Bundesliga

Mintzlaff macht Nagelsmann Druck - Leipzigs Alternativen zu Marsch

Trainer erklärt Bayern-Wechsel

Mintzlaff macht Nagelsmann Druck - Leipzigs Alternativen zu Marsch

"Ich habe kein schlechtes Gewissen": Julian Nagelsmann.

"Ich habe kein schlechtes Gewissen": Julian Nagelsmann. imago images

Die Abwicklung der Personalie Julian Nagelsmann ging am Montag und Dienstag im RB-typischen Hochgeschwindigkeitstempo über die Bühne. Nach dem gequälten Ja der Bayern zu der nicht verhandelbaren Ablöseforderung von 25 Millionen Euro und den von beiden Vereinen gleichzeitig versendeten Vollzugsmeldungen an die Medien trat Nagelsmann um 10 Uhr vor die Mannschaft, um sie von seiner Entscheidung zu unterrichten.

"Ich habe kein schlechtes Gewissen und glaube auch nicht, dass die Spieler sauer sind", sagte er, als er nach dem Training gemeinsam mit Klubchef Oliver Mintzlaff in einer virtuellen Medienrunde Stellung nahm zur vorzeitigen Vertragsauflösung und den rasanten Entwicklungen der vergangenen Tage.

Die Bayern spielten schon bei Nagelsmanns Einstellungsgespräch in Leipzig eine Rolle

"Wir wären froh, wenn wir diese Pressekonferenz nicht hätten. Es ist eine Situation, die wir uns nicht gewünscht haben", schilderte ein zwar geschafft wirkender, aber entschlossen auftretender Mintzlaff, der einer kollektiv aufgebrachten und verständnislosen Anhängerschar erklären sollte, warum er Nagelsmann aus dem bis 2023 datierten Vertrag zum direkte Konkurrenten entließ. "Julian trat mit dem Wunsch an uns, seinen Lebenstraum zu erfüllen. Und wir haben entschieden, dem nachzugeben und Julian die Freigabe zu erteilen im Wissen, dass von 100 Fans 100 dies nicht verstehen", sagte der Geschäftsführer.

Letztendlich sei es "eine Abwägung von emotionalen und rationalen Aspekten" gewesen, bei der auch das Einstellungsgespräch mit Nagelsmann vor seinem Wechsel von Hoffenheim nach Leipzig eine Rolle gespielt habe. Da habe sich Nagelsmann zwar auf den Verzicht einer Ausstiegsklausel eingelassen, aber schon da hatte er gegenüber Mintzlaff darauf hingewiesen, dass er mal seinen Lieblingsverein FC Bayern trainieren wolle. "Bei uns gilt auch das gesprochene Wort", so Mintzlaff am Dienstag.

Mintzlaff: "Für 23 Millionen hätten wir ihn nicht gehen lassen"

"Für andere Klubs hätte ich diesen Vertrag nicht beendet", ergänzte Nagelsmann, der betonte, neben Dayot Upamecano keine Spieler mit nach München zu nehmen. Nach dem Hoffenheim-Spiel am vorletzten Freitag habe es die erste Kontaktaufnahme durch den FC Bayern gegeben, berichtete der Coach. Nach guten und kurzen Telefonaten vor allem mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic war er schnell eingefangen, am Sonntagabend nach dem 2:0-Sieg der Leipziger gegen Stuttgart wurden die letzten Detailfragen geklärt.

Parallel dazu liefen die Ablösegespräche zwischen Mintzlaff sowie Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Kahn. "Es war klar, dass es eine massiv hohe Ablöseforderung geben muss und dass der Wechsel innerhalb von wenigen Tagen abgeschlossen werden muss", so Mintzlaff. Er habe "gehofft, dass die Forderungen nicht erfüllt worden wären". Als die Bayern dennoch Ja sagten, war die Sache durch. Über die Höhe der Ablöse sagte Mintzlaff: "Für 23 Millionen hätten wir ihn nicht gehen lassen."

Aufs Tempo drückte Mintzlaff vor allem, damit das Saisonfinale nicht vom Trainer-Transferthema begleitet und womöglich überschattet wird. Der RB-Chef nutzte das Podium, um den scheidenden Trainer unter höchstmöglichen Druck zu setzen. "Wir erwarten die Rekordsaison in der Bundesliga und den ersten Titel der Vereinsgeschichte", so seine Forderung. Noch vier Punkte aus drei Spielen sind nötig, um die Rekordsaison 2016/17 zu überbieten.

Marsch ist Favorit, Alternativen sind Schmidt und Svensson

Ein Sieg am Freitag bei Werder Bremen ist für den Einzug ins DFB-Pokal-Finale Voraussetzung. "Wir haben Ziele, und an vorderster Front steht da Julian Nagelsmann. Wir wollen die zwei Jahre extremst erfolgreich abschließen", so Mintzlaff. Ein Aus in Bremen als direkte Konsequenz aus den jüngsten Turbulenzen würde diese Pläne kolossal konterkarieren.

Mintzlaff muss sich nun auf die Suche nach einem neuen Trainer und einem neuen Sportdirektor machen. Für die Nagelsmann-Nachfolge gebe es "eine Shortlist mit drei Namen", so Mintzlaff. Als Favorit gilt der US-Amerikaner Jesse Marsch, der bei RB Salzburg einen bis 2022 datierten Vertrag ohne Ausstiegsklausel besitzt. Marsch ist ein Kind des Fußball-Imperiums von Red Bull, der nach erfolgreichen Jahren in New York in der Saison 2018/19 als Co-Trainer von Ralf Rangnick in Leipzig hospitierte und danach die Chefrolle in Salzburg übernahm.

Marsch ist heiß auf den Job, das machte er erst kürzlich in einem "Sky"-Interview mit den Worten deutlich: "Wenn ich die Möglichkeit als Trainer in Leipzig haben kann, dann ist es eine super Idee für mich." Alternativen mit RB-DNA sind der bei der PSV Eindhoven aktive Roger Schmidt und der gerade mit Mainz 05 im Abstiegskampf auftrumpfende Däne Bo Svensson. Eine Rückkehr von Rangnick ist kein Thema, das machte Mintzlaff mit der Bemerkung deutlich, man suche "neue Lösungen".

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Oliver Hartmann

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