Bundesliga

Neues Hertha-BSC-System: Pal Dardai will die Wende schaffen

Hertha stellt auf Fünferkette um

Neues System im "Druck-Spiel": Dardai will die Wende schaffen

Bringt das neue System die Wende für Pal Dardai und Hertha BSC?

Bringt das neue System die Wende für Pal Dardai und Hertha BSC? imago images/Mauersberger

Einen solchen Fehlstart wie in die aktuelle Spielzeit legte Hertha BSC zuvor in der Bundesliga erst einmal hin. 1972/73 verloren die damals von Helmut "Fiffi" Kronsbein trainierten Berliner nicht nur die ersten drei Spiele (2:3 gegen Düsseldorf, 1:2 in Bochum, 2:5 gegen Offenbach), sondern auch Spiel Nummer vier mit 0:4 beim FC Bayern. Diesmal soll das vierte Spiel die Wende zum Besseren bringen. "Ich bin optimistisch, dass wir jetzt anfangen zu punkten. Das wird auch notwendig nach drei verlorenen Spielen", sagte Sportdirektor Arne Friedrich in der Spieltagspressekonferenz am Freitag. Er hat sich unter der Woche jeden Tag das Training angesehen und "einen guten Eindruck gewonnen". Wichtig, das weiß auch Friedrich, wird es am Sonntag ab 17.30 Uhr: "Wir können auf dem Podium viel reden. Am Ende geht’s darum, die Tore auf dem Platz zu schießen. Da sind die Spieler jetzt gefragt. Die Verantwortung muss auch weitergegeben werden."

Neues System

Die Antwort von Coach Dardai auf zehn Gegentore (1:3 in Köln, 1:2 gegen Wolfsburg, 0:5 beim FC Bayern) ist eine Systemumstellung. Mit einer Fünfer- statt der bisher in dieser Saison praktizierten Viererkette soll die zuletzt verloren gegangene Stabilität zurückkehren. Für Dardai liegt der Vorteil auf der Hand: "Wir haben hinten Überzahl und einer kann dem anderen helfen. Die Jungs brauchen das." Den Dreierverbund in der letzten Reihe sollen Niklas Stark, Dedryck Boyata und Jordan Torunarigha bilden. Als linker Schienenspieler ist Maximilian Mittelstädt eingeplant, im Duell um den Platz auf der rechten Seite könnte Deyovaisio Zeefuik knapp vor Lukas Klünter liegen. Unter der Woche gab es viel Theorie-Input für die Profis. "Wir haben viel geschult. 5-3-2, 5-2-2-1 oder 5-2-1-2 - alles, was möglich ist, sind wir durchgegangen", so Dardai.

Es ist kein gänzlich neues System für Hertha, auch in der Vorsaison griff Dardai bereits punktuell auf eine Fünferkette zurück. "Wir haben letztes Jahr einige Sachen einstudiert", sagte der Ungar am Freitag und verlangt jetzt die zweite Stufe, konkret: "hoch verteidigen, Druck ausüben." Aus einem internen Trainingsspiel in dieser Woche, das über zweimal 20 Minuten ging und 0:0 endete, filterte Dardai positive Erkenntnisse: "Das hat schon sehr ordentlich ausgesehen. Die Fehlerquote war niedrig."

Was man spürt und hört: Alle reden über sechs Punkte. Das ist wieder ein großer Quatsch

Pal Dardai

Eine niedrige Fehlerquote braucht das Liga-Schlusslicht auch am Sonntag beim Aufsteiger. In Bochum will Hertha nach einem neuerlichen Umbruch, turbulenten letzten Transfertagen, dem verpatzten Start und Verstimmungen zwischen Dardai und Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic die Re-Start-Taste drücken. Binnen sechs Tagen soll mit den Spielen in Bochum und zu Hause gegen Fürth der Turnaround gelingen. Dardai, der in früheren Jahren den Spielplan gern in Vierer-Blöcke portionierte und jeweils für vier Spiele intern ein Punkteziel ausgab, will die nächsten Aufgaben "step by step" angehen. "Was man spürt und hört: Alle reden über sechs Punkte. Das ist wieder ein großer Quatsch", erklärte der Trainer. "Erstmal will ich sehen, dass wir einen Teamgeist geweckt haben und nicht jeder Spieler mit der eigenen Sache beschäftigt ist, sondern mit den anderen redet und hilft und coacht. Wir wollen eine Einheit sein, das war ein großer Schwerpunkt diese Woche. Es sieht immer besser aus. Aber es muss unter Druck funktionieren, und jetzt haben wir ein Druck-Spiel." Jedes Punktspiel könne man Druck-Spiel nennen, aber "natürlich ist es in unserer Situation noch schwieriger. Aber bis Weihnachten haben wir noch sehr viel Zeit."

Gleich sechs Spieler fehlen

Trotzdem ist klar: Falls Hertha auch in Bochum leer ausgeht, brennt der Baum im Berliner Westend lichterloh. "Damit wir eine stabile Hinrunde spielen, wäre es wichtig, dass wir Minimum einen Punkt mitnehmen", betonte Dardai, der gegen den VfL wie erwartet auf ein Sextett verzichten muss. Stevan Jovetic (Wade), Davie Selke (Rippenanbruch), Marvin Plattenhardt (Oberschenkel), Marton Dardai (Sprunggelenk), Krzysztof Piatek (Aufbautraining nach Knöchelbruch) und Rune Jarstein (Rückstand nach Herzmuskelentzündung) fehlen. Richten müssen es die anderen. Für Ishak Belfodil wird es nach dem Joker-Einsatz in München das Startelf-Debüt für seinen neuen Klub, für Myziane Maolida die Bundesliga-Premiere - und für den von Hertha proklamierten neuen Teamgeist die erste Bewährungsprobe.

Steffen Rohr

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