Bundesliga

Mit Blick auf Haaland: Rose ist "tiefenentspannt"

Der BVB zwischen dem Interview des Stürmers und der Pokalaufgabe bei St. Pauli

Mit Blick auf Haaland: Rose ist "tiefenentspannt"

"Die Situation ist ja nicht neu für uns. Es wird ständig spekuliert", so Marco Rose.

"Die Situation ist ja nicht neu für uns. Es wird ständig spekuliert", so Marco Rose. imago images/ActionPictures

Und die sieht nach zwei Siegen zum Jahresauftakt und einer deutlichen Leistungssteigerung seines Teams wieder deutlich freundlicher aus als noch vor der Winterpause. Am Dienstag im Pokal soll gegen St. Pauli der nächste Schritt Richtung Titelverteidigung folgen.

Es erinnert an Asterix und die Gallier, die den Römern Widerstand leisten: Europaweit spricht man in diesen Tagen über das jüngste Interview von BVB-Stürmer Erling Haaland, in dem der Norweger - der aufgrund seiner Wucht ja durchaus so wirkt, als sei er als Kind auch mal in einen Zaubertrank gefallen - am Freitag seinem Klub vorwarf, er würde Druck auf ihn ausüben bei der Frage, wo er in Zukunft seine Tore schießen möchte. Auf dem Trainingsgelände der Borussia im Dortmunder Stadtteil Brackel allerdings sei das kein Thema, sagt Trainer Marco Rose vor dem Pokalspiel beim Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker).

Ich sehe Erling hier jeden Tag. Er freut sich auf das Pokalspiel. Er freut sich auf die kommenden Aufgaben. Nur das zählt für mich.

Marco Rose

Es gibt ja auch sportlich betrachtet keinen dringenden Grund dazu: Haalands Leistung beim 5:1 gegen Freiburg stimmte, sein Doppelpack sprach für sich. Zuvor gegen Frankfurt half er in der turbulenten Schlussphase mit, aus einem 0:2 ein 3:2 zu machen. Und die Nebengeräusche? Die sind inzwischen Routine bei der Borussia. "Die Situation ist ja nicht neu für uns. Es wird ständig spekuliert", sagt Rose. Er sei "tiefenentspannt", was dieses Thema angeht, denn: "Ich sehe Erling hier jeden Tag. Er freut sich auf das Pokalspiel. Er freut sich auf die kommenden Aufgaben. Nur das zählt für mich."

Roses Gespräch mit Haaland

Am Sonntag hatte Rose das Gespräch mit Haaland gesucht. Aber nicht etwa, um mit ihm über das viel zitierte Interview zu sprechen. Es ging vielmehr um die jüngsten Siege, sein doppeltes Erfolgserlebnis gegen Freiburg, das eine Mini-Durststrecke beendete, und das, was da noch so an Herausforderungen auf den BVB zukommt in den nächsten Wochen - angefangen beim Pokalspiel am Millerntor. "Erling hat sich besonders über die Leistung der Mannschaft gefreut", berichtet Rose am Montag aus dem Gespräch.

Wer Haalands Ehrgeiz kennt, weiß, wie sehr Misserfolg an ihm nagt. Gegen Ende der Hinrunde sah man ihm das an, bei der Niederlage in Berlin wirkte es, als sei nur seine Hülle anwesend. Das Feuer, das sonst wild in ihm lodert, schien wie erloschen. Doch nach der kurzen Winterpause steht der Ausnahmeangreifer wieder in Flammen - auch wenn er das derzeit nicht immer so gut kanalisieren kann wie bei seinen beiden Treffern gegen Freiburg. In Frankfurt zoffte er sich mit zahlreichen Eintracht-Gegenspielern, gegen Freiburg legte er sich dann mit dem Schiedsrichter an, bevor er mit grimmiger Miene besagtes Interview gab. Haaland ist ein Mann der Extreme, auch in diesen Punkten. Doch in diesen Tagen scheint er wohl auch zu spüren, dass das Dezember-Tal, in dem sich das Team befand, durchschritten zu sein scheint.

Haaland ganz nach Plan

Rose sprach vielleicht auch deshalb explizit mit ihm über die beiden Treffer am vergangenen Freitag, die idealtypisch für das standen, was der 45-Jährige von seiner Mannschaft sehen möchte. Konsequent setzten die Dortmunder in beiden Szenen die Freiburger unter Druck, brachten sie so in der eigenen Hälfte aus dem Konzept und luchsten ihnen schließlich den Ball ab. Dann ging die Post ab: Mit schnellen Pässen und tiefen Läufen wurde die unsortierte Hintermannschaft des SC endgültig auseinandergerissen. Der Rest war Formsache für Haaland, der - ganz nach Plan - jeweils das letzte Glied der Angriffskette war. "Das ist der Weg", sagt Rose über die Tore, an denen auch Mahmoud Dahoud und Jude Bellingham durch ihr aggressives Nachsetzen ihren Anteil hatten.

Wir haben mit den beiden Spielen in diesem Jahr etwas angefangen, da wollen wir weitermachen.

Marco Rose

Vor der Winterpause, sagt Rose, habe seine Mannschaft gewisse Dinge vermissen lassen. Der Plan, aus verschiedenen Situationen gefährlich zu werden, sei deshalb nicht mehr aufgegangen. "Jetzt bringen wir sie wieder zum Vorschein. Wir haben mit den beiden Spielen in diesem Jahr etwas angefangen, da wollen wir weitermachen." Das Spiel gegen den FC St. Pauli, den Rose in der kommenden Saison in der Bundesliga sieht („Auch wenn das ihr Trainer vermutlich nicht gerne hört“) sei dabei ein entscheidendes. "Wir sind der Titelverteidiger. Wir wollen uns weiterentwickeln, bessern werden, erfolgreich sein." Und damit auf sportlicher Ebene jene Bedingungen herstellen, die es einem vor Kraft und Ehrgeiz strotzendem Typen wie Erling Haaland leichter machen, sein inneres Feuer in die richtige Bahn zu lenken.

Matthias Dersch

Spieltagsbilder 19. Spieltag 2021/22