Bundesliga

SCF News | Kraftwerk Günter braucht neuen Dampf

Ungewohnte Bankplätze, keine Nationalelf, aber langer Urlaub

Nach Formschwäche: Kraftwerk Günter braucht neuen Dampf

Dauerbrenner und Dauerläufer beim SC Freiburg: Christian Günter.

Dauerbrenner und Dauerläufer beim SC Freiburg: Christian Günter. IMAGO/Jöran Steinsiek

Wenn die Freiburger Profis am Montagvormittag um 10.15 Uhr auf dem Rasen neben dem Europa-Park-Stadion in die Sommervorbereitung starten, ist der Kapitän dabei. Einerseits ärgerlich, ging doch Günters Wunsch, für die Juni-Länderspiele nominiert zu werden, nicht in Erfüllung. Dann wäre er mit den anderen Nationalspieler erst eine Woche später ins Klubtraining eingestiegen.

Die Entscheidung von Bundestrainer Hansi Flick könnte sich andererseits aber auch als Segen für den Freiburger Dauerbrenner entpuppen. Nicht nur, weil sich angesichts der schwachen DFB-Auftritte beinahe jeder nicht Berücksichtigte als Gewinner fühlen konnte. Sondern, weil sie dem im Job seit Jahren fast maximal beanspruchten Familienvater sechs Wochen Urlaub am Stück ermöglichte.

"Die Pause kam für ihn zum absolut richtigen Zeitpunkt", findet SC-Sportvorstand Jochen Saier: "Die Erholung ist für Günni elementar und die Voraussetzung, dass er in der neuen Saison wieder den Dampf für sein Spiel hat." Den wird er brauchen.

Das Ende der abgelaufenen Saison verlief nämlich ungewöhnlich für den Mann mit der Trikotnummer 30. Sich kurz vor dem Anpfiff auf die Ersatzbank setzen, statt den Rasen in Wettkampfmontur zu betreten … Die Erinnerung daran muss mindestens verblasst gewesen sein bei Günter, bevor er sich am 33. Spieltag gegen Wolfsburg zu den Reservisten gesellte. Vor über sechs Jahren, am 15. April 2017, beim 0:4 in Leipzig, hatte der ewige Freiburger Linksverteidiger letztmals auf der Bank gesessen. Seitdem fehlte er nur dreimal im Kader - einmal verletzt, einmal gelb-rot- und einmal gelbgesperrt -, startete sonst in jedem Pflichtspiel.

Nach all den Jahren voller Konstanz, Verlässlichkeit und Startelf-in-Serie-Bestmarken hatte auch den achtmaligen Nationalspieler mal eine Formschwäche ereilt. Genauer gesagt war dem Linksfüßer nach bereits 44 Saisonspielen auf der Zielgeraden etwas der nötige Dampf ausgegangen. Die Nicht-Berufung für die Nationalelf war daher durchaus nachvollziehbar. Zumindest isoliert betrachtet, denn der nominierte Positionsrivale David Raum hatte ein klar schwächeres Halbjahr hinter sich.

Er ist bei uns eine tragende Säule.

Jochen Saier über Christian Günter

Aus der Power speisen sich im Wesentlichen die Stärken des athletischen Sprintertypen Günter, der über Wucht, Dynamik und Geradlinigkeit kommt. Diese Attribute kamen schon bei der bitteren 2:4-Niederlage im direkten Duell mit Union Berlin um das vierte Königsklassenticket am 32.Spieltag nicht wie gewohnt zum Tragen. Günter wurde daher - ebenso ungewöhnlich - bereits zur Pause ausgewechselt. Aus seiner Jokerrolle machte Günter dann Beachtliches, unterstützte die Kollegen vorbildlich von außen und leitete mit seinem einzigen Saisontor den 2:0-Sieg gegen Wolfsburg ein. Die finale 1:2-Niederlage in Frankfurt, als die Eintracht das Spiel nach Günters Einwechslung drehte, konnte er hingegen nicht verhindern. Sich danach aber erholen, statt auch noch die vielschichtigen Belastungen beim DFB mitzunehmen.

Nun soll Günter in seinem Heimat- und Herzensverein, dessen Trikot er seit 2007 ununterbrochen trägt, wieder hochfahren. Saier unterstreicht die Bedeutung des 30-Jährigen: "Er ist bei uns eine tragende Säule." Eine, die nach Jahren ohne echten Back-up hinten links inzwischen verstärkten Konkurrenzdruck durch die U-21-Nationalspieler Kenneth Schmidt und Noah Weißhaupt verspürt. Offensivkraft Weißhaupt hatte ihn im Saisonfinale zweimal als linker Schienenspieler in der Startelf ersetzt. Innenverteidiger Schmidt kann auch die linke Seite bespielen.

Günter wird intern also stärker herausgefordert als in den vergangenen Jahren. Von einer sich anbahnenden Wachablösung kann jedoch noch keine Rede sein. Eher ist mit einem eindrucksvollen Neustart des Freiburger Kraftwerks zu rechnen.

Carsten Schröter-Lorenz

Die Heimtrikots der Bundesligisten für die Saison 2023/24