Bundesliga

Neuer Wirbel um Fabio Blanco - Krösche stärkt den 17-Jährigen

"Wir sind total überzeugt, dass Blanco bei uns den Durchbruch schaffen wird"

Neuer Wirbel um Fabio Blanco - Krösche stärkt den 17-Jährigen

Unzufrieden in Frankfurt: Fabio Blanco.

Unzufrieden in Frankfurt: Fabio Blanco. imago images/Kessler-Sportfotografie

Frankfurts Direktor Profifußball und Kadermanager Ben Manga hatte lange und intensiv um Blanco geworben. Für den spanischen U-18-Nationalspieler interessierten sich zahlreiche internationale Topklubs bis hin zum FC Barcelona. Dort hätte er beispielsweise bei den Profis trainieren und in der zweiten Mannschaft (3. Liga) spielen können. Via Pressemitteilung erklärte Manga bei der Verpflichtung: "Fabio war von einigen Topvereinen Europas stark umworben, doch letztendlich hat die gute Perspektive hier in Frankfurt den Ausschlag gegeben. Seine technischen Fertigkeiten sind außergewöhnlich, seine Art Fußball zu spielen und Situationen im Spiel zu antizipieren herausragend. Dennoch braucht auch ein junges Toptalent die Möglichkeit, sich zu entwickeln und zu entfalten. Diese Zeit bekommt Fabio bei uns."

Blanco unterschrieb einen Zweijahresvertrag mit Verlängerungsoption und zog mit seiner Familie nach Frankfurt. Die Erwartungen waren groß und wurden durchaus auch von der Eintracht geschürt: In den sozialen Netzwerken präsentierte der Klub Blanco prominent als künftigen Star. Der Flügelstürmer aus der U 19 von Valencia rechnete offenbar damit, zügig Bundesligaluft schnuppern zu dürfen. Sein Umfeld ist felsenfest davon überzeugt, dass Blanco mit all seiner Veranlagung - Antritt, Schnelligkeit, Technik, Dribbelstärke - schon jetzt den Durchbruch in der Bundesliga schaffen könnte. Trainer Oliver Glasner sieht das anders und nominierte den Offensivspieler noch kein einziges Mal für den Kader. Ob Blanco dem Team aktuell tatsächlich helfen könnte, bleibt deshalb im hypothetischen Bereich. Vielleicht hätte ihn ein anderer Trainer längst erfolgreich ins kalte Wasser geworfen, vielleicht aber auch nicht.

Blanco möchte er nicht mehr bei der U 19 spielen

In dieser Woche sollte Blanco eigentlich bei der U 19 trainieren, da wegen des zusätzlichen Spiels in der Europa League im Profibereich nur sehr dosiert gearbeitet wird. Objektiv betrachtet erscheint das sinnvoll, zumal er in der U-19-Bundesliga regelmäßig Spielpraxis sammeln kann. Achtmal kam er dort bislang zum Einsatz. Das entspricht zwar nicht den Erwartungen, ist aber besser als kein Wettkampf. Doch nun lehnte es Blanco erstmals ab, von den Profis zur U 19 zu gehen.

"Das ist ein kompliziertes Thema. Fakt ist, dass er momentan aus meiner Sicht nicht in der Verfassung ist, der Mannschaft helfen zu können. Deswegen ist er auch nicht im Kader. Wir haben ihm aufgezeigt, dass es in der Situation, in der wir sind - wir haben kaum Trainingseinheiten - für seine persönliche Entwicklung klüger wäre, bei der U 19 ordentliches Fußballtraining zu absolvieren und auch Spielminuten zu sammeln. Er hat jetzt gesagt, dass er das nicht will", erklärte Glasner auf der Pressekonferenz am Freitag. Die Lage sei deshalb "ein bisschen verzwickt". Der Coach betonte: "Momentan reicht es einfach nicht, dass er bei uns spielt. Alles andere müssen der Klub und er, beziehungsweise sein Berater besprechen."

Glasners Aussagen dürften kaum zur Beruhigung der Lage beitragen. Denn man kann auch den Spieler und seine Berateragentur verstehen: Um in der U 19 aufzulaufen, hätte er auch in Valencia bleiben können. Ganz zu schweigen davon, dass er in Barcelona auf höherem Niveau hätte trainieren und spielen können - Stichwort zweite Mannschaft, die in Frankfurt fehlt. Manga zeigt deshalb Verständnis für den Unmut. "Es ist für ihn jetzt sehr, sehr schwierig, das zu kapieren. Fabio hatte namhaftere Klubs: Real Madrid, Barcelona und, und, und. Die waren an ihm dran. Wenn diese Klubs anklopfen und man dann zur Eintracht geht... Nichts gegen die Eintracht natürlich, aber Namen wie Barcelona, Real Madrid oder Juventus hören sich international natürlich noch einmal anders an. Dass der Junge jetzt unzufrieden ist, weil er noch nicht im Kader stand, ist vollkommen normal", erklärte der Direktor Profifußball kürzlich im vereinseigenen Podcast. Zugleich warb er um Geduld: "Man muss den Jungen langsam aufbauen. Er kommt aus einem anderen Land, kann die Sprache nicht, die Inhalte im Training sind ganz anders, er ist jetzt auch im Training der 1. Mannschaft, davor war er im Jugendtraining - das alles braucht Zeit. Fabio ist ein super Junge, von dem wir zu 100 Prozent überzeugt sind. Ich glaube, denke und weiß, dass er hier bei der Eintracht irgendwann spielen wird."

Wechsel im Januar? Krösche ist dagegen

Ob es tatsächlich dazu kommt, erscheint jedoch zunehmend ungewiss. Aktuell verdichten sich die Anzeichen, dass Blancos Berateragentur bereits im Januar auf einen Wechsel drängen wird - mit Erfolg? Auch das wäre im Fall der Fälle fraglich. Sportvorstand Markus Krösche ist von Blanco komplett überzeugt, weshalb sollte er ihn ziehen lassen? Am Samstag erklärte der 41-Jährige im Gespräch mit dem kicker: "Es handelt sich um einen normalen Prozess. Wir alle sind total überzeugt davon, dass Fabio bei uns den Durchbruch schaffen wird. Er hat auch schon richtig gute Entwicklungsschritte gemacht, und jetzt gehen wir den Weg weiter. Wir wollen das Beste für den Jungen und haben nur seine Entwicklung im Kopf. Das müssen alle Beteiligten verstehen. Es geht nur um den Jungen, um nichts anderes."

Offenbar schlechte Kommunikation

Allerdings wird es nicht zuletzt auch an Glasner liegen, Blanco eine klare Perspektive bei den Profis aufzuzeigen. Im September sagte der Coach bei einer Pressekonferenz: "Fabio kam aus der U 17 von Valencia, hat noch nie im Erwachsenenfußball gespielt - und jetzt geht es in die Bundesliga, in eine der Top-5-Ligen Europas, zu einem Klub, der international spielt. Das ist schon ein sehr, sehr großer Schritt." Dass Blanco nicht aus der U 17, sondern der U 19 von Valencia kam, wusste Glasner scheinbar nicht. "Sport 1" berichtet zudem, dass Blanco erst aus den Medien davon erfuhr, dass er nicht für die Europa League gemeldet wurde - der Trainer teilte ihm diese Entscheidung demnach nicht persönlich mit. Die Nichtberücksichtigung in einigen Trainingsspielen bei den Profis sorgte für weitere Verstimmung. Auch in öffentlichen Einheiten war manchmal zu sehen, dass Blanco abseits trainieren musste, was alles andere als förderlich für die Entwicklung eines Talents ist.

Eine gute Kommunikation ist nun das A und O, falls es dafür nicht schon zu spät ist. Blanco und sein Umfeld sollten sich die Frage stellen, ob es tatsächlich gut für die Entwicklung wäre, nach nur wenigen Monaten in Frankfurt die Geduld zu verlieren und einen Wechsel zu forcieren. All der Trubel und die riesige Erwartungshaltung können einem 17-Jährigen nicht guttun. Doch auch die Klub-Verantwortlichen, allen voran Glasner, stehen in der Pflicht, dem Ausnahmetalent eine klare Perspektive aufzuzeigen - nicht in der U 19, sondern in der Bundesliga.

Julian Franzke

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