Bundesliga

Nach Unions Coup: Köpenick in Feierlaune

Berlin: Khedira und die "Gefühlsexplosion"

Nach Unions Coup: Köpenick in Feierlaune

In Partystimmung: Berliner bejubeln die CL-Qualifikation.

In Partystimmung: Berliner bejubeln die CL-Qualifikation. IMAGO/Beautiful Sports

"Was ne‘ Scheiße, was ne‘ Scheiße, was ne‘ Scheiße, Champions League", sangen die Union-Fans auf natürlich ironischer Weise unmittelbar nach dem 1:0-Erfolg gegen Werder Bremen. Anscheinend konnten die Anhänger diesen neuen Höhepunkt auch noch nicht ganz realisieren. Diese Erfolgsgeschichte des Vereins aus Berlin-Köpenick ist schon eine der ganz besonderen und seltenen Art.

Das verrät bereits ein Blick in die jüngere Vergangenheit: Vor etwa genau vier Jahren, am 27. Mai 2019, setzte sich der 1. FC Union in der Relegation gegen den VfB Stuttgart durch und stieg damit erstmalig in der Klubgeschichte in die Bundesliga auf.

Doch mit dem Abstiegskampf hatte der Aufsteiger danach nur wenig zu tun, im Gegenteil: Die Eisernen akklimatisierten sich in Windeseile und arbeiteten sich sukzessive (Platz 11, 7 und 5) immer weiter Richtung Tabellenspitze. Und die Qualifikation für die Europa League stellte eben nicht die Klimax dar, von wo aus es bei einigen anderen Vereinen wieder weiter nach unten ging.

Fischer fordert Demut und Bescheidenheit

Sondern genau vier Jahre nach dem Aufstieg auf den Tag genau qualifizierten sich die Hauptstädter nun für die Königsklasse. Trainer Urs Fischer hatte für diesen neuen erreichten Meilenstein noch keine passenden Worte parat. "Ich muss es noch ein wenig sacken lassen", erzählte der Schweizer. "Es wird wichtig sein, dass wir uns treu bleiben, diese Demut und Bescheidenheit zeigen und uns nicht großartig verändern. Das wird am Schluss die Herausforderung sein."

Erst einmal stellte auf dem Weg in die Champions League der SV Werder Bremen eine knifflige Aufgabe dar. Denn die Hanseaten verteidigten teilweise sehr clever und kompakt. "Wir haben auf der Trainerbank diskutiert, was wir noch machen, wie wir noch offensiver auftreten können", beschrieb Fischer. Der 56-Jährige wechselte mit Sven Michel einen weiteren Stürmer ein, Union entwickelte im letzten Drittel mehr Durchschlagskraft.

Für den Moment war es schon das wichtigste Tor in meiner Karriere.

Rani Khedira

Die Berliner fanden einige Lücken im Bremer System, präsentierten sich im Abschluss allerdings noch zu fahrig. So fasste sich ausgerechnet Rani Khedira, nicht unbedingt als ausgewiesener Distanzschütze bekannt, ein Herz und hievte den Ball mit Hilfe des Innenpfostens ins lange Eck.

"Für den Moment war es schon das wichtigste Tor in meiner Karriere. Es war eine Gefühlsexplosion", betonte Khedira, der das Spielgerät natürlich genauso versenken wollte. "Im Training wurde ich oft genug kritisiert, dass ich nicht mit der Innenseite schieße. Manchmal haben die Trainer dann eben doch Recht."

Und der gesamte Trainerstab sowie Mannschaft und Funktionäre haben ebenso in dieser Spielzeit wieder viele richtige Entscheidungen getroffen, was dazu führt, dass es Union Berlin in der kommenden Saison mit Granden wie beispielsweise Paris Saint-Germain, Manchester City oder Real Madrid zu tun bekommt. Wer hätte das vor einigen Jahren gedacht?

Jannis Klimburg

Bilder zur Partie 1. FC Union Berlin gegen Werder Bremen