese & Müller Charger3 Mix. Touring HS 2022. Lob ernteten hier die gute Ausstattung, der hohe Fahrkomfort, die guten Bremsen und die sehr gute Beleuchtung inklusive Fern- und Bremslicht. Die rote Laterne bekam das Klever X-Speed Swiss, das mit 850 Wh die höchste Akkukapazität aufwies. Bemängelt wurden hier Schwächen bei der Motorunterstützung, außerdem der Umstand, dass die Bremsen nicht mit denen des restlichen Felds mithalten können und dass sich der Akku nur mühsam entnehmen lässt. Trotzdem reichte es für die Bewertung "empfehlenswert".
"Empfehlenswert": Klever X-Speed Swiss. ADAC
Nicht zufrieden zeigte sich der TCS mit der Reichweite der überprüften S-Pedelecs, die sich modellabhängig zwischen 38 und 54 Kilometern bewegte. Bei längeren Pendlerdistanzen oder Ausflügen kann es da schon einmal schwierig werden, ohne Ladepause ans Ziel zu gelangen.
Kennzeichen, Helmpflicht, Radwegverbot
Der ADAC empfiehlt als Alternative, beim gängigen Pedelec zu bleiben. Erstens des günstigeren Preises wegen - das Spektrum der Speed-Testkandidaten reichte immerhin von 4199 Euro (Cube Kathmandu 45 625 Wh Herren, Flyer Upstreet 5 7.10 HS) bis zu 7090 Euro (Stromer ST3). Zweitens reichen 25 km/h zumindest im Stadtverkehr völlig aus. Und drittens gestaltet sich das Miteinander deutlich einfacher, da einfache Pedelecs in Deutschland juristisch wie ganz normale Fahrräder behandelt werden. Im Falle der S-Pedelecs gilt es hingegen zu bedenken, dass sie nicht auf Fahrradwegen bewegt werden dürfen und dass es verboten ist, einen Anhänger für Kinder mitzuführen. Zudem benötigt ein solches Speed-Bike eine Haftpflichtversicherung samt Versicherungskennzeichen; der Fahrer respektive die Fahrerin muss - sofern ab April 1965 geboren - den Führerschein AM vorweisen können und mindestens 15 Jahre alt sein. Wie beim Auto gilt eine Promillegrenze von 0,5. Außerdem besteht Helmpflicht - wobei der potenziell lebensrettende Kopfschutz im Sattel jedweden Fahrrads dringend anzuraten ist.