Bundesliga

Musiala: Ein großer Konkurrent für große Namen

Kahn, Salihamidzic und Nagelsmann loben den Bayern-Youngster

Musiala: Ein großer Konkurrent für große Namen

Der mit dem Ball tanzt: Bayern-Youngster Jamal Musiala.

Der mit dem Ball tanzt: Bayern-Youngster Jamal Musiala. IMAGO/Jan Huebner

Eine solche Einlage baut Jamal Musiala (19) aus reiner Selbstverständlichkeit in seine Handlungsabfolge auf dem Fußballplatz ein, nicht zur persönlichen Show. Es zählt zu seinem natürlichen Repertoire, wenn er - wie im Supercup-Finale gegen Leipzig kurz nach der Pause - den Ball per Absatzkick auf den nachrückenden Alphonso Davies ablegt.

Ein Vergleich mit Zidane muss nicht verboten sein

Und wenn er immer wieder das direkte Duell sucht, wenn er mit dem Ball an einem oder gerne auch an mehreren attackierenden Gegnern vorbeitanzt, ergeben diese Geschmeidigkeit, Beweglichkeit und Eleganz die Leichtigkeit seines Spiels. Die Erinnerung an den großen Zinedine Zidane muss da nicht verboten sein, obwohl sie gewaltig ist und erst bestätigt werden muss. Beim 5:3-Erfolg in Leipzig servierte Musiala einige spektakuläre Kostproben seines besonderen Talents, das Tor zum 1:0, die Mitarbeit beim 2:0, den Service zum 3:0.

Supercup 2022

"Ich hatte mehrere Situationen, in denen ich vorne etwas kreieren konnte", sagte Musiala hinterher. "Ich hatte einfach Spaß." Wo diese Wohlfühlkomponente im Fußball oft als Bedingung für gute Leistungen strapaziert wird, verkörpert Musiala den Prototyp des Spaßfußballers.

Immer wieder sucht der acht Jahre lang beim FC Chelsea in London ausgebildete junge Mann in seinem Sprech nach dem passenden deutschen Wort. "Ich persönlich habe immer hohe - wie heißt das…?" Erwartungen vielleicht. "Ja, Erwartungen an mich selbst." Obwohl ihm seine Vorstellung nach dem Seitenwechsel gegen RB - mit ein paar Ballverlusten - weniger gefiel, fand er sie "ganz gut von den Ideen, die ich hatte".  In vielen Bereichen will sich Musiala noch steigern und nennt speziell seine Konstanz in der Defensivarbeit sowie die Effizienz bei den Torschüssen.

Als "Augenweide" bezeichnete ihn Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach dem Auftritt im ersten Pflichtspiel 2022/23 und geriet zu Recht ins Schwärmen, als er ausführte: "Er ist so gut drauf, ein Spieler, der Freude macht, der so abgeklärt spielt und so gut am Ball ist." Als "einen der im Moment besten deutschen Spieler" lobte ihn der FCB-Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn, Trainer Julian Nagelsmann erhob ihn sogar in die "Weltklasse". Akteure dieser seltenen Kategorie müssen spielen. Aber wohin mit Musiala?

Im Mittelfeld kann Musiala überall spielen

In der vergangenen Saison machte die Nummer 42 im Münchner Kader in 40 Pflichtpartien mit, allerdings lediglich 18-mal von Beginn an, 22-mal verspätet als Einwechselspieler. In seiner kompletten Bayern-Zeit gehörte Musiala 30-mal zur Startelf, 11-mal im defensiven Mittelfeld (10-mal unter Nagelsmann, 1-mal unter Hansi Flick), 8-mal links offensiv (4-mal unter Nagelsmann, 4-mal unter Flick), 7mal zentral (3-mal unter Nagelsmann, 4-mal unter Flick) und 4-mal rechts offensiv (2-mal unter Nagelsmann, 2-mal unter Flick). In der Nationalmannschaft durfte er 5-mal bei Anpfiff loslegen, 2-mal links offensiv, 1-mal rechts offensiv, 1-mal in der Mitte und 1-mal als Sechser. Er kann es also überall im Mittelfeld.

"In der Offensive kann ich am meisten, auf der 10 oder außen links macht es immer Spaß", sagt Musiala und ergänzt: "Wenn ich auf dem Feld bin, macht es immer Spaß, dann bin ich schon glücklich." Und so ist es nur logisch, dass er sich nun für die Start- und Stammelf qualifizieren will, wie er es diplomatisch formuliert: "Es ist für jeden Spieler das Ziel, Spieler in der Startelf zu werden", selbst wenn die Umsetzung "nicht einfach" werde.

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Acht Kandidaten: Die Konkurrenz im Mittelfeld ist enorm

Denn die Zahl der Bewerber ist groß in München. Auf der linken Seite stürmt für gewöhnlich Kingsley Coman, zur Aushilfe Eric Maxim Choupo-Moting; auf der rechten Leroy Sané oder Serge Gnabry oder Thomas Müller, in der offensiven Zentrale - , wenn sie denn je nach System und Taktik besetzt wird - Müller oder (selten) Leon Goretzka, im Sechserbereich Joshua Kimmich, Goretzka oder neuerdings Marcel Sabitzer.

Es ist eine gewaltige Konkurrenz, gegen die sich Musiala da behaupten muss. Sein Vorteil: Er kann es in mehreren Rollen. Für die prominenten Namen wie Sané, Gnabry, Coman oder Müller ist er deswegen ein ernsthafterer Herausforderer im Wettstreit um einen Platz in der ersten Elf.

Karlheinz Wild

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